Immer mehr Menschen halten sich mit Sport fit. Ein Porträt über eine Frau, die sich als Personal Trainerin einen Traum verwirklicht hat.
Pünktlich, gut gelaunt und mit roten Wangen erscheint Juliana Rein im Café Kranzler am Kurfürstendamm. Sie komme gerade vom Sport, erzählt sie leicht außer Atem. Das Sportoutfit hat sie gegen Poloshirt und Jeans getauscht. Sie ist zwar lässig und sportlich gekleidet, aber man sieht ihr an, dass sie Wert auf ihre Kleidung legt und auch ein bisschen eitel ist, denn sie trägt nur Markenkleidung.
Immer auf Trab
Kaum hat sie sich gesetzt und einen Kaffee bestellt, klingelt auch schon das Handy. Sie entschuldigt sich kurz und nimmt den Anruf entgegen. Eine Klientin möchte einen Termin verschieben. Rein holt ihren Terminplaner aus der Tasche, streicht sich die langen blonden Haare aus dem Gesicht, überlegt kurz und vereinbart ein neues Treffen. „Ich muss immer sehr flexibel sein und auf die Wünsche meiner Klienten eingehen.“ Das ist natürlich auch mit Stress verbunden. Rein muss täglich flexibel auf die Wünsche ihrer Klienten reagieren. Das erfordert Geduld, Organisation und Fingerspitzengefühl. Diese Fähigkeiten musste sie erst lernen. „Es gibt immer wieder Klienten, die sehr schwierig sind und glauben, sie wären die einzigen, die ich betreue.“
Das Risiko hat sich gelohnt
Die 29-Jährige arbeitet seit zwei Jahren als Personal Trainerin. Die Kunden, die zu ihr kommen, erwarten ein maßgeschneidertes Trainingsprogramm und eine individuelle sportliche Betreuung. Die Betreuung geht weit über den Sport hinaus, denn sie hört sich auch die Sorgen und Probleme der Menschen an. Sie ist Trainerin und Vertrauensperson in einem. Für Rein ist ein Traum in Erfüllung gegangen. Bevor sie anfing als Personal Trainerin zu arbeiten, war sie in einer Anwaltskanzlei angestellt und saß den ganzen Tag am Schreibtisch. Als sie das Wagnis einging, sich selbstständig zu machen, wusste sie, dass sie auf die Sicherheit eines festen Arbeitsplatzes verzichten würde, aber das war es ihr wert. „Ich genieße es als Freiberuflerin zu arbeiten und mir meinen Tag selbst zu organisieren.“ Die zierliche Frau hat schon immer gerne Sport gemacht und bis vor drei Jahren sogar als Profisportlerin. Davon allein konnte sie zwar nicht ihren Lebensunterhalt bestreiten, aber es war der perfekte Ausgleich zum Büroalltag.
So fing alles an
Ihre Begeisterung nahm ihren Anfang, als sie mit sieben Jahren am Wegrand stand und ihren Vater bei seinem Berlin-Marathonlauf anfeuerte. Die Atmosphäre riss sie mit und schon kurz danach fing sie selber mit dem Laufen an. „Mein Vater hat sich riesig gefreut, als ihn endlich jemand hin und wieder beim Laufen begleitet hat“, erzählt sie mit einem Strahlen in den Augen. Sie hat an mehreren Läufen teilgenommen, Medaillen und Auszeichnungen gewonnen, bis das Knie die ständigen Belastungen nicht mehr aushielt. Sie hatte sich übernommen, zu viel und zu hart trainiert. Sie war 23 Jahre alt, als die Ärzte ihrer Karriere als professionelle Marathonläuferin ein Ende setzten. Insgesamt musste sie drei Mal am Meniskus operiert werden. Ihre Liebe zum Sport und der Wille, selber irgendwann wieder zu laufen und Sport zu machen, waren enorm und beschleunigten den Heilungsprozess. Wenn man ihr zuhört, wie sie über ihren Sport redet und dabei ins Schwärmen gerät, weiß man welche Willenskraft dahinter steckt.
Sie hat ein offenes Ohr für Sorgen
Sie versteht es ihre Klienten zu begeistern und zu motivieren, weil sie selbst von der Kraft des Sportes überzeugt ist. Der Sport ist ihre Energiequelle. „Dabei kann ich abschalten und den Kopf frei bekommen. Nach dem Training bin ich ausgeglichen.“ Irgendwann kam sie auf die Idee, dieses Glücksgefühl, das sie beim Training empfand auch anderen Menschen nahe zu bringen. Sie entschloss sich für ein Sport-Fernstudium neben der Arbeit in der Anwaltskanzlei. Sie lacht laut und viel, wenn sie ihre Arbeit mit den Menschen schildert. „Die meisten kommen zu den Terminen eher lustlos und sie würden am liebsten direkt wieder nach Hause aufs Sofa gehen. Aber nachdem ich mit ihnen mein Training absolviert habe, haben sie gute Laune, sind ausgeglichen und gehen mit einem Lächeln auf dem Gesicht nach Hause.“ Das ist auch der Grund, warum ihre Kunden immer wieder kommen. Rein hat eine enorme Erfolgsbilanz vorzuweisen. Fast jeder Kunde, der sich für ein Training bei ihr entschlossen hat, kommt auch wieder. Das Training ist individuell auf jeden Kunden zugeschnitten. Da es sich bei den meisten ihrer Kunden um Manager und Führungskräfte handelt und sie wenig Zeit haben, richtet sie sich ganz nach deren Wünschen. Sie läuft mit ihnen in der Mittagspause um den Block, geht Bogenschießen oder absolviert mit ihnen klassisches Krafttraining. Glücklich ist sie mit ihrem Beruf, weil sie ihren Klienten etwas beibringen kann. Sie hilft ihnen ein Gefühl für ihren Körper zu bekommen, sich gesund und ausgewogen zu ernähren.
Yoga zur Entspannung
Aufpassen, dass sie sich nicht übernimmt, muss Rein immer noch. Es gibt Tage, an denen sie abends todmüde ins Bett fällt. Rein ist ein richtiges Arbeitstier und sie liebt es, ständig unterwegs zu sein. „Ich bin froh, dass mein Freund mich immer wieder bremst und mir hilft, mich zu entspannen.“ Am besten können sie sich zusammen bei Yoga entspannen. So ganz ohne Sport geht es eben auch nicht.