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Bauchspeicheldrüsenkrebs

EndoTAG-1: Ein neues Medikament macht Patienten Hoffnung. Die Diagnose Pancreaskarzinom wird meist so spät gestellt, dass die 5-Jahres-Überlebensprognose meist ungünstig ausfällt. Eine neue Medikamentstudie macht optimistischer.

Etwa 3 % aller Krebserkrankungen sind Pankreaskarzinome: jährlich erkranken allein in Deutschland etwa 6.300 Männer und 6.600 Frauen daran. Der Bauchspeicheldrüsenkrebs ist bei Männern und Frauen die vierthäufigste Krebstodesursache.

Risikofaktoren

In einer europaweit durchgeführten EPIC- (European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition)-Studie, die sich mit den Zusammenhängen zwischen Krebs und Ernährung beschäftigt, werden Rauchen, Alkohol sowie zu viel tierisches Fett als Risikofaktoren genannt. Risikomindernd scheint eine Ernährungsweise mit einem hohen Anteil an Gemüse und Obst zu sein. Daneben werden Entzündungen der Bauchspeicheldrüse und Diabetes mellitus als Risikofaktoren diskutiert, wenn auch kontrovers. Ein geringer Anteil der Pankreas-Karziniom-Patienten scheint von einer familiär bedingten Risikoerhöhung betroffen zu sein.

Überlebenswahrscheinlichkeiten

Bösartige Neubildungen der Bauchspeicheldrüse gehören zu den Krebserkrankungen, deren Frühsymptome selten und uncharakteristisch sind. Daher werden Pankreaskarzinome häufig erst in fortgeschrittenen Stadien diagnostiziert. Für die überwiegende Zahl der Erkrankten besteht kaum eine Aussicht auf Heilung. Die so genannte 5-Jahres-Überlebensrate ist ausgesprochen ungünstig, denn sie liegt für Männer bei etwa 6,4 % und für Frauen bei 7,6 %.

Hoffnung durch ein neues Medikament?

Die Firma MediGene hat das Medikament EndoTAG®-1 in einer Studie mit über 200 Patienten zur Behandlung von Bauchspeicheldrüsenkrebs mit dem Medikament Gemcitabin kombiniert. Ende März 2008 wurden Wirksamkeitsdaten der Phase II-Studie in der Indikation Bauchspeicheldrüsenkrebs veröffentlicht. Die Studie zeigte deutlich längere Überlebenszeiten bei Patienten, die mit EndoTAG®-1 in Kombination mit dem Standardtherapeutikum Gemcitabin behandelt wurden, gegenüber Patienten, die lediglich Gemcitabin erhielten. Dabei verbesserten sich die Überlebenszeiten der behandelten Patienten mit zunehmender Dosis von EndoTAG®-1 und insbesondere bei längerer Behandlungszeit mit EndoTAG®-1 um durchschnittlich 30 % gegenüber der Vergleichsgruppe – bei verbesserter Lebensqualität.

Eine vollständige Auswertung der Daten der Phase II-Studie zur Behandlung von Bauchspeicheldrüsenkrebs wird MediGene jedoch erst im vierten Quartal 2008 veröffentlichen.

Das Wirkprinzip

EndoTAG®-1 setzt direkt an Blutgefäßen an, die für das Wachstum eines Tumors erforderlich sind. Werden die Zellen der Gefäßwand, die sogenannten Endothelzellen, zerstört, gelangen zu wenig Sauerstoff und Nährstoffe zur Krebszelle: Der Tumor wird „ausgehungert“. Dieser Therapieansatz wird in Fachkreisen Anti-Angiogenese (Hemmung derNeubildung von Tumor-Blutgefäßen) genannt.

Das Medikament basiert auf einer Kombination von Lipiden, also Fettmolekülen wie sie auch in der Zellmembran vorkommen – und einem therapeutischen Wirkstoff. Sie liegen als Liposomen vor, die man sich als winzige, hohle Kügelchen vorstellen kann und die aus dem Bereich der Kosmetik bekannt sind. In diesen Kügelchen ist der therapeutische Wirkstoff Paclitaxel, eine der erfolgreichsten Substanzen im Bereich der Chemotherapie. Die EndoTAG®-Liposomen sind positiv geladen, lagern sich dadurch gezielt an die negativ geladenen, neu entstehenden Endothelzellen der Tumorsgefäße an (neovascular targeting) und zerstören diese (vascular disrupting). Dies soll die Nährstoffzufuhr unterdrücken und das weitere Wachstum des Tumors hemmen.

Derzeit finden auch Anwendungsstudien an Brustkrebserkrankungen statt. Die Firma MediGene erwartet auch hier beste Ergebnisse – und einen Milliardenmarkt.