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Arbeitswelt der Sozial- und Geisteswissenschaftler

Wo und wie finden Sozial- und Geisteswissenschaftler Arbeit?

Die Arbeitslosigkeit bei Akademikern ist niedrig. Und auch Sozial- und Geisteswissenschaftler finden Arbeit. Der Einstieg ist jedoch vor allem für diese steinig und führt häufig nur über Praktika, befristete Projektarbeit und unerwünschte Teilzeitstellen zum Ziel. Auf der anderen Seite ist der Markt für Sozial- und Geisteswissenschaftler relativ krisensicher. Im Gegensatz zu den Ingenieurstudiengängen werden sie von der Wirtschaftskrise so gut wie gar nicht tangiert, da vor allem Institutionen der öffentlichen Hand und des Gesundheits- und Sozialwesens das Gros der Arbeitgeber stellen. Die Frage bleibt jedoch, ob die Verschuldung der öffentlichen Haushalte mittelfristig zu einem Stellenabbau führen wird.

Wichtigste Arbeitgeber für Sozial- und Geisteswissenschaftler

Für Sozial- und Geisteswissenschaftler gibt es vielfältige Einsatzgebiete. Der Anteil der Angebote aus der Privatwirtschaft ist in den letzten Jahren gewachsen und bietet unter den Arbeitgebergruppen inzwischen die meisten Arbeitsplätze.

  • Vor allem Agenturen (PR-, Medien- und Presseagenturen),
  • die Medienbranche insgesamt,
  • private Bildungsträger,
  • Personaldienstleister,
  • Unternehmensberatungen,
  • Arbeitgeber aus dem Bereich der Informations- und Telekommunikationstechnologie, Finanzdienstleister
  • und der Handel richten ihre Stellenanzeigen „auch“ an Sozial- und Geisteswissenschaftler.

Demnach scheint die Privatwirtschaft den Wert der Geisteswissenschaftler zum Teil schätzen gelernt zu haben und siebt sie nicht mehr so rigoros aus wie früher. Rund 50 Prozent weniger Stellen als die Privatwirtschaft bietet der Öffentliche Dienst im engeren Sinne – eigentlich der klassische Arbeitgeber für Sozial- und Geisteswissenschaftler. Zu diesem zählen:

  • Bund,
  • Bundesländer,
  • Kommunen,
  • Kreise,
  • sonstige Gebietskörperschaften,
  • Universitäten,
  • Fachhochschulen,
  • Berufsakademien,
  • Theater
  • Museen.

Weitere Gruppen der Arbeitgeber sind Organisationen, die sich an den Regelungen des Öffentlichen Dienstes bei ihrer Vergütung und sonstigem orientieren:

  • Entwicklungshilfeorganisationen,
  • Stiftungen,
  • kirchliche Arbeitgeber,
  • außeruniversitäre Forschungseinrichtungen,
  • Sozialdienstleister,
  • einige Vereine.

Die Anforderungen in textorientierten Berufen

Die Arbeit mit Texten bietet einige Schwerpunkte. Es gibt die Möglichkeit, als Journalist, Redakteur, Lektor, Texter, PR-Berater & -Referent oder Marketing-Manager zu arbeiten. Da in diesen Bereichen selten explizit nach bestimmten Studiengängen Ausschau gehalten wird und vor allem Berufserfahrung zählt, steht der Einstieg zwar im Grunde jedem Absolventen offen, erfolgt jedoch üblicherweise über ein Volontariat, welches am häufigsten von Agenturen (PR-, Medien- und Presseagenturen) angeboten wird. Selbst für die Bewerbung auf ein Volontariat werden häufig Vorerfahrungen, beispielsweise in Form von Praktika, verlangt.

Nach der Ausbildung stellen die meisten Stellen folgende Arbeitgeber:

  • Verlage (15,2 Prozent),
  • Behörden (12,1 Prozent),
  • Verbände und Vereine (11,7 Prozent),
  • Agenturen (11,3 Prozent),
  • und Schlusslicht sind Zeitungen / Zeitschriften sowie Rundfunk und Fernsehen.

Im Jahr 2016 gab es in diesem Bereich noch deutlich mehr Stellen und die Agenturen standen ganz oben auf der Liste der Arbeitgeber, so ist das veränderte Bild wohl den Folgen der Wirtschaftskrise zuzuschreiben. Bei den Anforderungen steht die Berufserfahrung an erster Stelle. Der Anteil an privatwirtschaftlichen Arbeitgebern für journalistische Aufgaben ist jedoch traditionell hoch. Pressearbeit, Unternehmenskommunikation und PR-Arbeit stehen hier deutlich im Vordergrund. Aber auch öffentliche Institutionen haben zunehmend den Wert interner und externer Kommunikation für sich entdeckt und suchen nicht mehr nur einfach „Pressesprecher“, sondern einen Leiter für die externe und/oder interne Kommunikation.

