Arthrose: Früherkennung und Prophylaxe. Gelenkverschleiß frühzeitig erkennen und bekämpfen. Arthrose betrifft nicht nur alte Menschen. Der Verschleiß in den Gelenken ist nicht heilbar, deshalb sind Früherkennung und Prophylaxe sehr wichtig.
Arthrose (Gelenkverschleiß) ist eine der häufigsten Gelenkerkrankungen. Der Krankheitsverlauf ist langwierig, schleichend und nicht heilbar. Am häufigsten sind Wirbelsäule, Hüft-, Knie-, Hand- und Fußgelenke betroffen. Meistens treten Schmerzsymptome erst im vorangeschrittenen Stadium auf. Die Unheilbarkeit macht es umso wichtiger, den Gelenkverschleiß frühzeitig aufzuhalten.
Gelenkverschleiß: Knorpelverlust, Bänder- und Sehnenschädigung, Knochendeformierung
Unter Arthrose versteht man den langwierigen Verschleißprozess in den Gelenken. Im Kern besteht die Problematik in einem fortschreitenden Knorpelverlust der Gelenkflächen. Zunächst verschmälert sich der Knorpel, fasert auf, mit der Zeit baut sich der Knorpel immer weiter ab bis zum vollständigen Verlust. Wenn die Knorpel der Gelenkflächen nicht mehr vorhanden sind, reiben die Knochen der Gelenkpartner aufeinander. Als Folge verhärten sich die Knochen der Gelenkflächen (subchondrale Knochensklerose). Durch die Gelenkveränderung bilden sich an den Knochenrändern Knochenausziehungen später Knochenspangen (Osteophyten). Bänder, Meniskus, Muskeln und Sehnen werden während des Krankheitsverlaufes ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen. Die Krankheit endet mit dem Funktionsverlust im Gelenk (Gelenkversteifung).
Ursachen: Primär- und Sekundärarthrose
Bei den Arthroseursachen unterscheidet man die Primär- und Sekundärarthrose. Die Ursachen für eine Primärarthrose liegen in einem Missverhältnis zwischen der Belastungsfähigkeit und der langfristigen Belastung eines Gelenks. Die Belastungsfähigkeit der menschlichen Gelenke unterscheidet sich von Mensch zu Mensch und ist mit Sicherheit von unterschiedlichen Faktoren abhängig. Obwohl der Mensch auf die vererbte Disposition keinen Einfluss hat, kann er die Belastungsfähigkeit seiner Gelenke verbessern, z.B. durch Ernährung, Muskulaturaufbau und Dehnung. Die Belastung kann der Mensch ebenso beeinflussen, z.B. durch Vermeidung von sportlichen oder beruflichen länger anhaltenden Überlastungen. Von einer Sekundärarthrose spricht man, wenn der Gelenkverschleiß von anderen Primärerkrankungen im Körper, z.B. Osteoporose (Knochenschwund) oder Arthritis (Gelenkentzündung) verursacht wird.
Symptome: Gelenkschmerzen, Schwellungen, Gelenkdefomierung und Funktionsverlust
Symptome der Erkrankung sind Schmerzen im Gelenk und der Muskulatur, Gelenkschwellung, Bewegungseinschränkungen (Funktionsverlust), Gelenkdeformierung (Osteophyten), Anlauf- und Belastungsschmerzen. Der Krankheitsverlauf kann in 3 Stadien unterschieden werden:
- Stadium: Schmerzen treten bei deutlicher Belastung oder Überbelastung auf. Schmerzen lokalisieren sich zumeist in der Muskulatur aufgrund einer Schonhaltung. Beim Röntgen kann eine Verschmälerung im Gelenkspalt festgestellt werden.
- Stadium: Schmerzen treten jetzt schon bei normaler Belastung auf. Schmerzen lassen sich in der Muskulatur und im Gelenk lokalisieren. In diesem Stadium treten nun auch vermehrt Muskelverhärtungen und/oder Muskelverkürzungen auf. Der Zug auf die Sehnen wird dadurch stärker. Erkrankte klagen über Anlaufschmerzen.
- Stadium: Schmerzen treten jetzt auch in Ruhephasen auf. Die Erkrankten klagen über deutliche Bewegungseinschränkungen, Deformierungen (Osteophyten), Schwellungen, Entzündungen und Veränderungen in der Körperhaltung.
Diagnose: Röntgenuntersuchung, Magnetresonanztomografie, Gelenkspiegelung
Die Problematik bei einer Arthroseerkrankung besteht darin, dass die Patienten meist erst im fortgeschrittenen Stadium (Stadium II) deutliche Symptome bemerken. Der Grund dafür liegt in der Anatomie des Knorpelgewebes. Der Gelenkknorpel enthält weder Blutgefäße noch Nerven. Die Folge ist, dass sich der Knorpelabbau nicht durch Schmerzen bemerkbar macht. Die eindeutige Abklärung der Symptome im Rahmen der Anamnese ist zwar dennoch unerlässlich, aber zur Früherkennung nur bedingt geeignet.
Laboruntersuchungen eignen sich auch nur bedingt zur Diagnose, da Arthrose sich weder im Blut noch im Urin nachweisen lässt. Höchsten im Rahmen der Sekundärarthrose ist die Primärerkrankung, z.B. eine rheumatische Arthritis nachweisbar.
