Einführung des REFIT nach deutschem EEG-Muster. Südafrika hat dem hohen Kohleanteil bei der Energiegewinnung den Kampf angesagt und führt eine Einspeisevergütung nach deutschem Vorbild ein.
Think Global – der weltweite Kampf gegen den Klimawandel und für erneuerbare Energien hat nun auch den afrikanischen Kontinent erreicht. Als erstes Land führte Südafrika am 31.03.09 den REFIT (Renewable Energie Feed-In Tariff) nach dem Vorbild des deutschen „Erneuerbare-Energien-Gesetz“ ein.
Hierfür hatte die NERSA, die nationale Behörde zur Regulierung des süfafrikanischen Energiemarktes, schon im Juni 2007 eine entsprechende Studie in Auftrag gegeben, die klären sollte, in welcher Form eine Einspeisevergütung für regenerativ gewonnenen Strom Sinn macht. Im Februar 2009 wurden die – bereits am 12. Dezember 2008 vorgelegten – Ergebnisse im Rahmen einer Anhörung bei der NERSA von zahlreichen Wissenschaftlern, Unternehmern und weiteren Interessenvertretern diskutiert. Wie bei den meisten Anhörungen hagelte es auch hier Kritik, so gingen die Meinungen dahingehend auseinander, dass die veranschlagten Tarife zu niedrig und damit zu unattraktiv seien und besser durch einen Einheitstarif ersetzt werden sollten. Auch mehrten sich die Stimmen, dass im Rahmen des REFIT nicht alle Technologien zur Gewinnung erneuerbarer Energien mit einbezogen wurden.
Einführung trotz Kritik
Trotz der vorangegangenen Kritik führte die NERSA den REFIT mit den zuvor angestrebten Vergütungstarifen ein. Damit wird ab dem 31.03.09 Strom aus Windkraftanlagen mit 1,25 Rand pro Kilowattstunde vergütet, Energie aus Wasserkraftwerken mit 0,94, Solarstrom mit 2,1 und Deponiegase mit 0,90 Südafrikanischen Rand. Weitere Einspeiseregelungen für anderweitige Technologien im Sinne der erneuerbaren Energien sollen innerhalb des nächsten halben Jahres folgen.
Dem gesamten Unterfangen vorangegangen war das im „White Paper on Renewable Energy“ angestrebte Ziel aus dem Jahr 2003, bis zum Jahr 2013 einen Teil (10.000 GWh) des Gesamtenergieverbrauches aus erneuerbaren Energien zu gewinnen. Es stellte sich allerdings heraus, das bis zum Jahr 2008, also 5 Jahre nach Erscheinen des „Weißbuches“, erst 3 Prozent dieser Strategie erreicht wurden. Die Gründe dafür liegen hauptsächlich darin, dass seitdem kaum Bau- oder Installationstätigkeiten in Richtung erneuerbare Energien getätigt wurden, was unter anderem durch mangelnde Finanzierungsmechanismen und das Fehlen von Rückerstattungssystemen zu erklären ist. Durch die neu eingeführte Einspeisevergütung erhofft sich Südafrika nun einen Zuwachs an Investitionsfreude und damit ein Erreichen der gesteckten Ziele bis zum Jahr 2013.
Auch Deutschland beteiligt sich
Ein besonders großes Potenzial liegt dabei in der Solarenergie, welche Südafrika, Dank der hohen Solareinstrahlung (4.5 bis 6.5 kWh/m²), zu einem idealen Standpunkt für Solaranlagen macht. Zwar sind die derzeitigen Projekte deutscher Investoren in dieser Richtung eher unkoordiniert, dafür aber relativ breit gefächert und von deutschen Akteuren zahlreich vertreten. Die KfW Bank unterstützt in diesem Zusammenhang ein Projekt im Photovoltaikbereich und fördert die dezentralen ländlichen Elektrifizierung mittels Solarwasserheizungen für Schulen und Kliniken.
Auch Schüco engagierte sich 2008 beim Bau einer Solarwasserheizung für die Deutsche Schule in Johannesburg in Zusammenarbeit mit der dena (deutsche Energieagentur) und finanzieller Unterstützung vom BMWI. Doch nicht nur das Aufstellen solcher Anlagen wird von Deutschen Institutionen unterstützt, auch die deutsche Mithilfe bei der Entwicklung von neuartigen und vor allem kostengünstigen Solarpaneelen spielt eine gewichtige Rolle. So entwickelte ein Team unter Leitung der deutschen Prof. Vivian Alberts an der Universität Johannesburg ein effizientes Dünnschicht-Solarmodul ohne Silizium für PV-Anlagen, welches schließlich – ebenfalls durch ein deutsches Unternehmen – bis zur Marktreife gebracht wurde.
Erreichbares Ziel Dank perfekter Bedingungen
Südafrikas Ziele sind hoch gesteckt, doch die Weichen stehen bereits in der richtigen Richtung, um diese Ziele auch einhalten zu können. Schließlich ist die Entwicklung weg vom hohen Kohleanteil, dieser liegt bei rund 93 Prozent bei der Elektrizitätsgewinnung, und hin zu einem ausgeglichenen Energiemix ein langwieriger Prozess. Durch die hervorragenden Verhältnisse, wie hohe Sonneneinstrahlung, lange Küstenlinien mit guten Windverhältnissen und den vielen wenig besiedelten Flächen, gewinnt Südafrika allerdings zunehmend an Attraktivität für ausländische Investoren im Bereich der erneuerbaren Energien.