Meiden einzelner Lebensmittel bei allergischen Erkrankungen. Eine Allergenkarenz stellt häufig die erste therapeutische Maßnahme zur Beseitigung der Symptome allergischer Erkrankungen, nicht jedoch der Ursache dar.
Der günstige Effekt der Entfernung des Allergens aus der Umgebung des Allergikers ist durch zahlreiche Beobachtungen belegt worden und gilt weitgehend als erste Maßnahme bei Nahrungsmittelallergien.
Prinzip der Allergen-Karenz
Um eine Allergen-Karenzkost durchzuführen, muss eine von potenziellen Allergenen möglichst freie Nahrung zusammengestellt werden. Diese Karenzkost sollte für maximal ein bis zwei Wochen auf folgende Lebensmittel beschränkt werden:
- weißer, polierter Reis
- ungesäuertes Fladenbrot (ohne Hefe oder Sauerteig)
- Kartoffeln (keine Fertigpodukte)
- Karotten (keine Konserven)
- Karottensaft
- Butter
- Fleisch
- Raffinadezucker
- Salz
- Mineralwasser
- Schwarzer Tee.
Die konsequente Beschränkung der Kost auf diese Lebensmittel ist unbedingt notwendig für eine eindeutige Diagnose. Treten während der Karenzkost vorher vorhandene Beschwerden nicht mehr auf, liegt der Verdacht nahe, dass es sich um eine Lebensmittelallergie beziehungsweise -unverträglichkeit handelt.
Ernährungstherapie bei Nahrungsmittelallergien
Auf die Karenzkost sollte eine so genannte Allergen-Suchkost folgen. Auch hiermit wird ein diagnostisches Ziel verfolgt. Im 1- oder 2-Tage-Rhythmus wird die Nahrung um bestimmte Lebensmittel ergänzt. Die beim Verzehr beobachteten Reaktionen werden jeweils protokolliert, es muss jedoch zwischen Sofortreaktionen und verzögerten Reaktionen unterschieden werden.
Im weiteren Verlauf werden weitere Lebensmittel, die als Allergene in Verdacht stehen, einzeln hinzu genommen. Können durch die Suchkost einzelne Lebensmittel als Auslöser von allergischen beziehungsweise Unverträglichkeitsreaktionen identifiziert werden, ist es möglich, mithilfe einer professionellen Ernährungfachkraft eine individuelle allergendefinierte Kost zusammenzustellen und als Langzeit-Ernährungstherapie einzusetzen.
Des öfteren werden jedoch manche Allergene denaturiert (gekocht oder anderweitig verarbeitet) durchaus toleriert. Hiervon sind überwiegend die vegetabilen Allergene betroffen, tierische Proteine hingegen weniger. Dieser Aspekt sollte insbesondere bei den therapeutischen Maßnahmen Beachtung finden.
Allergikergerechte Verbraucherinformation
Gegenwärtige Initiativen zur Unterstützung der Konsumenten und insbesondere Allergiker beinhalten anerkannte Standards für Hersteller, um potenzielle Allergene aus ihrer Produktion auszuschließen. Dies könnte ein wesentlicher Beitrag zur für manche Menschen notwendigen Allergenkarenz sein und unter Umständen sogar Leben retten. Da dies jedoch lange nicht für alle bekannten Allergene beziehungsweise Lebensmittel der Fall ist, empfiehlt es sich, das Etikett und die Zutatenliste genauestens zu studieren.
Die Karenzkost – eine Eliminationsdiät
Die Karenzkost wird als wichtigstes Instrument zur Vermeidung allergischer Reaktionen bei IgE-vermittelten (immunologisch nachweisbaren) Nahrungsmittelallergien bezeichnet. Bei der Entwicklung einer Karenzkost sollten auch mögliche Kreuzreaktionen berücksichtigt werden. Kreuzreaktionen können beispielsweise jeweils bei verwandten Arten von
- Leguminosen (Hülsenfrüchten),
- Krustentieren,
- Eiern und
- Milch
auftreten, da sie meist gleiche oder ähnliche unverträgliche Proteine (Allergene) enthalten.
In einer Studie zur Bedeutung der Eliminationsdiät bei erwachsenen Nahrungsmittelallergikern wurde untersucht, inwieweit es möglich ist, nach einer Periode vollständiger Meidung eines krankmachenden Lebensmittels dieses wieder in die tägliche Nahrungsaufnahme zu integrieren. Dabei fand man heraus, dass nach einem Jahr Karenz 38% der untersuchten Patienten das zuvor eliminierte Lebensmittel wieder tolerierten. Anhand der Ergebnisse schätzen die Wissenschaftler die Karenz als effektives Mittel im Umgang mit Nahrungsmittelallergien ein.
Schon 1994 wurde die Wirkung einer Allergenkarenz bei Säuglingen auf allergische Manifestationen im Alter von zwei Jahren untersucht. Insgesamt wurden 120 Kinder mit atopischer Prädisposition entweder als Teilnehmer der prophylaktischen oder der Kontroll-Gruppe in die Untersuchung einbezogen. Die Säuglinge der ersteren Gruppe erhielten Muttermilch von Müttern, die eine Ausschlussdiät einhielten oder eine umfassend hydrolysierte Formuladiät (fertiges Getränk oder Nährstoffpulverzum Anrühren, bei dem die Eiweiße durch chemische Reaktion aufgespalten und daher besser verträglich gemacht wurden) . Die Kinder der Kontrollgruppe wurden konventionell ernährt, ohne Berücksichtigung von Umweltfaktoren. Bei den prophylaktisch ernährten Säuglingen im Alter von einem Jahr zeigten sich erste Vorteile. Im Allgemeinen wurden bei ihnen weniger Allergien und Ekzeme beobachtet, die Prävalenz von Asthma war jedoch nicht signifikant reduziert. Demzufolge scheint eine Allergenkarenz für einige der vorbelasteten Säuglinge von Vorteil zu sein. Die Vermeidung potenzieller Allergene im frühen Lebensalter erhöht demzufolge die Sensibilisierungsschwelle bei diesen Kindern.
Bei Müttern mit atopisch vorbelasteten Kindern kann eine Allergenkarenz bereits während der Schwangerschaft von Vorteil sein. Die mütterliche Karenzkost ist jedoch nicht sinnvoll, wenn die Vorbelastung des Kindes nur gering ist und sich das Meiden bestimmter Nahrungsmittel ungünstig auf die Ernährung des Fötus auswirkt. Während eine unkoordinierte Karenzkost ein erhöhtes Risiko für eine unzureichende Nährstoffzufuhr oder sogar erhebliche Defizite einzelner Nährstoffe nach sich zieht, wird eine ausgewogene Ernährung eher mit einem verminderten Auftreten allergischer Erkrankungen bei Kindern in Verbindung gebracht.
Alternative Kostformen für Allergiker
Ebenso gilt eine ausgewogene Nährstoffzufuhr im Sinne der kontroliert dynamischen Vollwerternährung als eine sinnvolle Maßnahme bei Allergikern. Zwar kann eine Allergenkarenz als Beitrag zur Prävention allergischer Erkrankungen angesehen werden. Die Karenz als alleinige therapeutische Maßnahme scheint jedoch wenig sinnvoll, da beispielsweise durch das Vermeiden von Grundnahrungsmitteln (Milch, Mehl etc.) Mangelzustände entstehen können, die wiederum das Immunsystem schwächen.