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Anleitung zum Entlieben

Wer hoch fliegt, kann tief fallen. Ein Statement, das auf jeden Bereich des Lebens zutrifft. Natürlich auch auf Herzensangelegenheiten.

Entlieben wäre ein Leichtes, wüsste man, wie genau man sich eigentlich verliebt hat. Dann könnte man einfach Schritt für Schritt zurückgehen und wäre in absehbarer Zeit wieder man selbst. Doch der Prozess des Verliebens verläuft ebenso schleichend wie der des Entliebens. Die berühmt berüchtigte Liebe auf den ersten Blick sollte daher eher als abrupte Faszination bezeichnet werden. In das Äußere eines Menschen kann man sich verknallen, jedoch kaum verlieben. Spricht man von Liebe, dann denkt man an die Natur der Person, an bestimmte Worte, an die Art wie man angesehen und berührt wird. Man denkt an gemeinsam erlebte Momente. Dass diese Momente der Vergangenheit angehören, ist anfangs oftmals weder zu begreifen noch zu akzeptieren. Mit den zehn folgenden Dos und Don’ts schmerzt es vielleicht ein bisschen kürzer.

Leiden Sie ausgiebig

Lassen Sie sich gehen! Heulen Sie! Ziehen Sie die Vorhänge zu und verkriechen Sie sich in die dunkelste Ecke! Strecken Sie Ihren Geist aus und ertasten Sie Ihre Verwundung! Baden Sie ausgiebig im Selbstmitleid. Aber stellen Sie sich einen Wecker, der Sie darauf aufmerksam macht, dass das Badewasser kalt ist. Dann kommen Sie bitte aus der Wanne, ziehen den Stopfen und lassen die gröbsten Fetzen Ihrer Verletztheit mit dem Wasser den Abfluss hinabgluckern.

In den Müll mit E-Mailadressen und Telefonnummern

Emailadressen und Telefonnummern, Accountverknüpfungen auf sozialen Netzwerken – all das gehört gelöscht. Antworten Sie nicht auf seine oder ihre Emails, nicht auf Anrufe, reagieren Sie nicht auf Kommentare. Es interessiert Sie nicht, wer die neuen Freundschaften auf Facebook sind. Sie wollen nicht erfahren, wie er oder sie das Wochenende verbracht hat und mit wem. Ganz sicher möchten Sie auch keine Fotos von einem Aufenthalt am Meer präsentiert bekommen. All das wird Sie nur verletzen und zu Spekulationen veranlassen, welche Sie zurück in die Badewanne katapultieren.

Gesellschaft suchen: Freunde treffen

Treffen Sie Ihre Freunde. Sei dies zum Brunch, zu einem Shopping-Trip, in einer Cocktailbar am Abend oder zu einer Uphill Bike-Tour, bei der Sie sich richtig auspowern. Ihre Freunde werden geduldige Zuhörer mit objektiver Einschätzungsfähig sein. Dennoch sollten Sie deren Nerven nicht überstrapazieren, indem Sie ihnen über Stunden hinweg ein und denselben Namen um die Ohren schleudern. Sind es gute Freunde, werden Sie auch weiterhin zur Stelle sein. Mit einer konstanten Erörterung des eigentlich abgeschlossenen Themas wirken Sie allerdings selbst gegen die beabsichtige Ablenkung.

Absolute Treue

… und zwar gegenüber niemandem sonst außer Ihnen selbst. Bleiben Sie, wer Sie sind! Wenn Sie nicht mehr sind, wer Sie waren, gehen Sie auf die Suche nach sich! Ändern Sie nicht Ihren Stil, Ihr Aussehen, Ihre Frisur – außer für sich selbst! Das alles sind Äußerlichkeiten, die ausschließlich Ihnen selbst gefallen müssen und sonst niemandem. Zwingen Sie sich keinen Hip Hop auf, wenn Sie eigentlich Jazz mögen. Würgen Sie keinen Kaffee runter, wenn Sie schon immer zur Teetrinkerfraktion gehört haben. Legen Sie sich keinen Sportwagen zu, wenn Sie bislang passioniert SUV gefahren sind. Es erübrigt sich zu sagen, dass ein plötzliches Interesse ihrer- oder seinerseits, welches aus einer solchen Veränderung resultiert, weder von Wert noch von Dauer ist.

