Anti-Aging-Medizin ist in jüngster Zeit zu einem populären Thema geworden. Vor allem im Internet gibt es immer mehr Produkte, die versprechen, den Alterungsprozess verlangsamen oder gar aufhalten zu können. Konsumenten kommen leicht in Versuchung, den angepriesenen Wirkungen glauben zu wollen. Die Aussicht auf körperlichen Abbau, Krankheit, und Schwäche kann so angsteinflößend sein, dass rationale Überlegungen hinter den Wunsch auf ewige Jugend gestellt werden. Inwiefern können Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel diese Versprechungen einhalten?
Ewige Jugend: Warum träumen alle davon?
Die Jugend ist aus gesundheitlicher Sicht der beste Abschnitt des Lebens: starke Muskeln, ein effizientes Immunsystem, ein scharfes Gedächtnis und ein gut funktionierendes Gehirn charakterisieren die körperliche Beschaffenheit in der Jugend. Auch die Hormone arbeiten in dieser Zeit am besten. Anti-Aging-Medizin zielt darauf ab, den Körper in diesem Zustand zu halten: Gesund und biologisch effizient.[3]
Angst vor dem Altern
Es lässt sich nicht leugnen, dass der Alterungsprozess viele negative Begleiterscheinungen mit sich bringt: Menschen werden langsamer, vergesslicher, schwächer, kränker, kleiner, hilfsbedürftiger, verlieren an Attraktivität und Ansehen, und befassen sich zunehmend mit der eigenen Sterblichkeit. Die Verzweiflung angesichts solcher Entwicklungen öffnet der teuren und überwiegend unseriösen Anti-Aging-Medizin alle Türen. Welche Preise würden Menschen für verzögerte Alterung zahlen? Mitunter sehr hohe.
Wissenschaftliche Anti-Aging-Ansätze
Da viele Krankheiten im Alter gehäuft auftreten, wird angenommen, dass ein Aufhalten der Alterung auch diese Krankheiten vermeiden würde. Daher forschen Wissenschaft und Medizin stets an Mitteln, die hierbei unterstützen können. In Abgrenzung zur unseriösen Schiene des „Anti-Aging“ wurden Begriffe wie „Age Management Medicine“, „Advanced Medicine“ und „Interventive Biogerentology“ vorgeschlagen; sie haben sich jedoch bisher nicht durchgesetzt. [3]
Die wissenschaftlichen Theorien über Alterung sind vielfältig. Allen gemeinsam sind jedoch drei biochemische Prozesse:
- Oxidation: zellschädigende „freie Radikale“ werden produziert
- Glykation: Reaktion von Zuckern mit Proteinen, teilweise bis hin zu schädlichen Endprodukten
- Methylation: eine niedrige Methylierungsrate hat zur Folge, dass wichtige Prozesse nicht ablaufen können
Außerdem scheinen chronische Entzündungen und hormonelle Faktoren eine Rolle zu spielen. [3]
Prinzipien einer Anti-Aging-Lebensweise
Medizinisch-wissenschaftliche Ansätze stützen sich auf:
- gesunde Ernährung: vor allem in Hinblick auf den Blutzuckerspiegel
- Supplementierung mit Antioxidantien und Nutraceutical (neuartige Lebensmittel, deren Inhaltsstoffe pharmakologisch wirken)
- Turnübungen
- Kontrolle des Hormon-Haushaltes [3]
Ausblick auf Anti-Aging-Methoden der Zukunft
Genmanipulation, Stammzellen und Nanotechnologie werden früher oder später die Hauptwerkzeuge des Anti-Aging sein und generell in der Medizin an Bedeutung gewinnen. [3]
Eine Einschränkung der Nahrungszufuhr hat sich in vielen Tierstudien als lebensverlängernd herausgestellt. Vermutet wird, dass dadurch die metabolischen Prozesse im Körper verlangsamt werden und somit auch zellschädigende Prozesse wie etwa Oxidation. Inwieweit die Ergebnisse auf Menschen übertragbar sind und tatsächlich Anwendung finden könnten, ist noch offen.[4]
Anti-Aging-Industrie: Das Geschäft mit der Angst vor dem Altern
Viele pflanzliche Inhaltsstoffe, die die Pflanze vor Umwelteinflüssen schützen sollen, werden seit Jahrtausenden vom Menschen verwendet, um seine eigene Gesundheit zu unterstützen. Antioxidativen Pflanzeninhaltsstoffen wie Isoflavonoiden (zum Beispiel Lycopin und Zeaxanthin) und Polyphenolen (zum Beispiel Resveratrol und Catechin) wird in der Alternativmedizin bereits seit langem eine Anti-Aging-Wirkung zugeschrieben. Diese ist aus biochemischer Sicht auch vorstellbar, jedoch fehlen sowohl genaue Angaben über Dosierung und Form der Einnahme als auch über das Ausmaß des Effektes.
Die im Internet erhältlichen Präparate können einerseits so geringe Mengen des Wirkstoffes enthalten, dass sie de facto wirkungslos sind, oder auch so hohe Mengen, dass Nebenwirkungen auftreten können. Abgesehen davon werden oftmals andere Stoffe beigemischt, die gesundheitsschädlich sein können. Zusätzlich zu diesem potenziell gefährlichen Aspekt kommt noch der finanzielle: Anti-Aging-Mittel sind in einer sehr hohen Preiskategorie angesiedelt.
Fazit über Anti-Aging-Medizin
Die wissenschaftlichen Erkenntnisse auf diesem Gebiet lassen keine eindeutige Schlussfolgerung über ein optimales Anti-Aging-Mittel zu. Da es keine Langzeit-Daten gibt, ist Anti-Aging eine Glaubensfrage. Für einen eindeutigen Effekt müsste jahrzehntelang konsequent ein bestimmtes Präparat eingenommen werden. Und selbst hierbei fehlt noch der Vergleich mit der Entwicklung, die ohne dieses Mittel stattgefunden hätte.
Die verlässlichsten Quellen für Methoden, die den Alterungsprozess verlangsamen, finden sich in Biographien von Menschen, die sehr alt wurden (100 Jahre oder mehr): tägliche körperliche Bewegung bis ins hohe Alter und gesunde ausgewogene Ernährung mit viel Obst und Gemüse.
Wer ein Wundermittel möchte, wird auf Genmanipulation, Stammzellen und Nanotechnologie warten müssen.