Bauen mit Lehm – Eine alte Bauweise ist wieder zeitgemäß

Das Bauen mit Lehmelementen ist einfach, umweltfreundlich und seit Jahrtausenden bewährt. Einziger Wermutstropfen: Lehmbauten eigenen sich nur für sehr trockene Regionen.

Allseits bekannt ist, dass Lehm bei Fachwerksbauten in Form von Ziegeln oder auch als Gefach mit gehäckseltem Stroh und Weidengeflecht vermischt zum Einsatz kommt. Seltener wird der Lehm in gestampfter Form verbaut. Dass Lehmziegel nun auch im Außenwandbereich Lasten tragend eingesetzt werden ist eine bautechnische Neuheit, erstmals in Vorarlberg vom jungen Architekten Richard Caldonazzi eingesetzt. Die Anforderungen an das Material wurden streng überprüft: Luftdichtheit, Wärmebrückenfreiheit und Wärmedurchgangs-Koeffizienz mussten gegeben sein. Ungebrannte Lehmziegel bieten eine bessere Konzentration der speicherwirksamen Masse an der Randschicht des Materials.

Intelligenter Baustoff

Seit 9000 Jahren wird mit Lehm gebaut. Ein Drittel der Erdbevölkerung lebt in Lehmhäusern. „Lehm hat lange als Baustoff der armen Leute gegolten“, bedauert die renommierte Kärntner Architektin Eva Rubin, Lehmbauspezialistin und leidenschaftliche Verfechterin für einen der intelligentesten Baustoffe. Vom Aspekt der Nachhaltigkeit her ist das Naturmaterial ideal, besonders für Regionen, die lehmige Böden aufweisen, wie zum Beispiel Kärnten, das im Seental um Keutschach besten Rohstoff liefert.

Geeignet für den Fertigteilbau

Die leichte Form- und Bearbeitbarkeit bietet sich sogar für den Fertigbausektor an. Wer sich für diese ökologisch einwandfreie Bauweise entscheidet, sollte allerdings ein konsequentes Baukonzept verfolgen, um das optimale Ergebnis an Wohlfühl- und Energieeffizienz in seinem Haus zu erreichen. Wie bei einem Haus aus gebrannten Tonziegeln, ist auch beim Lehmhaus eine moderne Außenisolierung einzuplanen.

Schon Anfang der 1980er Jahre wurde Lehm als umweltfreundlicher und gesunder Baustoff wiederentdeckt. Was früher oft direkt in der Region in eigenen Lehmgruben gewonnen wurde, wird heute meist industriell gefertigt. So stehen dem Bauherrn ungebrannte Lehmziegel in unterschiedlichen Formaten zur Verfügung oder auch fein vermahlener Lehm, der wie Zement verarbeitet werden kann. Wer ökologisch denkt, weiß es zu schätzen, dass die Lehmziegel vollständig wiederverwertet werden können.

Die Atmosphäre der sicheren Höhle

Der natürliche Baustoff schafft ein ausgeglichenes und gesundes Raumklima. Wenn im Sommer die Sonne schier unerträglich wird, sind die Räume im Lehmhaus angenehm kühl. Im Winter schützt der Lehm vor zu trockener Raumluft, da er die Luftfeuchtigkeit reguliert.

Oberflächliche Feuchtigkeit kann dem Lehmbau nichts anhaben, dauernde Nässe verträgt er allerdings nicht. In den meisten Fällen werden in feuchten Gebieten eine Holzaußenschalung und großzügige Dachüberstände empfohlen. In trockenen Lagen ist die Bauweise äußerst dauerhaft.

Weltkulturerbe

Zu den traditionsreichsten Bauten gehören zum Beispiel die große Moschee von Djenné, die als Weltkulturerbe bekannt ist oder auch die jemenitische Hauptstadt, Sanaa, in der große Flächen der Stadtbauten aus Lehm sind. Im Südjemen werden aus dem Material sogar neunstöckige Hochhäuser erbaut. Manche stehen schon seit 500 Jahren. Allfällige Renovierungsarbeiten gestalten sich nicht so schwierig, weil Lehmziegel leicht zu ersetzen sind. In Weilburg (Deutschland) steht das höchste Lehmwohnhaus Europas. Es hat sechs Stockwerke.

Ein Baustoff fürs Leben:

  • Lehm ist schadstofffrei und hautfreundlich
  • Zur Aufbereitung und Verarbeitung wird sehr wenig Primärenergie benötigt
  • Lehm wirkt Luftfeuchte regulierend und ist diffusionsfähig
  • trockener Lehm wirkt antibakteriell und abweisend gegen Schädlinge
  • Lehm konserviert Holz
  • Lehm ist vollständig recycelbar
  • Lehm speichert Wärme
  • Lehm bindet Schadstoffe

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