Einvernehmliches, sicheres Handeln zweier mündiger Erwachsener als Grundsatz der BDSM-Szene, Vertrauen, Verantwortung und Hingabe als Voraussetzung für SM.
„Ruf mich an!“ tönt es in den Werbepausen nachts mit scharfer, befehlsgewohnter Stimme aus dem Mund einer in schwarzen Lack gekleideten Domina in privaten Fernsehkanälen. Und dieses Bild ist auch das, das der „StiNo“ – die übliche, von „stinknormal“ abgeleitete Bezeichnung für jemanden der mit der Szene nichts zu tun hat – von SM oder BDSM bekommt. Gewerbliche Dominas sind jedoch nur eine winzige Sparte auf diesem Gebiet. Die nichtkommerzielle BDSM-Szene lebt ihre Leidenschaft in völlig anderer Art und Weise aus.
Grundsatz der nichtkommerziellen BDSM-Szene
Im Grunde geht es bei BDSM um Hingabe, Lust, Leidenschaft und emotionale Nähe durch die Erzeugung eines starken Vertrauensbandes zwischen zwei Menschen. Keinesfalls geht es darum, dem anderen zu schaden, ihn zu verletzen oder ihm Schmerzen zuzufügen. Grundsatz der BDSM-Szene ist SSC, wobei das erste S für safe/sicher, das zweite für sane/mündig, bei klarem Verstand und das C für consensual/einvernehmlich steht. Diese drei Voraussetzungen müssen gewährleistet sein.
Formen von BDSM- Bondage/Diziplin, Dominanz/Submission, Sadomasochismus
Grundsätzlich teilt man BDSM in drei Kategorien ein, welche auch jeweils in der Abkürzung BDSM enthalten sind. BD steht für Bondage und Disciplin, hier geht es vornehmlich um Fesselspiele. DS steht für Dominance und Submission, hier geht es vornehmlich um Befehle und Unterordnung. SM steht für Sadism und Masochism und wird alltagssprachlich als Synonym für die ganze Szene benutzt. Hier geht es vornehmlich um scheinbaren Schmerz, wobei das Schmerzempfinden nicht immer gleich ist und Methoden, die normalerweise schmerzhaft wären und für einen Zuseher auch schmerzhaft aussehen, bei großer Erregung, der inneren Annahme dieses Gefühls und entsprechender Veranlagung nicht mehr schmerzhaft, sondern lustvoll sind. Meist handelt es sich um Mischformen mit Anteilen aus allen Untergruppen. Bei allen drei Formen trifft ein führender, dominanter Part, der Top oder Dom, auf einen sich hingebenden, submissiven Part, den Bottom oder Sub. Beide Parts können sowohl vom Mann, als auch von der Frau ausgeübt werden.
Dom/Top – Verantwortung für den anderen, Lustgewinn durch Vertrauen
Der Top zieht seine Lust daraus, den anderen zu führen und dessen vollkommene Hingabe zu spüren. Damit dies gelingt, muss der Top über eine enorme Beobachtungsgabe und großes Einfühlungsvermögen verfügen und sich seiner Verantwortung für den anderen stets voll bewusst sein. Er muss es schaffen, durch einfühlsames Handeln das Vertrauen des Bottoms zu gewinnen, denn nur wenn dieser sich voll und ganz hingibt, ist der Lustgewinn für beide maximal. Es geht darum, den sich ihm ausliefernden Partner an seinen Grenzen entlangzuführen. Für jeden Menschen gibt es Dinge, die sind in Ordnung, und andere, die sind tabu. Dazwischen gibt es eine Grauzone von Dingen, die das, was man kennt und mag, übersteigen, aber dennoch keine grundsätzlichen Tabus sind. In diesem Bereich findet BDSM statt. Die Grenzen sind variabel.
Je nach Tagesverfassung und Erregung werden an einem Tag Dinge als lustvoll empfunden, die am anderen Tag Schmerzen verursachen oder völlig tabu sind. So verursacht ein Schlag mit einem „Flogger“, einem Schlagwerkzeug, normalerweise Schmerzen. In einem Augenblick höchster Lust jedoch verändert sich das Schmerzempfinden und genau dieselbe Handlung verursacht Lust. Der Top hat die Aufgabe, an der Reaktion des anderen zu erkennen, wann etwas lustvoll und wann etwas schmerzvoll ist, wann eine Grauzone betreten und wann sich einem Tabu genähert wird, welches nie gebrochen werden darf, sonst ist das Vertrauen für immer dahin. Dies muss er immer wieder aufs Neue austarieren. Letztlich muss er den Sub besser kennen als dieser sich selbst und spüren, welche Tabus nur scheinbare sind und welche absolute. Auch darf er nicht unterhalb die Grauzone fallen, zumindest nicht dauerhaft, denn dies würde bei beiden Seiten die Erregung schmälern.
Sub/Bottom – Verantwortung für sich selbst, Lustgewinn durch Hingabe
Der Bottom hat die Aufgabe, sich in vollem Vertrauen dem anderen hinzugeben, sogar auszuliefern, sich fallen und vom Top auffangen zu lassen. Das kann man sich vorstellen wie bei Vertrauensspiele in psychologischen Seminaren, in denen Teilnehmer üben, sich rückwärts von einem Stuhl in die auffangende Menge fallen lassen. Nur auf sexuellem Gebiet und um ein Vielfaches potenziert. Wichtig ist dabei immer, für sich selbst zu sorgen, auf sich selbst zu achten. In einschlägigen Clubs ist es üblich, dass Wildfremde, die sich weiter nicht kennen, miteinander “spielen“, wie BDSM-Handlungen in der Szene genannt werden. Sich einem Wildfremden gefesselt auszuliefern ist verantwortungslos sich selbst gegenüber. Ein Sub muss in erster Linie darauf achten, wem er sich hingibt und nur bei wirklichem Vertrauen aus tiefstem Herzen mit “spielen“. Ansonsten läuft er Gefahr, körperlich oder seelisch verletzt zu werden.