„Alle dürfen länger weg!“ „Wann muss ich zuhause sein?“ „Ab welchem Alter kann ich in die Disko?“ Diese Themen beschäftigen viele Familien mit Teenagern.
Es könnte alles so einfach sein: Jeder hielte sich an das Jugendschutzgesetz und würde erst mit achtzehn Jahren den Drang verspüren, auf Partys und in Diskotheken zu gehen und dort ein Gläschen Bier zu trinken. Dass die Realität ganz anders aussieht, wissen Eltern erstens noch aus ihrer eigenen Jugend und zweitens werden sie gegen Ende der Woche regelmäßig von ihren Kindern daran erinnert.
Was sieht das Jugendschutzgesetz vor?
Grundsätzlich dürfen Jugendliche sich erst alleine ab dem sechzehnten Lebensjahr in Gaststätten aufhalten. Ab Mitternacht müssen auch diese das Lokal wieder verlassen. Ausnahmen gibt es schon, zum Beispiel wenn eine erziehungsberechtigte Person den Teenie begleitet oder wenn es sich um Veranstaltungen handelt, die einen besonderen Schutz genießen, wie unter anderem in der Tanzschule. Der öffentliche Konsum von Alkohol und Nikotin ist im Regelfall mit der Volljährigkeit gestattet, in einigen Fällen mit sechzehn Jahren.
Wie kann man häufige Streitereien um das Ausgehen vermeiden?
Nun ist es vermutlich so, dass der Nachwuchs wenig Lust verspürt, seine Eltern mit in die Disko zu nehmen. Auch ins Bierzelt wollen die Jugendlichen mit ihren Freunden gehen und ihren ersten Drink sich nicht vor allen Leuten von Papa oder Mama genehmigen lassen. Es ist in Ordnung, wenn die Kinder mit in die Gedankengänge der Eltern einbezogen werden. Die Jugendlichen können ruhig wissen, dass man sie nicht einfach nur ärgern möchte, sondern sich sorgt. Das Gesetz soll nicht gebrochen werden, aber weltfremd muss man sich auch nicht verhalten. Die Zeit des Heranwachsens ist die Lebensphase, in der man sich das erste Mal verliebt, ausgeht und auch mal über die Stränge schlägt. Wie dies zu vereinbaren ist mit Ängsten vor nächtlichen Saufgelagen, Polizeibesuchen an der Haustür und schlimmstenfalls Verkehrsunfällen durch jugendlichen Leichtsinn, darüber sollte offen in der Familie diskutiert werden.
Auch wenn patzige Kommentare einfließen können und auf die sicherlich folgende Aussage „Die anderen dürfen aber länger weg“ nicht lange zu warten ist, spüren die Jugendlichen die Unsicherheit ihrer Eltern. In diesem Fall ist das nicht als erzieherische Schwäche anzusehen, sondern es gehört zum nötigen Dialog in der Erziehung dazu. Wie soll man auch argumentieren, wenn man die Abholzeit auf 22 Uhr festgelegt hat, die Freunde des Kindes sich aber erst um 21.30 Uhr treffen wollen?
Wie sieht es mit privaten Feiern aus?
Im Gegensatz zu öffentlichen Lokalen, wo heutzutage schon am Eingangsbereich häufig die Personalausweise vorgezeigt werden müssen und somit ein Einlass für junge Teenager gar nicht möglich ist, sind die Weggehzeiten auf Partys noch schwieriger einzuschätzen. Hier hilft es nur, sich auf seinen gesunden Menschenverstand zu verlassen und die Kinder langsam auf das Erwachsenwerden vorzubereiten. Dass es immer Bekannte und Freunde geben wird, die keine Uhrzeit mitbekommen, ist genauso wahrscheinlich wie die Tatsache, dass manche Klassenkameraden erst gar nicht raus dürfen, sobald es später als 20 Uhr ist. Die Wahrheit liegt vermutlich in der Mitte, denn es ist vollkommen legitim, eine für die Familie akzeptable Zeit festzulegen – und diese einige Monate später hochzusetzen. Nämlich dann, wenn man feststellt, dass der Nachwuchs sich an die Spielregeln hält: Kein oder sehr geringer Alkoholkonsum, keine Drogen, kein Rauchen und Pünktlichkeit.
Ständige Anrufe der Eltern auf dem Handy sind den Kindern peinlich, aber wenn man sehr unruhig ist, darf eine Art getarnte Kontroll-SMS ruhig sein. Schaltet das Gegenüber das Gerät auf „stumm“, ist das eher als nicht positiv zu werten. So wie man sich auf seine Tochter oder seinen Sohn verlassen möchte, sollte das auch im Umkehrschluss sein: Pünktlichkeit beim Abholen ist für beide Seiten angenehm und zeugt von gegenseitigem Respekt.
Wann kann man die Zeiten lockern?
Auf Dauer ist die Thematik ein wenig anstrengend und eigentlich klappt alles ganz gut: Der Teenager hält sich an Vereinbarungen, ist noch nie heimlich aus dem Fenster geklettert für nächtliche Touren und kam noch nicht betrunken nach Hause. Warum nicht einmal ausprobieren, was erstaunlich gut funktionieren kann? „Ruf’ bitte einfach an, wenn wir dich abholen sollen. Du wirst wissen, wann es dafür Zeit ist.“ Mit etwas Glück meldet sich der Nachwuchs dann sogar zu früheren Zeiten, als man sie sonst eingeräumt hätte – und beide Seiten können entspannter ins Wochenende gehen. Einen Versuch ist es auf jeden Fall wert!