Stiftung Warentest prüfte 28 Bio-Sonnenblumenöle von Aldi, Alnatura, BioGourmet, Edeka, Kaufland, Lidl, Netto, Penny, Rewe, Rossmann, Thomy und Vitaquell.
Schmeckt das Sonnenblumenöl ranzig und ist das Öl nicht klar sondern schlierig, dann wird es mit einem guten Test-Qualitätsurteil bei Stiftung Warentest schwierig: Stiftung Warentest hatte Sonne im Herzen und 12 kaltgepresste Bio-Sonnenblumenöle sowie 16 raffinierte Sonnenblumenöle auf der Zunge – darunter waren zwei raffinierte Bio-Sonnenblumenöle. Sie finden den Testbericht mit kernig-fruchtigen und modrig-stichigen Geschmacksaromen in der Preisspanne zwischen 1,49 Euro bis 9,60 Euro pro Liter seit dem 26. Oktober 2012 in der November-Ausgabe der Verbraucher-Zeitschrift „test“. Erfreulicherweise schnitten 13 der 28 geprüften Sonnenblumenöle mit dem Test-Qualitätsurteil „gut“ ab – vor allem die günstigen, raffinierten Öle. Dagegen stellten die Warentester bei den kaltgepressten und deutlich teureren Bio-Sonnenblumenölen sehr viel häufiger geschmackliche Fehler beim Verkosten fest. Insgesamt waren 13 Sonnenblumenöle „befriedigend“, ein Öl „ausreichend“, sowie ein ranziges Sonnenblumenöl nur „mangelhaft“.
Acht geschulte Öl-Tester demonstrierten die Macht der Zunge
Die Zunge ist „eine Welt voll Ungerechtigkeit“ bemerkte schon der biblische Jakobus im Kapitel „Die Macht der Zunge“: Acht sensorisch geschulte Öl-Tester demonstrierten ihre geschmackliche Zungenmacht und verkosteten voller Gerechtigkeit die Sonnenblumenöle bei exakt 28 Grad Celsius aus einheitlich blauen Gläsern. Mit 45 Prozent ging die sensorische Beurteilungsmacht der Zunge mächtig in das Gesamtergebnis ein. Die Warentester spitzten jedoch nicht nur die Zunge, sondern spritzten zur Freude des Reinigungspersonals wie wild in der Küche mit heißen Sonnenblumenöl herum – auch die Brateigenschaften wurden bestimmt. Immerhin ein halbes Dutzend der geprüften Sonnenblumenöle spritzte nicht so toll beim Braten in der Pfanne herum – allerdings haben Olivenöl oder Rapsölbessere Brateigenschaften.
Aldi und Thomy sind Testsieger bei den raffinierten Sonnenblumenölen
Sonnenblumenöl verwendet man vielfältig in der kalten und warmen Küche. Es eignet sich für die letzte Ölung von Salaten, zum Backen und Dünsten. Gerade raffinierte Sonnenblumenöle lassen sich hier durch den neutralen Geschmack vielfältig einsetzen. Dabei muss ein gutes Sonnenblumenöl nicht teuer sein: Testsieger bei den raffinierten Sonnenblumenölen wurden mit Test-Qualitätsurteil „gut“ (2,0″) „Bellasan“ von Aldi (Süd) und das Sonnenblumenöl von Thomy – das Aldi-Öl gibt es schon für günstige 1,49 Euro pro Liter. Auch in anderen Discountern und Supermärkten findet man gute Öle für den gleichen Preis. Weitere gute Test-Qualitätsurteile erhielten in Reihenfolge der absteigenden Testnote „Vegola“ von Netto, „Buttella“ von Aldi (Nord), „Bonita“ von Penny, „Vita D’or“ von Lidl, das Bio-Sonnenblumenöl von BioGourmet, sowie die Sonnenblumenöle von Kaufland, Netto und Real.
Befriedigende raffinierte Sonnenblumenöle
Fünf raffinierte Sonnenblumenöle erhielten das Test-Qualitätsurteil „befriedigend“, darunter „A & P“ von Tengelmann, „Gut & Günstig“ von Edeka, das Sonnenblumenöl von Baktat, „Frisan“ von Norma und „Ja!“ von Rewe. Das Bio-Sonnenblumenöl von Basic erhielt dagegen als teures Schlusslicht nur noch das Test-Qualitätsurteil „ausreichend“: Die Macht der Zunge entlarvte einen unausgewogenen Geschmack, die Macht der Nase entdeckte einen leicht oxidierten und leicht ranzigen Geruch. Außerdem fiel gerade das Bio-Sonnenblumenöl durch den höchsten Gehalt an ungesunden Trans-Fettsäuren negativ auf – zusätzlich entdeckten die Warentester den durch die Raffination entstandenen Schadstoff Glycidol.
