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Babys Hinterkopfabflachung – so wird das Köpfchen wieder rund

Das flache Babyköpfchen wird im ersten Lebensjahr schnell wieder rund. Mit einigen Maßnahmen erreicht man gute Ergebnisse.

Seit den 1990er-Jahren gilt die Rückenlage als die bevorzugte Schlaflage für Babys im ersten Lebensjahr. Die Anzahl der Kinder, die am plötzlichen Kindstod verstarben, ist seitdem um mehr als 50 Prozent gesunken. Durch die weichen Schädelknochen und offenen Schädelnähte häufen sich jedoch die lagerungsbedingten Kopfverformungen: Die Hinterköpfe vieler Säuglinge flachen mittig oder seitlich ab. Die Eltern sind besorgt. Das Köpfchen ihres Kindes, das bei der Geburt ein Viertel der Gesamtlänge ausmacht, besitzt nicht mehr die babytypische Rundung.

Handling lässt leichte Abflachungen wieder verschwinden

Durch einfache Maßnahmen wird der Hinterkopf des Babys schnell wieder rund. Sie sollten in den ersten zwölf Monaten angewendet werden. Denn im ersten Lebensjahr unterliegt der Kinderkopf einem so schnellen Wachstum wie nie: um 25 cm vergrößert sich sein Umfang. Im zweiten Lebensjahr sind es nur noch 10 cm. Vor allem nachts, wenn das Köpfchen oft stundenlang in der gleichen Position ruht, bringen die folgenden Tipps die besten Ergebnisse. Auch in den ersten fünf Stunden nach dem Aufwachen sollten sie angewandt werden. Denn in dieser Zeit wächst der Babykopf am schnellsten. Die wichtigsten Maßnahmen sind:

  1. Das Baby sollte viel getragen werden, um den Druck des Hinterkopfes auf der Matratze zu vermeiden. Wer nicht nur auf dem Arm tragen möchte, benutzt am besten ein Tragetuch oder eine gute, den Babyrücken nicht belastende Babytrage.
  2. Im Wachzustand sollte man das Baby häufig auf den Bauch legen: die so genannte „tummy time“. Neben der Entlastung des Hinterkopfes führt diese Übung auch zur Stärkung der Hals-, Nacken- und Schultermuskulatur, was ebenfalls zur Rundung der flachen Stelle führt.
  3. Wenn das Baby liegt, sollte das Köpfchen nicht auf der bereits flachen Stelle ruhen. Dazu wird der Kopf des Babys sanft mit beiden Händen gedreht. Ganz kleine Babys lassen sich lagern. Als Hilfsmittel sind verschieden geformte Lagerungskissen und Seitenschläferkissen erhältlich. Außerdem helfen optische und akustische Anreize, damit das Baby den Kopf in die gewünschte Richtung dreht: Licht, Spielzeug und Musik.
  4. Spezielle Baby-Kopfkissen mit einer Mulde in der Mitte verhindern und verbessern flache Baby- und Kleinkinderköpfe. Sie lohnen sie sich vor allem bei harten Unterlagen wie den Wickeltischen in öffentlichen Einrichtungen. Gute Ergebnisse bringen sie in der Regel auch, wenn das Drehen des Babyköpfchens nicht möglich ist: im Maxi-Cosi, in der Baby-Wippe und der Baby-Schaukel. Bei einigen Kopfkissen lässt sich Füllmaterial entnehmen oder beim Hersteller kostenfrei weiteres Füllmaterial bestellen.
  5. Eine zu harte Matratze führt sehr schnell zu einer Abflachung des weichen Babykopfes. Die ideale Matratze für ein Baby besitzt einen harten Kern und eine weiche Oberfläche, bei der das Baby maximal zwei Zentimeter einsinkt. Eine zu weiche Matratze erhöht die Gefahr des plötzlichen Kindstods und gibt der noch instabilen Wirbelsäule wenig Halt.
  6. Der Osteopath, der auf Säuglinge spezialisiert ist, hat zwei Möglichkeiten, den Babykopf zu runden: Zum einen kann er Blockaden im Hals-Nacken-Bereich lösen, die für das Kind das Drehen des Kopfes erschweren. Zum anderen werden die Schädelknochen an der flachen Stelle vom Osteopathen sanft modelliert. Oft sind mehrere Sitzungen notwendig. Die Kosten von etwa 70 Euro pro Sitzung werden in der Regel nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.
  7. Wird das Baby gepuckt, also fest mit einer Woll- oder Moltondecke geschnurrt, hat es häufig nicht die Möglichkeit, den Kopf auf die Seite zu drehen. Hier sollte man die Wickeltechnik überprüfen und gegebenenfalls das Baby nur bis zur Brust und nicht bis zum Hals einwickeln.