Keine Schönmalerei der Vergangenheit

Müssen Sie immerzu an diesen tollen Satz denken, den sie Ihnen nach dem Konzertbesuch gesagt hat? Erinnern Sie sich ständig daran, wie liebevoll er Sie angeschaut und in den Arm genommen, wie sanft er sie geküsst hat? Dann machen Sie sich doch hin und wieder auch einmal klar, wie ihre oder seine Prioritäten gesetzt waren. Rufen Sie sich ins Bewusstsein, was Sie gegeben und welchen Aufwand Sie betrieben haben und was Sie im Gegenzug zurückerhalten haben. Erinnern Sie sich an all die Floskeln, die Sie so oft überhört haben, weil Sie nichts überbewerten wollten. Jetzt ist der beste Zeitpunkt, nichts mehr überzubewerten!

Buch, Fernsehen, Musik & Co.

Nikolas Sparks, Bridget Jones und Alicia Keys waren für die Badwanne. Was Sie jetzt brauchen sind Thriller, an deren Seiten Sie kleben bleiben und nur noch lesen möchten. Schauen Sie sich Filme wie „Nur noch 60 Sekunden“ an, wo ein genialer Schlitten nach dem nächsten geklaut wird, oder „300“, wo sich antike Helden die Köpfe einschlagen. Und was die Musik betrifft, schmeißen sie bloß den Kuschelrock über Bord und wechseln Sie den Radiosender, wenn ein Song kommt, der zu viele Erinnerungen mit sich bringt. Bands wie Metallica eignen sich hervorragend, um Frustration abzubauen.

Standhaft bleiben

Werden Sie nicht rückfällig! Wie verlockend das Angebot auch klingen mag: ein romantisches Dinner im italienischen Restaurant, ein Wochenendausflug in die Berge. Denken Sie an die Badewanne! Da wollen Sie doch nicht wieder landen! Was auch immer es ist, das Ihr einstiges Herzblatt antreibt, wahrscheinlich ist es nur vorübergehender Natur. Es gab Gründe, warum Sie nicht in ihrem oder seinem Leben erwünscht waren. Sie wollen weder Lückenfüller noch Trostpflaster sein, sondern geachtet und geliebt werden. Aufrichtig und von ganzen Herzen.

Den Tatsachen ins Auge schauen

Womit Sie beim Wichtigsten überhaupt wären: Er oder sie liebt sie nicht. Das mögen Sie zu mancher Zeit in Frage stellen. Aber Hand aufs Herz, wäre es so, wäre er oder sie bei Ihnen. Möglicherweise war das einmal anders, doch die Sehnsucht, welche Sie verspüren, ist Ihre ganz allein. Es war kein Ozean, der Sie voneinander getrennt hat, sondern lediglich die Tatsache, dass Sie viel mehr empfunden haben als Ihr Gegenpart und dass Sie ihm oder ihr offenbar nicht geben können, wonach gesucht wird.

Was Sie nicht umbringt

… macht Sie stärker. Und es bringt Sie ganz sicher nicht um. Zuweilen mag es sich so anfühlen, aber das geht vorüber. Ganz sicher. Eines Tages werden Sie aufwachen, ohne dass er oder sie Ihr erster Gedanken ist. Noch ein wenig später gehen Sie raus in diese Welt, offen für alles Neue und andere Menschen, und Sie werden kaum mehr nachvollziehen können, was genau es überhaupt gewesen ist, das Sie so aus der Bahn geworfen hat.