Unterarmgehstützen sind dazu gedacht, den Bewegungsapparat zu entlasten. Bei falscher Verwendung der Krücken werden diese aber eher zur Belastung.
Unterarmgehstützen ermöglichen das Gehen auch dann noch, wenn Becken, Beine oder Füße Entlastung brauchen oder gar nicht belastet werden dürfen. Was gut ist, denn im Liegen oder Sitzen darauf zu warten, dass Knochenbrüche wieder verheilen oder Bandverletzungen zurückgehen, ist nur für wenige Menschen eine reizvolle Vorstellung. Allerdings liegt auch bei den Gehhilfen der Teufel im Detail. Denn eine falsche Benutzung schadet oft mehr als dass sie nutzt.
Die Höhe der Krücken entscheidet über den Erfolg als Gehhilfe
Krücken sind nur dann hilfreich, wenn sie die passende Länge haben. Dazu müssen die Unterarmgehstützen in der Höhe richtig eingestellt werden. Der häufigste Fehler hierbei sind Stützen, die viel zu hoch sind. Steht im aufrechten Stand die Stütze neben dem Fuß, muss die Hand auf dem Handteil aufliegen können. Bei zu langen Stützen sind die Ellbogengelenke zudem stark angebeugt. Wegen der Beugung im Gelenk liegt auch die Armmulde zu hoch am Arm. Korrekterweise muss sie dicht unter dem Ellbogen anliegen, bei zu langen Stützen ist sie oft auf, gelegentlich sogar über dem Gelenk zu finden. Der eigentlich stabilisierende Effekt der Mulde ist somit aufgehoben, eher wird die ganze Konstruktion zur Stolperfalle und damit gefährlich.
Der gegenteilige Fehler ist auch möglich, aber nicht so oft zu sehen. Ist die Stütze zu kurz, kann im aufrechten Stand der Handballen nicht auf dem Handteil abgelegt werden. Jedwedes Herunterbeugen zur Stütze löst dieses Problem nicht sinnvoll, die Krücke muss auf eine größere Länge eingestellt werden. Geht dies nicht, muss ein neues Exemplar her.
Gehen mit Krücken muss gelernt werden
Auch das richtige Benutzen von Unterarmgehstützen will gelernt sein. Der häufigste Fehler entsteht aufgrund einer falschen Idee vom Stützen. Die Gehhilfen sind nicht dazu da, dass der Träger sich passiv in sie reinhängt und mehr schlecht als recht über den Boden schleift. Sie sind nur eine Stütze, das Gehen damit bleibt ein aktiver Vorgang. Wer sich am Anfang beim Gehen immer wieder: „Stützen, nicht hängen!“ vorspricht, hat es leichter. Allerdings soll nicht verschwiegen werden, dass das konsequent richtige Gehen mit Unterarmgehstützen von den meisten Menschen muskulär nicht lange bewältigt wird. Selten ist jemand in der Schulterregion derart kräftig, dass die Muskulatur einen sonntäglichen Spaziergang verzeiht. Hier macht, wie so häufig, Übung den Meister.
Die verschiedenen Gangarten mit Stützen werden nicht nach Aussehen verordnet, sondern nach Belastungsfähigkeit. Der Drei-Punkt-Gang ist so etwas wie die Anfangsvariante. Wer gar nicht belasten darf oder nur sehr wenig, ist auf diese Art und Weise der Fortbewegung angewiesen. Beide Stützen und das zu entlastende Bein werden nach vorne gestellt, das andere Bein schwingt durch und setzt daneben oder davor auf. Der Zwei-Punkt-Gang (gelegentlich auch Vier-Punkt-Gang genannt) ist dagegen für die Fortgeschrittenen, also für Menschen, die mindestens die Hälfte ihres Körpergewichtes belasten dürfen, vorgesehen. Dabei wird immer ein Bein und die gegenüberliegende Stütze gleichzeitig nach vorn gestellt, dann die gleiche Prozedur mit der anderen Seite. Die verordneten Gangarten sind also keine Vorschläge, sondern Weisungen.
Krücken benutzen zu müssen heißt, sie immer benutzen zu müssen
Bis auf wenige Ausnahmefälle benutzen nur Menschen Unterarmgehstützen, die Entlastung für die untere Extremität brauchen. Dies ist allerdings eine Aufgabe für 24 Stunden am Tag. Einer der häufigsten Anwendefehler ist das Benutzen der Stützen nach Gehstrecke. Beim Zurücklegen langer Strecken werden die Gehhilfen zwar korrekt benutzt, aber für kurze Strecken nicht: Weil das nachts beim Toilettengang so unpraktisch ist, man ja nur mal eben vom Sessel zum Kühlschrank wollte, um sich was zu trinken zu holen oder weil das beim Einsteigen in den Bus so eng war. Wer hier die Stützen weglässt, kann eigentlich auch am restlichen Tag auf sie verzichten.
Die einseitige Benutzung einer Gehhilfe
Wer nur eine Gehhilfe benutzt, egal, ob es sich um einen Stock oder eine Stütze handelt, tut gut daran, sie auf der gegenüberliegenden Seite des betroffenen Beines zu benutzen. Alles andere ist falsch und wird mindestens mit muskulären Verspannungen bestraft. Also: Auch wenn Dr. House in der gleichnamigen Serie Staffel um Staffel den Stock auf der rechten Seite trägt, ist es falsch. Da hilft auch das Argument nicht, dass er Arzt ist und es eventuell wissen könnte. Seine permanenten Nackenverspannungen haben übrigens mit der falschen Stockbenutzung zu tun. Allerdings ist er einer der wenigen, die auch mal ein paar Schritte ohne Gehhilfe humpeln dürfen, weil er belasten darf, es aus Schmerzgründen aber normalerweise nicht tut. Gleichzeitig ist er auch ein gutes Beispiel dafür, dass das Gehen ohne Stütze nicht unbedingt als „Gehen“ durchgeht und daher vielleicht doch besser unterbleibt. Die Stütze auf der richtigen Seite sieht besser aus und fühlt sich besser an, auch auf kurzen Strecken.