Die gängigsten Keime sind nicht immer hochgradig ansteckend. Meist braucht es mehr als einen Händedruck, um sich zu infizieren.
In Krankenhäusern infizieren sich immer mehr Patienten mit Erregern, gegen die übliche Antibiotika nicht mehr wirken. Der bekannteste Erreger ist das MRSA-Bakterium, der Methicillin-resistente Staphylococcus aureus. Dr. Tobias Sprenger hat als Facharzt für Allgemeinmedizin und Medizinischer Direktor der Villavita-Klinik in Köln schon häufig beobachtet, dass Verwandte aus Angst vor diesem Keim die Patienten nicht mehr besuchen. „Sie fürchten, sie könnten sich anstecken und bleiben zuhause.“ Das ist schade für die Patienten, denn aufmunternder Besuch ist für den Heilungsprozess wichtig. Zudem hat der Arzt keinerlei Bedenken, was eine Ansteckung anbelangt: „Ist der Besucher gesund, kann ihm der MRSA-Keim nichts anhaben. Er ist nur für alte und/oder schwerkranke Menschen gefährlich!“
HIV-Kranke sind nicht per se ansteckend
Große Ansteckungsgefahr besteht auch beim HIV-Virus nicht, das die tödliche Krankheit AIDS auslösen kann. Es ist relativ schwer übertragbar. „Für eine Infektion reicht ein einzelner Erreger nicht aus“, weiß Dr. Sprenger. „Beim alltäglichen Umgang mit einem an HIV infizierten Menschen kann man sich nicht anstecken. Ansteckend sind Blut, Sperma und Vaginalflüssigkeit, wenn sie mit eigenen Verletzungen in Berührung kommen. In Deutschland wird HIV jedoch hauptsächlich durch ungeschützten Geschlechtsverkehr übertragen.“ Allerdings haben Konsumenten von harten Drogen beim „“fixen“ ein hohes Infektionsrisiko, wenn sie ein bereits benutztes Spritzbesteck verwenden.
Herpes simplex Virus Typ 1: der Lippenherpes
Wer ein gesundes Immunsystem hat, kann sich auch mit einem Lippen-Herpes nicht anstecken. „In Deutschland sind ohnehin etwa 90 Prozent der Bevölkerung schon seit ihrer Kindheit mit dem Herpes simplex Virus Typ 1 infiziert. Es bleibt ein Leben lang im Körper. Aber nur wenn das Immunsystem des Betroffenen geschwächt ist, kommt es zum Ausbruch und damit zu Lippenherpes“, erklärt Dr. Sprenger. Das gleiche gilt auch für andere Herpes-Viren. „Natürlich werden diese Viren beim Küssen oder beim Geschlechtsverkehr übertragen. Dabei kommt es zwar zur Wiederauffrischung der Infektion, doch die Infektion mit dem Virus führt noch nicht zur Erkrankung.“
Ebenfalls häufig verbreitet ist der Helicobacter pylori. Dabei handelt es sich um ein Bakterium, das den menschlichen Magen besiedeln und dort ein Geschwür oder sogar Krebs auslösen kann. „Hier kann ich keine Entwarnung geben“, bedauert Dr. Sprenger. „Wie der Helicobacter in den Magen gelangt, ist noch nicht genau bekannt. Vermutlich wird er durch verunreinigte Lebensmittel übertragen, aber familiäre Häufungen lassen auch auf eine Ansteckung schließen“, so Dr. Sprenger. Er empfiehlt daher, eine Helicobacterinfektion sofort vom Arzt behandeln zu lassen.