Möglichkeiten in Schule und Bildung

Es gibt inzwischen viele verschiedene Wege mit einem MA, Diplom oder Masterabschluss den Quereinstieg ins Lehramt zu schaffen. Die Voraussetzungen sind Ländersache und auch der Bedarf variiert von der Fachrichtung und der Schulform.

Anforderungen in der Kunst- und Kulturbranche

Öffentlich finanzierte Institutionen wie Museen verlangen in der Regel nicht nur ein historisches oder kunsthistorisches Studium, sondern häufig auch eine Promotion. Private Galerien geben sich auch mit weniger zufrieden, suchen aber vor allem nicht nur Kunsthistoriker, sondern Organisationstalente und PR-Manager.

Anforderungen in der Entwicklungszusammenarbeit

In der Friedenszusammenarbeit und rund um NGOs werden solche Stellen wie Friedensberater oder Fundraiser ausgeschrieben. Organisationen der Entwicklungshilfe und der Entwicklungszusammenarbeit inserieren in der Regel auf ihren eigenen Website. Die Art des Studienfaches ist nicht ganz so wichtig. Sozialwissenschaftler, Erziehungswissenschaftler, Lehrer und Politologen werden noch am häufigsten genannt. Es zählen Erfahrungen in der internationalen Zusammenarbeit und Erfahrungen in der konzeptionellen Gestaltung von entsprechenden Programmen.

Der Arbeitsmarkt im Touristikbereich

Touristikunternehmen und kommunale Tourismusbüros suchen für Aufgaben im In- und Ausland akademische Bewerber mit vertieften Kenntnissen der Touristikbranche und betriebswirtschaftlichen Kenntnissen. Es werden Bewerber mit allen möglichen akademischen Hintergründen akzeptiert, die in der Regel eine hohe Fremdsprachenkompetenz aufweisen sowie mindestens kaufmännische Grundkenntnisse mitbringen müssen. Handelt es sich um eine auslandsbezogene Tätigkeit, müssen entsprechende Erfahrungen vorliegen.

Anforderungen in der Wissenschaft und Forschung

Stellen für wissenschaftlicher Mitarbeiter, Angestellte, Assistenten werden in der Regel von Universitäten und Fachhochschulen ausgeschrieben, aber auch von außeruniversitären Forschungsinstituten, Technischen Universitäten, Stiftungen und Berufsakademien. Hier zählen vor allem die fachlichen Qualifikationen und es werden meist explizit Studienfächer genannt, die allein in Frage kommen. Es dominieren die Sozialwissenschaftler und Soziologen (29,8 Prozent), nachfolgend Psychologen, Lehrer und Erziehungswissenschaftler sowie Politologen. Es wird fast ausschließlich die abgeschlossene Promotion vorausgesetzt, oft auch eine Habilitation.

Anforderungen im Bereich Personalmanagement

Um als Manager Human Ressources, Personalberater, Personalleiter oder Personalreferent arbeiten zu können, wird in der Regel ein Studium der Psychologie oder Betriebswirtschaft mit entsprechendem Schwerpunkt verlangt.

Der Arbeitsmarkt für leitende Positionen

Stellenanzeigen für leitende Positionen, für die auch Sozial- und Geisteswissenschaftler in Frage kommen, richten sich an Projektleiter, Referenten, Geschäftsführer, Direktoren und Beauftragte. In der Regel geht es nicht um hochrangige Managementaufgaben in der Privatwirtschaft, sondern um die Leitung von Projekten im kommunalen Bereich, dem Öffentlichen Dienst oder in Verbänden, gemeinnützigen GmbHs sowie um die Geschäftsführung von meist kleineren Vereinen mit sozialer und / oder gemeinnütziger Zielsetzung. So ist von der Verantwortung für relativ kleine Budgets und kleine Teams auszugehen. Meist werden hier keine konkreten Studiengänge verlangt, sondern von einem abgeschlossenen Studium in einer geeigneten Fachrichtung gesprochen. Wenn es konkreter wird, kommen die Sozialwissenschaftler noch am häufigsten vor. Meist werden sie aber mit Betriebswirten oder Geisteswissenschaftlern allgemein genannt. Es zählt fast immer ausreichende und einschlägige Berufserfahrung.