Einige Besonderheiten in der Betreuung von autistischen Kindern mit Sicht auf mögliche Ursachen und deren Folgen für die Pflegesituation.
Eltern autistischer Kinder erleben eine wahre Odyssey auf dem Weg zu einer Diagnose und zu geeigneten Therapien, die in der Symptombehandlung langfristig Erfolge versprechen. Die Forschung auf dem Gebiet des Autismusspektrums hat viele neue Antworten gefunden über die Ursachen der Behinderung, Gruppierung von Symptomen und deren Auswirkungen auf spezielle Bildungsmöglichkeiten für betroffene Kinder.
Individuelle Förderung des autistischen Kindes
Die Einschränkungen in Wahrnehmung und Verarbeitung von Umweltreizen erfordern bei autistischen Kindern den ganzheitlichen Ansatz zur Persönlichkeitsentwicklung, eine individuelle Förderung jedes Kindes. Abhängig von der Schwere der Symptomatik und der Diagnose, in welchen Bereich des Autismusspektrums die Behinderung einzuordnen ist, können eine Frühförderung und darauf folgende Trainingsprogramme viel zur Besserung der Lebensqualität und Alltagsfähigkeit der Betroffenen beitragen. Die viel gerühmten Inselbegabungen auf dem Gebiet der visuellen Wahrnehmung, Gebieten der Arithmetik und Musik sind leider wenig in Alltagskompetenzen anwendbar. Selbstständigkeitserziehung, die Fähigkeit zur unabhängigen Erfüllung von Grundbedürfnissen im Alltag und Gestaltung eines individuellen Tagesablaufes stehen im Vordergrund von Therapien und Förderprogrammen, um eine sinnvolle und erfüllende Lebensweise mit möglichst geringer Pflegebedürftigkeit zu erreichen.
Eingehende Kenntnisse über Autismus fehlen häufig
Oft wissen Lehrer und Erzieher nicht um Besonderheiten ihrer autistischen Schützlinge, manchmal fehlt eine genaue Diagnose oder die speziellen Kenntnisse über Autismus sind an Regelschulen nicht vorhanden. Erschwerend für Eltern und Kinder sind dann die mit Vorurteilen geladene Pflegeumgebung, die Reizüberflutung autistischer Kinder endet meist in Aggressionsausbrüchen oder vollkommenem Rückzug und Verweigerungshaltung. Eltern stehen dem Verhalten hilflos gegenüber, da die Umgebung nur das „Fehlverhalten“ des Kindes wertet und auf die Qualität der Erziehung zurückführt.
Andere Form der Wahrnehmung und Empfindung
Autisten verfügen oft über andere Schmerz- und Reizempfindungen, ausgelöst durch genetische Veränderungen, abnorme Neurotransmitterlevel, hormonelle Fehlsteuerungen und im Vergleich zu normal entwickelten Menschen anders funktionierenden Synapsen.
Der Neurotransmitter Serotonin zum Beispiel regelt Emotionen, Aggressivitätslevel, Schlaf und Körpertemperatur und auch die Entwicklung des cerebralen Cortex , eines Teils des Frontallappens der Großhirnrinde. Seit 1961 Schain und Freedman ungewöhnlich hohe Konzentrationen von Serotonin im Blut von Autisten fanden, bestätigten weitere Forschungen diese erhöhten Serotoninwerte bei Gruppen von autistischen Patienten. Nicht bei allen Autisten sind diese Werte zu finden, es gibt auch Autisten mit normalen Serotoninwerten im Blut.
Wichtigkeit einer individuellen Sonderbetreuung
Allerdings erklären sich einige Besonderheiten über diese Zusammenhänge, das geringere Schlafbedürfnis mancher Autisten, die Aggressionsanfälle, fehlende Hemmschwellen, emotionale Überreaktionen oder Abgeflachtheit, Überempfindlichkeit auf sensorische Reize, ob visuell, akustisch, gustatorisch, olfaktorisch oder taktil, auch die Sprachentwicklung kann von diesen Faktoren beeinflusst werden. Auffallende Abnormitäten in Bezug auf die Temperaturregelung des Körpers können in Extremwitterungsverhältnissen gefährlich werden, es ist wichtig zu wissen, welches Kind hohe oder niedrige Temperaturen nicht gut verträgt. Ob Schwimmunterricht, Sonnenbad oder Rodelspaß, autistische Kinder unterscheiden sich oft in ihren Möglichkeiten der Kompensation von Umwelteinflüssen so stark von normal entwickelten Kindern, dass eine Sonderbetreuung unbedingt angebracht ist.
Behutsame Körperpflege autistischer Kinder
In der Körperpflege sind insbesondere die Zahn- und Haarpflege problematisch. Autisten haben oft Überempfindlichkeiten für Berührungen und Tätigkeiten wie Haareschneiden, Kämmen, Waschen oder Zähneputzen, Zahnarztbesuche mit Benutzung von metallischen Instrumenten, die in ihrer Wirkung von Autisten beschrieben wurden als empfunden „ähnlich elektrischen Schlägen“, die eine normale Abwicklung oft unmöglich machen. Fehlende Sprachfähigkeit ist meist Auslöser für Fehlinterpretationen im Pflegeumfeld und erfordert enge Zusammenarbeit der Pflegepersonen und Therapeuten.