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Atemnot beim Sex

Experteninterview über Asthmaanfälle beim Liebesspiel. Der Wiener Lungenfacharzt Primar Dr. Norbert Vetter spricht über mögliche Ursachen von Asthma-Anfällen und Atemnot beim Sex und sinnvolle Gegenstrategien.

In Europa geht man aktuell von 80 Millionen Allergikern, 30 Millionen Asthmatikern, davon 6 Millionen mit schwerem Asthma, aus -Tendenz nach wie vor steigend. Die Erkrankungen haben oftmals schwere Auswirkungen auf die Lebensqualität der Betroffenen. So kann zum Beispiel allergisches Asthma nicht nur beim Sport, sondern auch im Liebesleben zu Atemnot und/oder einem Asthmaanfall führen. Primar Dr. Norbert Vetter, Facharzt für Lungenheilkunde im Pulmologischen Zentrum der Stadt Wien, spricht im Interview mit der Autorin über mögliche Ursachen und sinnvolle Gegenstrategien.

Welche Ursachen kann Atemnot beim Sex haben?

Atemnot beim Geschlechtsverkehr ist bei Asthmatikern häufig, muss aber nicht sein. Atemnot generell kann, wenn man nur die Lunge und die Bronchien betrachtet, zwei Ursachen haben. Man empfindet sie dann, wenn die Lunge oder der Brustkorb „zu klein“ ist bzw. wenn die Bronchien verengt sind. Die Ursache der Atemnot muss ärztlich abgeklärt werden.

Wie erfolgt die Diagnose und Therapie?

Der Lungenfacharzt führt dazu eine Lungenfunktionsprüfung durch, bei der die Volumina (zu kleine oder zu große Lunge) beurteilt und eine allfällige Verengung der Bronchien im Atemstoß-Test festgestellt werden können. Beim Asthma findet sich nur in bestimmten Situationen eine Verengung der Bronchien. Dies manifestiert sich dann in einem Asthma-Anfall oder Atemnot. Es wird hier eine „unspezifische Provokations-Untersuchung“ durchgeführt: Die Patienten inhalieren eine Substanz, die beim Gesunden keine Verengung der Bronchien hervorruft. Beim Asthmatiker lässt sich aber, selbst bei normaler Lungenfunktions-Prüfung, eine Verengung der Bronchien nachweisen. Die Behandlung eines Asthmatikers ist einfach, dauert manchmal nur wenige Monate, eine Beeinträchtigung bei körperlicher Tätigkeit wie Sport, aber auch Geschlechtsverkehr, kann damit hintan gehalten werden.

Gibt es auch konkrete Tipps, um während des Geschlechtsverkehrs Atemnot vorzubeugen?

Abgesehen von der medizinischen Behandlung rate ich beim Sex zu Folgendem: Vermeiden Sie einen Druck auf Ihren Brustkorb, das heißt: wählen Sie eine Stellung, bei der Sie keine Beklemmung empfinden. Bitten Sie Ihren Partner sich aufzustützen, sodass er nicht durch sein Gewicht Ihren Brustkorb einengt. Vermeiden Sie unnötige Anstrengungen, lassen Sie Ihren Partner „arbeiten“: Durch schnelles Atmen, zum Beispiel bei länger dauernden Anstrengungen, kommt es zur Reizung von Schleimhautrezeptoren, die beim Asthmatiker, wenn dieser nicht behandelt ist, zu einer Verengung der Bronchien führt und damit zu Atemnot und möglicherweise zu einem Asthma-Anfall. Kurzzeitig schnelles Atmen ist harmlos. Lassen Sie sich also Ihren Orgasmus nicht verderben!

Stimmt es, dass auch eine Latex-Allergie zu einem Asthma-Anfall führen kann?

In ganz seltenen Fällen kann eine Latex-Allergie, also die Verwendung eines Kondoms, zur Auslösung eines Asthma-Anfalls führen, und selten gibt es Allergien gegen das Ejakulat. Am wichtigsten ist jedoch, dass Sie nicht allergisch auf Ihren Partner selbst reagieren, dass Sie ihn lieben und gern Sex mit ihm haben. Atemnot muss nämlich nicht organisch bedingt sein, sie kann auch psychische Ursachen haben!