Durch eine Röntgenuntersuchung können Symptome wie Verschmälerung des Gelenkspalts, die Bildung von Knochenspangen (Osteophyten), Knochenverhärtungen im Bereich der Gelenkflächen (subchondrale Knochensklerose), Zysten und Knochenschwund (Osteoporose) abgeklärt werden.
Besonders gut zur Früherkennung eignet sich die Magnetresonanztomografie (MRT). Im Unterschied zur Computertomografie oder zum Röntgen kommt die MRT ohne ionisierte Strahlung aus. Mithilfe eines Magnetfelds werden die Wasserstoffkerne (Protonen) im menschlichen Gewebe ausgerichtet. Nach Deaktivierung des Magnetfelds bewegen sich die Kerne wieder in ihre ursprüngliche Position. Dabei lösen sie elektromagnetische Wellen aus, die von Sensoren aufgenommen und festgehalten werden. Mithilfe einer MRT-Untersuchung ist es z.B. möglich, Wassergehaltsmessungen im Knorpelgewebe (Gelenkknorpel) vorzunehmen. Durch Knorpelbelastungen wird Wasser aus dem Knorpel gedrückt. Nach der Entlastung kehrt die Flüssigkeit in den Knorpel zurück. Über Wassergehalt im Knorpel und die Zeit, die für die Flüssigkeitsrückkehr benötigt wird, werden Aussagen über den Knorpelzustand getroffen. Über eine MRT-Untersuchung lassen sich aber auch Schäden, z.B. an Meniskus und Bändern, feststellen.
Bei der Arthroskopie (Gelenkspiegelung) wird mithilfe eines optischen Geräts eine Knorpeluntersuchung direkt im Gelenkspalt durchgeführt. Für den Eingriff ist nur ein kleiner Schnitt notwendig. Der Vorteil dieser Untersuchungsmethode besteht darin, gleichzeitig abgesplitterte Knorpelstücke und zerfallene Zellen entfernen zu können.
Therapie: Krankengymnastik, physikalische Therapie, Medikation, Implantation
Arthrose ist nicht heilbar, d.h., es gibt noch keine Methode, Abnutzungserscheinungen rückgängig zu machen. Im Rahmen der Erkrankung sind in der Regel folgende Therapiemaßnahmen möglich:
- Krankengymnastik: Durch gezielte Übungen werden gelenkspezifische Muskulatur und Sehnen gestärkt sowie gedehnt.
- Physikalische Therapie: Schmerzen und Schwellungen werden durch Massage, Wärme- und Kältebehandlung gemildert.
- Medikation: Zur Schmerzlinderung kommen Schmerzmittel ohne Kortison – nichtsteroidale Antiphlogistika (NSAID) und COX-2-Hemmer – zur Anwendung. Bei starken Schmerzen wird entzündungshemmendes Kortison verschrieben. Das Spritzen von Hyaluronsäure direkt in den Gelenkspalt dient als Ersatz für die Gelenkschmiere.
- Künstliches Gewebe: Die Gewebezucht (tissue engineering) wird immer weiter erforscht. Dabei wird aus körpereigenen Zellen Knorpelgewebe gezüchtet und anschließend ins Gelenk implantiert.
- Eine Operation sollte das letzte Mittel gegen Arthrose sein. Man unterscheidet die gelenkerhaltende Operation und den Einsatz eines künstlichen Gelenks.
Prophylaxe: Stärkung der Belastungsfähigkeit, Reduktion von Über- und Fehlbelastungen
Vorbeugend und während der Erkrankung vor allem im Anfangsstadium können einige Präventivmaßnahmen vorgenommen werden. Im Rahmen der Sekundärarthrose steht die Primärerkrankung, z.B. Arthritis, im Vordergrund. Hier gilt es, chronische Zustände zu vermeiden.
Die Problematik der Gelenküberlastung steht bei der Primärarthrose im Vordergrund. Alle Maßnahmen, die eine mittel- bis langfristige Überlastung beseitigen bzw. vermindern, sind hilfreich. Diese Maßnahmen lassen sich einteilen in Maßnahmen zur Stärkung der Belastungsfähigkeit, z.B. Muskulaturtraining, Dehnungsübungen (Gymnastik), Bewegungen ohne Belastung (Schwimmen, Radfahren), ausgewogene Ernährung und Nahrungsergänzungen (Chondroitinsulfat, Glucosaminsulfat). Sowie in Maßnahmen, die Gelenkbelastungen reduzieren, z.B. Gewichtsreduktion, Vermeidung von sportlichen oder beruflichen Überlastungen, Korrektur von Fehlstellungen, z.B. durch orthopädische Hilfsmittel (Pufferabsätze, Schuheinlagen Innenranderstärkungen).
Arthrose ist eine langwierige, schleichende und unheilbare Krankheit. Gerade die Problematik, dass sich Symptome erst im vorangeschrittenen Stadium einstellen, macht eine Früherkennung so wichtig. Betroffene können aber durch gezielte Eigeninitiative stark dazu beitragen, den Krankheitsverlauf zu verlangsamen oder sogar aufzuhalten.