Zu Fuß wandern Tierschützer aus aller Welt mit ehemaligen Straßenhunden in sieben Wochen 1.200 Kilometer auf dem südlichen Jakobsweg nach Santiago de Compostela.
„Auf dem südlichen Jakobsweg ist Ruhe Programm. Auf der Strecke von Sevilla nach Santiago sind kaum Wanderer unterwegs.“So steht es in einschlägigen Reiseführern. Im Frühjahr 2009 war es allerdings vorbei mit Ruhe und Einsamkeit: Da waren Hundegebell, Kommandostimmen und Begleit-Tross-Geräusche zu hören auf dem bis dahin in Vergessenheit geratenen Wanderpfad.
Vom 15. März bis 2. Mai 2009 nämlich waren 15 Wanderer mit 15 Hunden plus Begleitteam vom Tierheim in Estepona unterwegs, über Sevilla, durch die Extremadura über alte Römerstraßen und die sogenannte Ruta de Plata (Silberroute), um mit Tieren für Tiere zu demonstrieren. Zielsetzung ist es laut ADANA, dem Tierschutzverein aus Estepona, Costa del Sol, zu mehr Respekt vor Tieren aufzurufen, natürlich auch Spendengelder für ein neues größeres Tierheim zu sammeln.
Anstrengende Tagestouren mit 25 Kilometer Durchschnittsleistung
Insgesamt musste man in sieben Wochen 1.187 Kilometer wandern, wenn man alle Etappen mitgemacht hat. Die hat übrigens der englische Bergführer Patrick Elvin zusammengestellt. Die einzelnen Wochen waren kein Pappenstiel, schon die erste hatte es in sich mit insgesamt 189,5 km von Estepona über Gaucin, Ubrique nach Sevilla – 2.500 Höhenmeter wurden dabei überwunden und die längste Tagestour umfasste sogar 33,5 km! In der zweiten Woche war es nur noch mittelschwer, bis man über Monasterio dann die mittelalterliche Stadt Zafra erreichte.
Cáceres war Übernachtungs-Ziel Nummer drei; die Wanderung nach der vierten Woche endete 25 km vor Salamanca, einer der schönsten Städte Spaniens: Dort gab es ein riesiges Begrüssungs-Fest der Stadt für die Teilnehmer, die übrigens aus aller Welt kamen: Aus Deutschland, Österreich, aus allen Teilen Spaniens, Norwegen,England, Tansania und sogar Australien.
Jeder kann auf dem Jakobsweg ein Stück mitwandern
Ostern wurde nach einer nach eigenen Angaben anstrengenden Woche in Santa Marta de Tera gefeiert, nach ebensolchen Schweiß treibenden sieben Tagen wurde Vilar de Barrio erreicht. Ins Pilger-Zentrum Santiago zog man triumphal am 2. Mai ein. Dort wurde zum Abschluss unter Anteilnahme der anderen Pilger eine große Messe mit Tier-Segnung gefeiert.
„Unser Tagesdurchschnitt lag bei 24,4 Kilometern, das ist eigentlich normal für den Jakobsweg; natürlich musste jedem Wanderer bewusst sein, dass er für so eine Wanderung sehr fit sein musste“, so die Initiatorin, die Österreicherin Johanna Mayrhofer. Nun musste man nicht die gesamten sieben Wochen mitwandern, es bestand für Interessierte die Möglichkeit, sich jenen Teil des Weges zu wählen, der ihnen am meisten zusagte. Zusätzlich wanderten auch viele Touristen, die sich gerade in Spanien befanden, ein Stück mit und verteilten Aufrufe zum Tierschutz in Spanien, der noch zu wünschen übrig lässt.
Vom Straßenköter zum Patenhund
Aber die eigentlichen Hauptdarsteller waren die vierbeinigen Marschierer, die Hunde Rompe, Volver, Harpo, Kimo, Uno, Moro, Oscar, Perrie und Rambo. All diese Wander-Hunde waren ursprünglich Straßenhunde und leben jetzt im Tierheim von Estepona. Sie marschierten stellvertretend für ihre Freunde aus dem Tierheim bis nach Santiago de Compostela. Und der eine oder andere Hund wurde noch während der Wanderung spontan adoptiert – auch ein erklärtes Ziel der Organisatoren. „Wir alle haben überlebt, haben uns persönlich weiter entwickelt, haben viel gelernt und hatten eine unvergessliche Erfahrung“, so eine der Mitwanderer erschöpft aber glücklich vor der bekannten Kirche von Compostela.