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Auf dem Wege zum Wahrsagen

Eine unterstützende Gebrauchsanleitung. Das Interesse an der Wahrsagerei reißt auch im 21. Jahrhundert nicht ab. Wer sich selbst als Prophet versuchen will, findet hier ein paar Tipps.

Von Natur aus neugierig, will der Mensch über seine Zukunft Bescheid wissen, bevor sie eintritt. Daran hat sich über Epochen nicht viel geändert. Darum mangelt es nicht auch in unserem aufgeklärten 21. Jahrhundert an Wahrsagern, Hellsehern, Astrologen und Propheten. Laut der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) gibt es in Deutschland um die 20.000 Wahrsager. In diesem Markt (Telefon-Hotlines, Fernsehsender und Buchverlage mitgerechnet) werden bis zu einer Milliarde Euro pro Jahr umgesetzt – eine wirtschaftlich nicht unbedeutende Summe.

Spezialisten für das Übersinnliche

Die meisten Wahrsager gestehen, dass sich ihre vermeintliche Kräfte nicht wissenschaftlich erklären lassen. Darf man aber der Wissenschaft blind vertrauen? Sie irrte doch im Laufe der Geschichte sehr oft. Die Zweifel an ihr werden also auch einem kritischen Denker nicht erspart. Außerdem steht die Wissenschaft vor vielen Fragen noch ratlos.

So scheint beispielsweise die Vorahnung auf ein bestimmtes Ereignis oft unter ganz normalen Bürgern vorzukommen. „Das habe ich gespürt“, „Das habe ich geahnt“, meint häufig der einer oder anderer, der über ein Unglück oder ein Schicksalsschlag erfährt.

Schlummert womöglich in jedem von uns ein Wahrsager oder eine Wahrsagerin? Für diejenigen, die eben in sich diese Sensibilität entdeckt haben und sich damit beschäftigen wollen, folgen einige Tipps.

Richtige Hilfsmittel auswählen

Das erste, was einem Kunden der Wahrsager und Wahrsagerinnen ins Auge springt, ist das Ambiente. Sehr wichtig sind Utensilien. Kristallkugel und Tarot-Karten gehören zum Standard bei der Reise in die Zukunft.

Zu den populären Techniken zählt man auch Chiromantie (das Lesen aus der Hand) und die Plumbomatie (hier wird das gegossene Blei gedeutet).

Früher haben sich die Wahrsager originelle Methoden einfallen lassen: Sie betrachteten unter anderem Stirnfalten eines Menschen, Laute von Mäusen, Zwiebelsprossen oder Urin.

Richtige Tricks benutzen

Wer Barnum-Effekt und Cold Reading beherrscht, kann auf die Kundschaft hoffen. Die darauf beruhenden Methoden sind genauso simpel wie Erfolg versprechend,

1. Barnum-Effekt

Dem Barnum-Effekt gab Phineas T. Barnum, ein amerikanischer Zirkuspionier, seinen Namen. Er behauptete, dass sein Programm „für jeden etwas“ zu bieten hat. Entdeckt wurde der Effekt aber vom Psychologen Bertram R. Forer. Jener führte 1949 ein Experiment an 39 Studenten durch. Sie wurden schriftlich befragt. Nach einer Woche erhielten sie eine Beschreibung ihrer Persönlichkeit, die angeblich an ihren Antworten basierte. Auf einer Skala von 0 bis 5 sollten sie dann die Genauigkeit dieser Beschreibung benoten. Im Durchschnitt lagen die Bewertungen bei einem sehr hohen Wert von 4,3.

Die Studenten wussten aber nicht, dass jeder von ihnen den gleichen Text bekam. Sie waren also von einer genauen Beschreibung ihres Charakters überzeugt, obwohl diese lediglich gekonnt Allgemeinheiten darstellte.

Daraus sollen auch die zukünftigen Wahrsager oder Wahrsagerinnen lernen und ihre Prophezeiungen möglichst allgemein zu formulieren, statt ins Detail zu gehen.

2. Cold Reading

Für einen Wahrsager ist der Kunde die beste Informationsquelle. Der Prophet sollte in seinem Gegenüber beinahe lesen können. Ray Hyman, ein Cold-Reading-Experte, veröffentlichte 1977 die 13 wichtigsten Grundregeln.

Außer Empfehlungen die Hilfsmittel und den Barnum-Effekt zu nutzen, rät er vor allem das Vertrauen zu wecken und den Kunden zur Mitarbeit zu bewegen. Unverzichtbar ist eine genaue Beobachtung, die sich auf Körpermerkmale, Kleidung, Schmuck aber auch die Sprache konzentrieren soll. Klang der Stimme und die Mimik verraten manchmal mehr als Worte.

Hyman rät die Technik des Angelns anzuwenden: Dies bedeutet den Kunden selbst erzählen zu lassen, um daraus die geeigneten Angaben herauszuangeln. Das Zuhören ist auch aus einem anderen Grund wichtig: Die Menschen, die die Wahrsager aufsuchen, kommen mit Problemen, die sie loswerden wollen.

Was die Vorhersagen selbst betrifft, sollen sie das beinhalten, was der Kunde hören will. An Komplimenten darf es dabei nicht fehlen. Wer hört sie nicht gerne? Die Form ist auch wichtig: Ein wenig dramatisch darf sie schon sein. Darüber hinaus ist es vorteilhaft, den Eindruck zu hinterlassen, dass man mehr weißt, als man sagt.