Zwischen dem vierten und dem sechsten Lebensmonat wird in Deutschland empfohlen Beikost einzuführen. Meist bedeutet das, dem Kind Brei zu zufüttern.
Die „Baby-gesteuerte Beikosteinführung“ (im Englischen „Baby Lead Weaning“, kurz BLW) ist eine Alternative zur klassischen Beikosteinführung. Publiziert wurde über diese Methode erstmals von Gill Rapley, einer Kinderkrankenschwester und der stellvertretenden Direktorin der „Baby Friendly Initative“ des britischen UNICEF Büros. Der Grundstein des BLW ist die Beobachtung, dass Babys mit sechs Monaten, in der Regel von sich aus Interesse am Essen zeigen und dieses entdecken wollen.Dabei wird Stillen als die ideale Vorbereitung gesehen, da gestillte Babys die Milchaufnahme selbst regulieren und es nicht möglich ist ein gestilltes Baby zu überfüttern. Auch ändert sich der Geschmack der Muttermilch — je nachdem was die Mutter gegessen hat. Diese Umstände bereiten ein Baby auf die unterschiedlichsten Geschmacksrichtungen vor, die ihnen beim festen Essen begegnen werden.
Selbst entdecken ist die Devise
BLW nutzt und unterstützt die natürliche Neugier des Babys. Der Fokus liegt nicht in der Nahrungsaufnahme. Die eigentliche Sättigung wird weiterhin durch das Stillen oder ggf. durch die Flasche erreicht. Das Baby nimmt sofort an den Familienmahlzeiten teil, isst, was die Eltern essen und ist somit immer Teil der Familie. Nachahmen, dabeisein, experimentieren – und ganz nebenbei lernt das Baby essen. Das ist der Grundgedanke des BLW. Das Baby wird als Familienmitglied so früh wie möglich integriert. Das Essen ist erstmal Nebensache. So ist zu Beginn nicht damit zu rechnen, dass eine Milchmahlzeit komplett ersetzt werden kann.
Die Umsetzung ist denkbar einfach
Anfangs macht es Sinn, das Essen in Stifte zu schneiden, damit das Baby sie gut greifen kannst. Festere Lebensmittel wie Karotten, Kürbis, Kartoffeln oder Pastinaken sollten vorher gedünstet werden, damit sie gut gekaut bzw. gelutscht werden können, aber noch ausreichend Nährstoffe enthalten. Die Beikost orientiert sich an allgemeinen Grundprinzipien gesunder Ernährung. Salz- und Zuckergehalt sowie Zusatzstoffe und gehärtete Fette müssen hierbei beachtet werden. Daher bietet es sich an, mit puren Lebensmitteln anzufangen. Oder, wenn das Kind direkt vom Familienessen mitessen soll, die Speisen zunächst ungewürzt zuzubereiten. Bei verarbeiteten Lebensmitteln wie Brot, Aufstrich, Wurst und Fertig- oder Tütenprodukten ist Vorsicht geboten.
Die Gefahr sich zu verschlucken
Eine der größten Ängste von Eltern, wenn man über BLW spricht, ist, dass Kinder sich verschlucken und ersticken könnten. Das ist ein Irrtum. Denn bei BLW ist die Gefahr sich zu verschlucken geringer als bei anderen Methoden! Das Baby hat die Kontrolle über die Menge und die Art des Essens, das in seinem Mund landet. Eine Grundvoraussetzung für BLW ist das selbstständige sitzen. Babys die Brei bekommen, werden hingegen häufig in Wippen oder Autoschalen gefüttert Dabei liegen sie halb und saugen den Brei vom Löffel. Die Wahrscheinlichkeit sich dabei zu verschlucken, liegt um einiges höher. Ein Baby das aufrecht im Hochstuhl sitzt, kann Essen einfach nach vorne aus dem Mund fallen lassen. Babys entwickeln die Fähigkeit zu kauen und Essen in ihrem Mund zu bewegen erst, nachdem sie greifen können. Auch diese Fähigkeit hilft Babys Essen wieder aus dem Mund heraus zu bewegen, bevor sie sich daran verschlucken.
BLW in Theorie und Praxis
Wichtig ist, dass es sich bei diesem „Konzept“ um keinen rigiden Regelkanon handelt, der so und nicht anders durchgeführt werden muss. BLW kann als Ergänzung zum Füttern oder als Alternative gesehen werden. Möglich ist alles, was zur Familie und dem Baby passt. Ob Mama und Kind nun Brei füttern oder nicht, beides hat Vorteile und Nachteile. Die „Sauerei“ ist bei BLW anfangs größer, dafür lernen die Kinder schneller und selbstständiger zu essen, auch besteht nicht die Gefahr das Kind zu überfüttern. Wie in (fast) allen Dingen, die Kinder betreffen, sollte man sich auch hier davor hüten, sich in Dogmen zu verrennen. BLW ist eine neu/alte Methode Kinder an Essen heran zu führen. Probieren lohnt sich. Für Mutter und Kind.