Suchtprobleme bei Auszubildenden. Alkohol- und Drogenmissbrauch hat erhebliche persönliche Folgen für Auszubildende sowie Folgen für den jeweiligen Betrieb und die Wirtschaft als Ganzes.
Suchtprobleme, Risiken und Folgen
Einige Zahlen und Fakten belegen die Bedeutung des Themas. Nach einer Studie des Bundesinstituts für Berufsbildung (BiBB) liegt bei 14- bis 24-Jährigen (viele befinden sich in einer beruflichen Erstausbildung) die Häufigkeit des Alkoholmissbrauchs bei 10 Prozent. Alkoholprobleme sind eine häufige Ursache für Fehlzeiten, Leistungseinbußen, Arbeitsunfälle und chronische Erkrankungen. Bei den Berufsschülern konsumieren 16 Prozent illegale Drogen. 22 Prozent der 13- bis 25-Jährigen nehmen sogar mehrere Suchtmittel. Das Einstiegsalter sinkt weiter. Alkohol und illegale Drogen spielen somit in der Ausbildung eine größere Rolle als angenommen.
Unter Sucht versteht man eine krankhafte oder zwanghafte Abhängigkeit von Substanzen (z. B. Alkohol, illegale Drogen) oder bestimmten Verhaltensweisen (z. B. Spielsucht, Internetsucht). Diese Abhängigkeit führt zu einem extremen Verlangen nach diesen Substanzen oder Verhaltensweisen. Man möchte einen gewissen Grad an Befriedigung finden.
Eine Sucht entwickelt sich meist unbemerkt. Der Genuss zu Beginn führt zur Intensivierung des Verlangens und dies führt zur Gewohnheit. Die Gewohnheit führt zu einem Missbrauch und schon ist man süchtig.
Motive für die Einnahme von Suchtmitteln sind beispielsweise Neugier, fehlende Leitbilder, Geltungsbedürfnis in der Gruppe, Konfliktsituationen verschiedenster Art, Angst vor der Zukunft, Isolierung, Mangel an Liebe, Verständnis und Anerkennung bei den Eltern sowie auch übersteigerte Forderungen von Lehrern, Ausbildern oder Eltern (zu hoher Leistungsdruck).
Bei den Suchtmitteln unterscheidet man zwischen legalen Drogen (z. B. Alkohol, Koffein, Nikotin, Schnüffelstoffe) und illegalen Drogen (z. B. Aufputschmitteln, Halluzinogene, Opiate). Als stoffunabhängige Sucht bezeichnet man beispielsweise Spielsucht, Kaufsucht, Internetsucht, Esssucht, Mediensucht und Arbeitssucht.
Dieser Beitrag konzentriert sich auf Alkohol- und illegalen Drogenkonsum. Die Risiken bestehen im körperlichen Bereich in Gesundheitsschädigungen (z.B. von starker Schädigung der Leber und des Organismus bis zum Tod). Im psychischen Bereich besteht ein Teufelskreis. Beispielsweise kann es durch die Antriebslosigkeit bei Alkohol- oder Drogenmissbrauch zum Ausbildungsabbruch bzw. Jobverlust kommen. Auch Desinteresse an sozialen Kontakten und Isolierung des Betroffenen können eine Folge sein. Für diese neu entstandenen Probleme erscheinen dann wieder Alkohol und Drogen als Lösung – wobei man jedoch immer höhere Mengen benötigt.
Alkohol- und Drogenkonsum bei Auszubildenden kann Folgen für den Betrieb haben:
• Leistungseinbußen mindern den betrieblichen Erfolg
• Arbeitsunfälle nehmen zu
• Fehlzeiten und chronische Erkrankungen nehmen zu
• Ausbildungsbereitschaft sinkt
Persönliche Folgen für die Auszubildenden:
• Schul- und Ausbildungsversagen
• Einschränkungen in der Berufsausübung
• Persönliches Leid und Tragödien bei Betroffenen und Angehörigen
• Chronische Erkrankungen
Folgen für die Wirtschaft und die Gesellschaft:
• Suchtproblem verursachen hohe, großteils vermeidbare Kosten
• Hohe Ausbildungsabbrecherquote gefährdet Bereitstellung von zukünftigen Fachkräften
Symptome der Abhängigkeit
Eine Abhängigkeitserkrankung von Alkohol oder Drogen ist oft das Ergebnis eines langen, „schleichenden“ Prozesses, der in vielen kleinen Schritten im privaten und beruflichen Leben ablaufen kann. Lebensgewohnheiten, Verhalten und Persönlichkeit verändern sich oft unbemerkt. Im Folgenden werden einige Symptome bei Suchtproblemen beschrieben, wobei nicht jeder Abhängige alle Anzeichen haben muss:
• Freiheitsverlust
Ein solcher Verlust an Freiheit beginnt zunächst als Verlust der Freiheit des Willens und des Denkens. Das Denken eines Süchtigen wird eingeengt auf die Befriedigung der Abhängigkeit nach Alkohol oder Drogen.
• Suchtdruck
Für viele Abhängige muss die Befriedigung der Abhängigkeit möglichst sofort erfolgen oder auch in immer kürzeren Abständen. Die Zukunftsplanung kann sich dabei zunehmend auf die Organisation der Abhängigkeit reduzieren.
• Leugnung der Abhängigkeit
Häufig leugnen Menschen mit Alkohol- oder Drogenproblemen ihre Abhängigkeit vor sich selbst und anderen. Simple Ausreden werden verwendet (z. B. „Ich trinke/rauche aus purem Genuss.“). Aber auch absurde Rechtfertigungen werden artikuliert (z. B. „Mein Arzt hat mir mehrere Liter Bier am Tag verordnet – für die Nieren.“). Zudem wird oft die konsumierte Menge heruntergespielt.
• Kontrollverlust
Abhängige verlieren die Kontrolle über ihr Verhalten. Dies ist der Fall, wenn man z.B. auf „Flaterate-Partys“ bis zum Umfallen trinkt. Oftmals versucht man dann diese Ausschweifungen vor sich selbst und der Umwelt zu vertuschen.
Abhilfe bei Suchtproblemen
Folgende Maßnahmen werden häufig im Umgang mit Suchtproblemen bei Auszubildenden vorgeschlagen:
• Aufklärung über Suchtmittel
• Fortbildungen für Vorgesetzte zur Suchtproblematik
• Konsequentes Verhalten der Ausbilder gegenüber betroffenen Jugendlichen durch Sanktionen und Verbote
• Den Auszubildenden mehr Perspektiven und Lebenssinn eröffnen und Verantwortung übertragen