Ursachen und Ausprägung einer Amnesie sind ebenso vielseitig wie die Behandlungsmöglichkeiten. Doch nicht nach jedem Gedächtnisverlust kehrt die Erinnerung wieder zurück. Wie bekommt man amnesie?
Der Begriff „Amnesie“ taucht immer wieder auf. Vor allem in der Berichterstattung zu schweren Krankheiten und Unfällen, bei denen Menschen Kopfverletzungen erlitten haben, ist oft die Rede davon, dass die Betroffenen unter einer Amnesie leiden, und deshalb keine Auskünfte zu den Geschehnissen geben können. Vereinfacht bedeutet Amnesie nichts anderes als dass der Betroffene etwas vergessen hat. Man spricht deshalb auch von „Gedächtnisverlust“.
Was Amnesie genau bedeutet, wissen jedoch die wenigsten. Keinesfalls können Menschen, die an einer Amnesie leiden, sich generell an nichts mehr erinnern. Amnesie kennt, wie so viele Krankheiten, verschiedenste Formen und Ausprägungen.
Während nur ein geringer Teil der Betroffenen tatsächlich nahezu seine gesamten Erinnerungen verliert und auch nicht wieder erlangt, ist es wesentlich häufiger der Fall, dass nur bestimmte Zeiträume aus dem Leben der Patienten im Dunkel der Amnesie verschwinden. Oft bleiben beispielsweise Erinnerungen an die Kindheit erhalten, und auch praktische Fähigkeiten wie der Umgang mit Messer und Gabel, Fahrrad- oder Autofahren, Schwimmen oder Sprechen bleiben meist erhalten. Zudem ist es möglich, dass die verlorenen Erinnerungen irgendwann wieder zurückkommen.
Doch wie kommt es eigentlich zu einer Amnesie?
So vielfältig wie die Ausprägungen der Erkrankung sind auch ihre Ursachen. In den meisten Fällen wird die Amnesie jedoch von anderen Erkrankungen oder Verletzungen ausgelöst. Sie kann beispielsweise die Folge einer Hirnhautentzündung, eines Schlaganfalls oder eines Herzinfarktes sein, entsteht aber auch dann, wenn zum Beispiel ein Hirntumor auf bestimmte Teile des Gehirns drückt. Oft tritt sie auch in Folge eines Unfalls auf, bei dem der Patient schwere Kopfverletzungen wie Schädel-Hirn-Traumata erlitten hat.
Aber auch traumatische Erlebnisse können eine Amnesie auslösen. Hier fehlt dem Patienten meist die Erinnerung an ein schreckliches Erlebnis, worin Fachleute eine Art automatisierten Eigenschutz vermuten, wenn der Betroffene nicht in der Lage ist, die Geschehnisse psychisch zu verarbeiten.
Aber auch „harmlosere“ Ursachen wie psychischer Druck oder enormer Stress sind als Auslöser von Amnesien bekannt. Und auch das, was umgangssprachlich als „Filmriss“ nach übermäßigem Alkoholkonsum bezeichnet wird, ist im medizinischen Sinne bereits eine Amnesie.
Während die Ursachen der Amnesie inzwischen sehr gut erforscht sind, stehen den Medizinern bei der Behandlung der Betroffenen hingegen nur sehr begrenzte Möglichkeiten zur Verfügung.
Wie wird eine Amnesie behandelt?
Wie bei den meisten Krankheiten kommt es auch hier zuerst einmal darauf an, die Ursache für die fehlenden Erinnerungen zu finden. Ist diese erkannt, gilt es als erstes, sie möglichst zu beseitigen. Bei einem Hirntumor zum Beispiel kann dessen Entfernung – wenn möglich – dafür sorgen, dass der eingeengte Teil des Gehirns sich wieder ausdehnen kann, und auch die Erinnerungen nach einer gewissen Zeit zurückkommen. Und auch nach einem Schädel-Hirn-Trauma kehrt die Erinnerung meist zurück, wenn sich das Gehirn von der Verletzung erholt. Leider ist das menschliche Gehirn jedoch nicht immer in der Lage, sich vollständig zu erholen. Dann bleiben in der Regel Wissenslücken zurück, und Patienten müssen lernen, mit diesen zu leben.
Hier beginnt jedoch meist erst der Leidensweg der Betroffenen. Noch immer erhalten sie nur in den seltensten Fällen psychologische Betreuung, die es ihnen ermöglicht, ihr Leben neu zu organisieren und in ihren Alltag zurück zu kehren. Stattdessen steht ihnen meist eine Odyssee durch verschiedene Kliniken bevor, welche sie zusätzlich belastet und die Rückkehr in ein normales Leben oft unmöglich macht.
Um hier Abhilfe zu schaffen, regen Fachleute bereits seit langem an, ein spezialisiertes Amnesie-Zentrum in Deutschland aufzubauen. Dort könnten Patienten gezielter behandelt werden, während Wissenschaftler gleichzeitig die Möglichkeit hätten, neue Erkenntnisse über die Krankheit und ihre Folgen zu gewinnen. Im Laufe der Zeit ließen sich so deutlich bessere Behandlungsmethoden entwickeln, wodurch viele Betroffene die Chance auf ein neues, selbständiges Leben auch nach der Amnesie erhalten könnten.