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Biomarker und Pockenviren in der Krebstherapie

Biochemiker, Gentechnologen und Krebsforscher beschreiten gemeinsam neue Wege in Früherkennung, Therapie und Prophylaxe von Krebs.

Neben den gängigen Krebsbehandlungen mit Chemotherapie und Bestrahlungen mit den bekannten, teilweise verheerenden Nebenwirkungen, gibt es inzwischen neue vielversprechende Ansätze sowohl in der Diagnostik wie den therapeutischen Maßnahmen. Nanotechnologie wird für die Markierung von Tumoren und malignen Zellen eingesetzt, onkologische Pockenviren stehen im Dienste der Zerstörung von Krebszellen.

Pockenviren als neue Hoffnungsträger im Kampf gegen Krebs

John Bell vom Ottawa Hospital Research Institute und andere kanadische Forscher haben einen Stamm von Vaccinia-Pockenviren, der früher für Impfstoffe gezüchtet wurde, gentechnisch verändert. Die Pockenviren haben wie alle Viren eine hohe Zellteilungsrate, das dafür benötigte Enzym können sie jedoch nicht mehr produzieren. In Tumorzellen wiederum ist dieses Enzym in weit höherer Konzentration vorhanden als in gesunden Zellen. Wenn Pockenviren in die Blutbahn krebserkrankter Menschen gebracht werden, suchen und finden sie gezielt die mutierten Zellen als idealen Lebensraum, vermehren sich in ihnen und zerstören sie letztlich. Diese Methode steht noch in ihrer Erprobungsphase, wurde jedoch schon in einer Phase-I-Studie an schwer Erkrankten getestet, die auf die klassischen Therapien nicht mehr ansprachen. Mit hohen Dosen von Pockenviren konnte das Tumorwachstum gestoppt werden. Die onkolytischen Viren könnten auf ihrem Weg durch die Blutbahn auch Metastasen aufspüren und zerstören. Die einzigen beobachteten Nebenwirkungen waren für einige Stunden leichte Grippesymptome. Ein vielversprechender Weg in der frühzeitigen Erkennung und Bekämpfung von stabilen und streuenden Tumoren.

Früherkennung anhand eines Bluttests

Die Krebsfrüherkennung steckt wissenschaftlich gesehen noch in den Kinderschuhen. Die bisherigen Methoden eignen sich nur in bedingtem Maße zur Früherkennung von karzinogenen Zellen. Meist wird eine Krebserkrankung erst erkannt, wenn der Erkrankte bereits Symptome aufweist oder sich ein Tumor von der Größe gebildet hat, dass er mit Ultraschall oder Röntgen erkannt werden kann. Die Heilungschancen sind aber desto besser, je früher Krebs diagnostiziert wird. Tumor-Stammzellen sind lange vor Ausbruch einer Krankheit im Blut nachweisbar. Hier setzt der Biochemiker und Krebsforscher Dr. Ulrich Kübler aus München an (http://www.kueblergmbh.com). Der Tumor entsendet bereits im Anfangsstadium Stammzellen in den Blutkreislauf, die später zu Metastasen führen. In Bluttests konnten 14 verschiedene Erkrankungen von Prostatakrebs bis Multiple Sklerose anhand des spezifischen genetischen Codes der T-Zellen nachgewiesen werden. Die Proteinstruktur erkrankter Organe ändert sich, anhand von Messenger Molekülen lassen sich die Unterschiede im Cytoskelet der epithelialen Zellen (Drüsengewebe) einzelnen Krebskrankheiten zuordnen.

In einem anschließenden Test wird dem Patienten Blut entnommen und durch eine Zentrifuge in seine Bestandteile getrennt. Übrig bleiben Leukozyten. In der Kultur mit einem Lymphozyten Hemmstoff sterben gesunde Leukozyten ab, die kranken Zellen wachsen. Der Fish-Test identifiziert die Biomarker, Proteine, die die Tumor-Stammzellen ausstoßen und die für jede Krebsart spezifisch sind. Die Bestimmung der spezifischen Eigenschaften der Biomarker hilft bei der Entwicklung geeigneter Therapien. So weiß man, dass das Vorhandensein des OCT-4-Gens eine Resistenz der Tumorzellen gegenüber einer Chemotherapie bedeutet.

Aktivierung der körpereigenen Immunabwehr durch Krebsimpfung

Die Impfung ist der dritte interessante Ansatz der wissenschaftlichen Forschung gegen Krebs. Bestimmte Gene wie das Cancer-Testis-Antigen, CTA, wird von vielen Tumorarten gebildet, von gesundem Gewebe jedoch nicht. Gelingt es, einen Impfstoff auf dieser Grundlage zu entwickeln, könnte das Immunsystem dazu gebracht werden, körpereigene T-Killerzellen gegen die Krebszellen einzusetzen. T- und B-Lymphome entwickeln sich aus Zellen des Immunsystems zu einem bösartigen Tumor. Die Suche nach geeigneten Tumorbestandteilen, mithilfe deren ein Impfstoff für möglichst viele verschiedene Tumorerkrankungen entwickelt werden kann, geht weiter.