Scheinpräparat ist genau so gut – nur Celecoxib lindert den Schmerz. GAIT-Studie: Die Nahrungsergänzung mit Glucosamin und/oder Chondroitin schützt nicht besser vor Arthrose-schmerzen und -beschwerden des Knies als Scheinpräparate.
Glucosamin-Hydrochlorid und Chondroitin-Sulfat sind in Deutschland und den USA ein beliebtes Nahrungsergänzungsmittel. Durch die Präparate mit den Knorpelbestandteilen Glucosamin und Chondroitin erhoffen sich Arthrose-Patienten degenerative Prozesse im Gelenkknorpel aufhalten zu können. Da für Nahrungsergänzungsmittel keine klinischen Studien notwendig sind und die bisher veröffentlichten Studien uneinheitliche Ergebnisse lieferten, führte das „National Center for Complementary and Alternative Medicine“ der USA eine vierjährige Studie durch.
GAIT-Studie: Wirken Glucosamin und Chondroitin gegen Arthroseschmerz?
Dr. Daniel O. Clegg von der University of Utah School of Medicine und seine Mitarbeiter untersuchten im Rahmen der GAIT-Studie die Daten von 1583 Arthrose-Patienten mit einer symptomatischen Osteoarthritis des Knies. Die Arthrose-Patienten waren durchschnittlich 59 Jahre alt, davon waren 64 Prozent Frauen. Jeder der Studienteilnehmer des „Glucosamine/Chondroitin Arthritis Intervention Trials“ erhielt als Nahrungsergänzung nach einer zufälligen Auswahl über eine Dauer von durchschnittlich 24 Wochen täglich entweder:
- 1.500 Milligramm Glucosamin-Hydrochlorid,
- 1.200 Milligramm Chondroitin-Sulfat,
- 1.500 Milligramm Glucosamin-Hydrochlorid und 1.200 Milligramm Chondroitin-Sulfat,
- 200 Milligramm Celecoxib
- oder ein Scheinpräparat (Placebo).
Bei Celecoxib handelt es sich um ein auch in Deutschland zugelassenes Medikament. Als so genannter selektiver COX-2-Hemmstoff hemmt es das Enzym Cyclooxygenase, welches bei der Regulation von Entzündungen eine Rolle spielt. Celecoxib diente in der GAIT-Studie quasi als aktive Kontrolle.
Placebo wirkt genauso gut
Die fünf Studienarme wurden statistisch nach dem so genannten „Western Ontario and McMaster Universities Osteoarthritis Index“ (WOMAC) ausgewertet: Der Index gilt momentan als eines der besten Werkzeuge, um Schmerzen und Beschwerden am Gelenk zu erfassen. Eine Überraschung bot die Placebo-Gruppe: Bei 60,1 Prozent der Arthrose-Patienten reduzierte sich der Schmerz um mehr als 20 Prozent nach dem WOMAC-Index durch die Einnahme von Scheinpräparaten. Nahmen die Patienten Glucosamin ein, stieg der Anteil zwar um 3,9 Prozent auf 64 Prozent, jedoch zeigte der statistische p-Wert von 0,3, dass keine bedeutsame Verbesserung stattgefunden hatte. Auch in der Chondroitin-Gruppe zeigte sich keine signifikante Verbesserung, obwohl bei 65,4 Prozent der Patienten eine Besserung eintrat (p = 0,17). Bekamen die Studienteilnehmer Chondroitin und Glucosamin in Kombination bot sich das gleiche Bild: 66,6 Prozent der Patienten fühlten sich besser, mit einem p-Wert von = 0,09 war dies keine signifikante Verbesserung gegenüber dem Scheinpräparat. Nur der COX-2-Hemmer Celecoxib zeigte eine statistisch signifikante Besserung gegenüber der Placebo-Gruppe: 70,1 Prozent der Patienten hatten weniger Schmerzen (p = 0,008).
Ein Silberstreif am Horizont? – GAIT-Zusatz-Studie
Für das ganze Arthrose-Patienten-Kollektiv zeigten Chondroitin und Glucosamin alleine oder in Kombination keine signifikante Verbesserung gegenüber dem Scheinpräparat, ähnliche Ergebnisse liefern auch homöopathische Heilmittel. Unterteilt man die Studienteilnehmer aber in Untergruppen, zeigte sich bei Arthrose-Patienten mit mittelschweren bis schweren Schmerzen für die Kombination von Chondroitin und Glucosamin eine signifikante Verbesserung gegenüber dem Placebo. Bei einem WOMAC-Schmerz-Score von 301 bis 400 Punkten stieg der Anteil auf 79,2 Prozent gegenüber 54,3 Prozent (p = 0,002). Dies überzeugte die Studienleiter aber nicht von der Wirksamkeit der Präparate. Deshalb wurden Arthrose-Patienten mit mittelschweren bis schweren Schmerzen zu einer weiteren 18-monatigen Anschlussstudie eingeladen.