Private-Equity -Möglichkeiten werden noch zu wenig genutzt. Die Deutschen sind konservative Sparer. Mit ein bisschen mehr Vertrauen in die Leistungsfähigkeit des Mittelstandes könnten sie viel mehr Geld machen.
90 Prozent der Kapitalanlagen liegen in Deutschland bei Banken, Versicherungen und Bausparkassen fest, und das, obwohl die Zinserträge mager sind. Insgesamt handelt es sich dabei immerhin um ein Gesamtvermögen von vier Billionen Euro. Mit diesem Geld arbeiten die Institute zum eigenen Nutzen sehr gut, wie man an ihren prachtvollen Verwaltungsbauten unschwer erkennen kann. Sie haben es gerade in Deutschland auch sehr gut verstanden, die langweilige Geldanlage auf Sparbüchern und in festverzinslichen Wertpapieren als einzige solide und krisensichere Form des Sparens darzustellen.
Private Equity: Unternehmensbeteiligung der anderen Art
Finden auch immer mehr Bürger Gefallen an Aktien und Fonds, so spielt eine Form der Kapitalanlage, die zum Beispiel in den USA gleichberechtigt neben anderen steht, bei uns noch eine sehr kleine Rolle: Private Equity. Die meisten Sparer haben von dieser Möglichkeit, sich direkt an kleinen und mittleren Unternehmen zu beteiligen, noch nichts gehört. Das ist nicht verwunderlich, denn die Banken, Bausparkassen und Versicherungen – Hauptansprechpartner der Deutschen in Geldfragen – werden sie wohl kaum auf Alternativen hinweisen, die das Geld am Finanzsektor vorbeiführen. Im Gegenteil: Beratungserfahrungen zeigen, dass sie davon mit Schlagworten wie „zu spekulativ“ oder „zu risikoreich“ abraten. Natürlich muss der Anleger Vertrauen in die Wirtschaft haben, insbesondere Vertrauen in die Unternehmen, in die er investiert. Seriöse unabhängige Finanzberater können hier aber Tipps und vor allen Dingen Informationen über die Start-ups geben, die zur Disposition stehen.
Nichtsdestotrotz wächst der Private-Equity-Markt unaufhörlich. Eine 2007 veröffentlichte Studie des auf Finanzinvestoren spezialisierten „Centre for Management Buy Out Research“ (CMBOR) belegt, dass der kontinentaleuropäische Buy-out-Markt sich in den letzten fünf Jahren verdreifacht hat und 2006 einen Rekordwert von 121,5 Milliarden Euro erreicht hat.
Dünne Eigenkapitaldecke
Mehr als ein Drittel der mittelständischen Unternehmen verfügt über weniger als zehn Prozent Eigenkapital an der Bilanzsumme, nur knapp ein Fünftel über mehr als 30 Prozent. Auch für die Inhaber dieser Firmen ist es noch ungewohnt, sich Fremdkapital nicht über die Banken, sondern auf direktem Wege bei Anlegern zu beschaffen, wenn sie expandieren wollen. Aber die traditionellen Instrumente der Fremdfinanzierung reichen zur Deckung des damit verbundenen Kapitalbedarfs in der Regel bei weitem nicht aus und müssen durch zusätzliches Eigenkapital ergänzt werden. Privatanleger können diese Finanzierungslücke schließen und Unternehmen mit hohem Wachstumspotenzial eine Expansion ermöglichen, die vor dem Hintergrund von Basel II über den Bankensektor erschwert ist. So wird die Bereitstellung von Beteiligungskapital zu einem wichtigen Motor für den Siegeszug zukunftsweisender Technologien.
Rendite ohne Kursschwankungsrisiko
Was hat aber der private Anleger davon? Mit einer Kapitalbeteiligung ist man weder zins- noch inflationsabhängig. Der Anleger erhält eine Rendite, die sich am Gewinn des Unternehmens orientiert, und die ist in der Regel hoch, auf jeden Fall höher, als wenn das Geld konservativ angelegt wird. Die Geldanlage unterliegt keinen Kursschwankungen und auch nicht dem Risiko wie auf Aktienmärkten. Im Gegenteil: Das angelegte Geld arbeitet und erwirtschaftet satte Erträge.
Häufig ist im deutschen Markt auch die Kapitalzufuhr in Form von stillen Einlagen oder ähnlichen Instrumenten anzutreffen. Die für einen fest umrissenen Zeitraum zur Verfügung gestellten Mittel der Beteiligungsgesellschaft erlangen durch Rangrücktritt Eigenkapitalcharakter. Die Rechte des stillen Gesellschafters regeln die Paragrafen 230 ff. HGB.