Natürlich bedarf es Geduld, bis die flache Stelle nicht mehr spür- und sichtbar ist. Eine Mutter, die täglich das Babyköpfchen prüft, wird die Veränderung in der Kopfform oft kaum bemerken. Da lohnt es sich, regelmäßig den Kopf aus den gleichen Positionen zu fotografieren. Wenn der Erfolg bis zum Ende des ersten Lebensjahres nicht eingetreten ist, wird sich eine sichtbare Verbesserung erst im Kindergartenalter zeigen. Natürlich kann ein wenig ausgeprägter Hinterkopf auch vererbt werden.

Wenn die Kopfverformung krankhaft ist oder zum Brachyzephalus oder Plagiozephalus wird

Selten führen krankhafte Prozesse zu einer Abflachung des Babyköpfchens. Dazu gehören zum Beispiel ein Mangel an Vitamin D. Eine Knochenerweichung, auch am Schädel, kann durch diesen Mangel entstehen: die Rachitis. Der Kinderarzt wird entscheiden, ob eine höhere Dosierung der täglichen Vitamin D-Gabe nötig ist.

Auch der vorzeitige Verschluss von Schädelnähten, die Kraniosynostose, führt krankhaft zu einem flachen oder schrägen Hinterkopf des Babys. Eine Lambdanahtsynostose, die vorzeitige ein- oder beidseitige Verknöcherung der hinteren Schädelnaht, lässt sich zum Beispiel nur schwer von einer lagebedingten Hinterkopfverformung unterscheiden.

Wenn sich das Babyköpfen durch Falschlagerung sehr stark verformt hat, sollte ebenfalls ein Arzt aufgesucht werden. Dann handelt es sich bei einem zentral abgeflachten Hinterkopf um einen lagebedingten Brachyzephalus. Bei einem seitlich abgeflachten Hinterkopf ist es ein lagebedingter Plagiozephalus. Beide gehen häufig mit einer Asymmetrie des Schädels einher und verhindern das Wachstum des Gehirns. Hier bringt eine Helmtherapie sehr gute Ergebnisse. Die Korrektur der Schädelverformung gelingt dadurch, dass zu stark ausgeprägte Stellen des Babykopfes im Wachstum gehindert werden und die abgeflachten Stellen durch das natürliche Schädelwachstum in die Freiräume des Helms hineinwachsen. Es entsteht kein Druck auf den kindlichen Kopf. Der Helm wird dem Baby nach Möglichkeit im ersten Lebensjahr angepasst und mehrere Monate lang 23 Stunden täglich getragen. Die Helmtherapie kommt aus den USA und wird in Deutschland immer beliebter. Je jünger das Kind ist, desto besser wird es den Helm akzeptieren. Die meisten Krankenkassen übernehmen die Kosten von etwa 1800 Euro. Skeptiker warnen jedoch vor einem Trauma, das durch das unangenehme Anpassen des Kunststoffhelms entstehen kann. Außerdem verlören die Kinder durch das Tragen des Helms jedes Schmerzempfinden am Kopf. Die Gefahr von Verletzungen sei, wenn der Helm nicht mehr getragen werde, erhöht. Auch die verwunderten Reaktionen, denen die kleinen Helmchenträger ständig ausgesetzt seien, könnten zu psychischen Beeinträchtigungen führen.