Alnatura ist Testsieger bei den kaltgepressten Bio-Sonnenblumenölen
Durch die fehlende Raffination schmecken gute kaltgepresste Bio-Sonnenblumenöle raffinierterweise deutlich nussig, mit kernig-fruchtigen Geschmacksaromen. Testsieger wurde hier mit Test-Qualitätsurteil „gut“ („1,8“) das „native“ Bio-Sonnenblumenöl von Alnatura. „Native“ Öle sind naturbelassene Öle, beim Olivenöl entspricht zum Beispiel die Kategorie „nativ extra“ der höchsten Güteklasse. Besonders für Naturburschen und Naturmädels geeignet ist das zweite gute kaltgepresste „native“ Bio-Sonnenblumenöl: „Naturkind“ von Tengelmann. Besonders gut geeignet zum Braten und Frittieren ist dagegen das dritte gute Bio-Sonnenblumenöl von der Teutoburger Ölmühle. Es wird aus so genannten High-Oleic-Sorten der Sonnenblume gewonnen. Oleic acid ist die englische Bezeichnung für die Ölsäure (Omega-9-Fettsäure) – ein ölsäurereiches High-Oleic-Sonnenblumenöl ähnelt damit in den Brateigenschaften dem ölsäurereichen Olivenöl.
Kaltgepresste schalig-modrige Geschmacksaromen
Auch die Macht der unsensiblen Zunge entdeckt schnell einen holzigen oder schalig-modrigen Geschmack, auch die unsensible Nase riecht einen verbrannten Geruch: Solche Fehlaromen bei kaltgepressten Bio-Sonnenblumenölen entstehen manchmal durch qualitativ schlechte Sonnenblumenkerne. Der Blütenstand der Sonnenblume braucht zur Reifezeit der Samen relativ trockene Bedingungen. Regnet es während der Erntezeit, machen Bakterien und Pilze dem guten Geschmack oft einen Strich durch die Aroma-Fehlerrechnung. Deshalb wurden einige der kaltgepressten Bio-Sonnenblumenöle nur noch mit Test-Qualitätsurteil „befriedigend“ bewertet. Befriedigend waren das Bio-Sonnenblumenöl von Real, „EnerBio“ von Rossmann, das Bio-Sonnenblumenöl von Aldi (Süd), das Sonnenblumenöl von Kunella Feinkost (kein Bio), sowie die Bio-Sonnenblumenöle von Rapunzel, Gut & Gerne, Bio Planète und Bio. Noch schlimmer erwischte es das Bio-Sonnenblumenöl von Vitaquell: Für stattliche 8,50 Euro pro Liter erhält man einen einwandfreien stark ranzigen Geschmack. Zusätzlich wies die chemische Qualität oxidative Veränderungen auf – die Macht der Tester-Zunge verlieh das Test-Qualitätsurteil „mangelhaft“.
Sonnenblumenöl enthält viele ungesättigte Fettsäuren und viel Vitamin E
Bei normalen Sonnenblumen-Sorten weist ein Sonnenblumenöl an ungesättigten Fettsäuren etwa 0,3 Prozent alpha-Linolensäure auf (Omega-3-Fettsäure), sowie etwa 44 bis 70 Prozent Linolsäure (Omega-6-Fettsäure) und 14 bis 43 Prozent Ölsäure. Der Wert für gesättigte Fettsäuren liegt meist unter 15 Prozent. Gegenüber Olivenöl oder Rapsöl hat Sonnenblumenöl einen etwa doppelt so hohen Vitamin E-Gehalt (Tocopherol). In den Sonnenblumenölen fanden die Warentester kein Arsen und keine Schwermetalle, keine Lösemittel oder Weichmacher. Auch die Polyzyclischen aromatischen Kohlenwasserstoffe (PAK) sowie Pestizide haben die Öl-Hersteller fest im Griff. Allerdings wiesen die Tester bei allen raffinierten Pflanzenölen Schadstoffe nach, die typischerweise bei der Raffinierung entstehen können. In manchen Sonnenblumenölen entdeckte die chemische Spürnase auch Mineralöle.