Verdrängt künstlicher Käse den echten Käse? Er sieht aus wie echter Käse und schmeckt fast so: Analogkäse. Das billige Kunstprodukt aus Pflanzenfett und Aromen wird immer häufiger als Käse-Ersatz verwendet.
Die Tiefkühlpizza kommt dampfend und wohlriechend aus dem Backofen, der Käse ist zartschmelzend und goldbraun gebacken – eine Komposition für die Sinne, die einem das Wasser im Mund zusammen laufen lässt. Doch würde sich manch einer angewidert abwenden, wenn er wüsste, dass der vermeintlich köstliche Käse auf der Pizza gar kein Käse ist, sondern ein durch und durch künstliches Produkt: Der so genannte Analogkäseist eine Mixtur aus Pflanzenfett, Eiweißpulver und künstlichen Aromen und wird immer häufiger in Lebensmitteln genutzt, um Produktionskosten zu sparen – und das auf Kosten der Verbraucher.
Echter oder falscher Käse?
Während echter Käse aus Milch gewonnen wird und viele Monate für den Reifeprozess benötigt, lässt sich das Käse-Imitat mit billigen Zutaten innerhalb weniger Minuten und in großen Mengen produzieren. Das spart jede Menge Geld: Im Schnitt kostet der künstliche Käse nur knapp die Hälfte von echtem Käse. Kein Wunder also, dass Lebensmittelhersteller immer häufiger zum Kunstkäse greifen, um Ihre Produkte günstiger zu fertigen. Etwa 100.000 Tonnen Analogkäse werden hierzulande Jahr für Jahr produziert. Das entspricht ungefähr einem Anteil von zehn Prozent gemessen an der Menge von echtem Käse, der in Deutschland produziert wird. Doch wie steht es mit der Aufklärung des Kunden?
Kunstkäse als billiger Ersatz
Viele Konsumenten wissen meist nicht, dass es sich bei der Scheibe Schmelzkäse im Hamburger, der krossen Käseschicht auf dem Brötchen oder den Fetastückchen im Bauernsalat um das Imitat handelt. Wer käme auch auf die absurde Idee, dass auf einem Käsebrötchen gar kein Käse ist?
Zwar ist Analogkäse nicht schädlich – Experten befürchten jedoch, dass vor allem Allergiker auf das Käse-Imitat reagieren könnten. Und: Analogkäse ist nach dem Lebensmittelgesetzt schlichtweg kein Käse – Echter Käse wird immer aus Milch gewonnen. Also eine gezielte Täuschung des Verbrauchers? Aus Sicht der Produzenten des Kunstkäses und deren Anwendern ist der Antrieb klar: Lebensmittel lassen sich billiger produzieren und das wirkt sich gewinnsteigernd aus. In Zeiten einer lahmenden Wirtschaft ist dieses Vorgehen sogar in gewissen Grenzen verständlich. Unverständlich ist jedoch wie so häufig die Tatsache, dass so etwas auf Kosten der Endverbraucher geschieht. Dabei ist es meist gar nicht so schwer, Analog-Käse zu erkennen.
Tarnen und Täuschen mit Kunstkäse
Problematisch ist nicht der Kauf von Lebensmitteln im Supermarkt: Hier wird auf die Kennzeichnungspflicht entsprechend hoher Wert gelegt. Analog-Käse wird hier wohl nie als „Käse“ beworben werden. Wenn jedoch ein Sack mit Käseraspeln als „Pizzamix“ deklariert ist oder die verlockenden „Sandwich-Scheiben“ auf Käse schließen lassen, ist meist kein echter Käse drin, sondern lediglich die Fettmischung. Und wenn bei einer Tiefkühlpizza in der Liste der Inhaltsstoffe kein Käse sondern Pflanzenfett auftaucht, kommt mit Sicherheit das Imitat zum Einsatz. Unübersichtlich wird es aber in der Praxis: Wenn der „Pizzamix“ auf der Frutti-di-Mare Pizza des Italieners gegenüber landet, ist auf der runden Köstlichkeit nun mal kein Käse sondern eine gehörige Extraportion Pflanzenfett mit Geschmacksverstärker – ob nun bewusst oder unbewusst vom Koch benutzt. In allen Fällen der Unsicherheit muss der Verbraucher ran: Wer sichergehen will, keinen Kunstkäse vorgesetzt zu bekommen, muss selbst die Liste der Inhaltsstoffe prüfen oder die richtigen Fragen stellen und hoffen, dass die Antworten der Wahrheit entsprechen.