Dass Pillen nicht mit Alkohol geschluckt werden sollten, ist allgemein bekannt. Doch auch Milch, Kaffee oder Grapefruitsaft verändern die Wirkung von Arzneimitteln.
Der Herbst steht vor der Tür und damit sicherlich auch die nächste Erkältungswelle. Antibiotika sind dann das Mittel der Wahl, wenn es darum geht, Schnupfen, Husten und Heiserkeit loszuwerden. Was viele Menschen allerdings nicht wissen: Antibiotika dürfen niemals mit Milch eingenommen werden. Denn Milchprodukte schwächen die Wirkung von Antibiotika ab. Die darin enthaltenen Wirkstoffe wie beispielsweise Doxycyclin verbinden sich mit dem Kalzium in der Milch zu so genannten Komplexen. Diese Klümpchen sind zu groß um über die Darmwand in das Blutsystem und somit an ihren Wirkort zu gelangen. Stattdessen wird das Antibiotikum unverrichteter Dinge wieder ausgeschieden.
Doch Milchprodukte sind nicht die einzigen Nahrungsmittel, die eine Wirkung von Arzneimitteln verändern: Es gibt 315 Arzneistoffe (50.000 Medikamente), die mit unserem Essen und unseren Getränken wechselwirken. Kein Wunder: Medikamente sind genauso wie Lebensmittel komplexe chemische Gebilde, die miteinander reagieren können.
Wechselwirkung von Lebensmitteln und Medikamenten
Auch die Fettlöslichkeit eines Medikaments entscheidet, ob man es besser mit oder ohne Nahrung zu sich nehmen sollte. So wirken die fettunlöslichen Betablocker, wie Celiprolol oder Atenolol bei vollem Magen schlechter und sollten deshalb auf nüchternen Magen genommen werden – im Gegensatz zu den fettlöslichen Betablockern wie Metoprolol und Propranolol. Diese lösen sich bereits im Nahrungsfett, und können so anschließend schneller und effektiver von der Dünndarmwand aufgenommen, und an die Blutbahn weiter gegeben werden.
Doch anstatt eine Aufnahme zu erhöhen, können Speisen und Getränke die Wirksamkeit eines Medikaments auch ganz aufheben. Werden Eisentabletten mit Tee oder Kaffe eingenommen, so geht deren Wirkung verloren. Denn die in den Getränken enthaltene Gerbsäure bindet die Eisenione an sich und scheidet sie aus. Es gilt: Mindestens 2 Stunden vor der Einnahme von Eisentabletten auf Kaffee und Tee verzichten!
Grapefruitsaft erhöht die Wirkung
Vorsicht auch bei Grapefruitsaft! Darin enthaltene chemische Verbindungen – die so genannten Flavonoide – können die Arbeit des Leber-Enzyms CYP3A4 behindern. Dieses Enzym ist aber für den Abbau von mehr als 50% aller Arzneimittel wichtig. Die Folge: Einige Arzneistoffe werden nicht richtig entsorgt, verbleiben stattdessen in Ihrem Körper und machen „Überstunden“. Betroffen sind davon beispielsweise Calciumkanalblocker (z.B. Bluthochdruckmittel, Nifedipin-Derivate wie Felodipin oder Amlodipin), die bei einer Überdosis Herzrasen oder Kopfschmerzen bewirken, Cholestrinsenker (Statine, z.B. Simvastatin) die Muskelschmerzen herbeiführen oder Immunsuppresiva (z.B. Ciclosporin).
Deshalb sollte man am besten 2 Stunden vor und nach der Einnahme dieser Medikamente auf den Fruchtsaft verzichten. Generell sollte man Säurehemmer niemals mit Säften oder Limonade einnehmen. Denn die in den Arzneimitteln enthaltenen Aluminiumsalze lösen mit Obstsäften und Limonade chemische Reaktionen aus, die im Endeffekt zu Muskelzucken und Krämpfen führen. Wenn ein Medikament also nicht die gewünschte Wirkung zeigt, müssen möglicherweise einfach nur die Ess- und Trinkgewohnheiten umgestellt werden.