Wenn Arbeit süchtig macht. Für sie sind Arbeitstage von mehr als zwölf Stunden normal, ein freies Wochenende ist Luxus – Extremjobber kennen keine Pause.
Drogen, Medikamente und Alkohol sind als Suchtmittel bekannt und teils weit verbreitet. Dass aber auch Arbeit im wahrsten Sinne des Wortes süchtig machen kann, wissen nur wenige. Das ist vor allem dann der Fall, wenn sie zum zentralen Aspekt des Lebens wird und es keine Freizeit mehr gibt. Wie stets schleicht sich die Abhängigkeit langsam ein: Zuerst zieht man Befriedigung daraus, wenn das Arbeitspensum bei zehn Stunden liegt. Dann werden es zwölf, schließlich 14 oder 16 Stunden. Und plötzlich reagiert der Körper mit Herzrasen oder anderen Symptomen auf Arbeitspausen. Der Zwang, E-Mails abzurufen, Akten zu bearbeiten oder sonstige Arbeiten, die mit dem Job zusammenhängen, wird für Vielarbeiter übermächtig. Und schon ist man in einem Teufelskreis: Durch die viele Arbeit hat sich der Arbeitswütige zurückgezogen, seine Sozialkontakte haben sich reduziert, als Ersatz wird wieder mehr gearbeitet. Gleiches gilt eben, wenn – wie erwähnt – der Körper in Erholungsphasen nach Arbeit schreit; schließlich muss man ja Gutes tun, oder?
Viel Zeitaufwand, wenig Leistung
Dass die Betroffenen auch wirklich viel leisten, ist allerdings ein Gerücht. Durch fehlende Regenerationsphasen kommt es zu Konzentrationsschwächen, Fehler schleichen sich ein. Und müssen wieder ausgemerzt werden – Ineffizienz statt Leistung sind also die Folge. Oft wird in dieser Phase auch der erste Schritt zu abhängigmachenden Substanzen getan – um sich aufzuputschen werden Medikamente oder Kokain konsumiert.
Pausen sind verpönt
Gerade Manager sind aufgrund ihrer Leistungsorientierung extrem gefährdet, der Arbeitssucht, die übrigens eine hohe gesellschaftliche Akzeptanz hat, zu verfallen. Pausen sind verpönt, dazu kommt großer Druck und das Fehlen von Solidarität und Mitmenschlichkeit in ihrem Arbeitsalltag. Narzisstische oder masochistische Tendenzen verstärken die Arbeitswut noch – man will sich und allen anderen beweisen, dass man noch mehr leisten, noch länger arbeiten kann. Denn Langsamkeit, Entspannung und Pausen, vor allem aber Erschöpfung werden als Zeichen des Alters gedeutet – wer solche Anzeichen bei sich zeigt, hat in der heutigen Konkurrenzgesellschaft schon verloren. Kein Wunder also, dass das Tempo nur selten gedrosselt wird.
Weiters wird von allen Seiten ständig suggeriert, stets im Hoch, in der Anspannung sein zu müssen. Tiefs, also Phasen der Entspannung, werden nicht toleriert. Dieses Fehlen von Entspannung führt allerdings dazu, dass sich die Betroffenen nicht mehr spüren und noch ein Schäuferl nachlegen, um das wieder zu erreichen. Die gängigsten Methoden, um sich zumindest vorübergehend wieder zu spüren, sind Alkohol, Tabak, Medikamente, Sport und auch Sex.