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Alkaloide, Bitterstoffe, Cumarine – Ätherisches Öl, Anthranoide und andere Pflanzeninhaltsstoffe

Pflanzeninhaltsstoffe (Sekundärstoffe) werden in der Phytotherapie unterteilt: Welche sind von Bedeutung und welche Art von Wirkung zeigen sie?

In der Phytotherapie leiten sich die vielfältigen Wirkungen der Heilpflanzen von verschiedenen Inhaltsstoffen ab. Oft tritt der Einfluss eines Hauptinhaltsstoffes deutlich hervor.

Die Gesamtwirkung der Drogen ist jedoch zumeist nicht durch diesen einen Bestandteil allein zu erklären, sondern beruht auf dem Vorkommen weiterer Substanzen, die den Hauptinhaltsstoff unterstützen oder hemmen können.

So kann der Gesamtauszug gegenüber dem isolierten Inhaltsstoff der Phytopharmaka durchaus Vorzüge zeigen.

Ätherische Öle

Ätherische Öle sind flüchtige, nicht fettige Pflanzeninhaltsstoffe, die aus vielen Komponenten zusammengesetzt sind. In verschiedenen Pflanzenfamilien kommen sie vermehrt vor, wie beispielsweise in Dolden- und Lippenblütlern, Lorbeer-, Kiefern- und Zypressengewächsen. Entsprechend ihrer Vielfalt haben sie unterschiedliche Wirkungen.

Bitterstoffe

Bitterstoffe sind, wie der Name schon verrät, vor allem durch ihren bitteren Geschmack charakterisiert und weisen in den gewählten Konzentrationen neben der vermehrten Bildung von Verdauungssäften, einer möglichen Tonussteigerung der Muskulatur im Verdauungstrakt keine weiteren physiologischen Wirkungen auf. Mit dieser Definition werden sie von den herzwirksamen Glykosiden und den Alkaloiden, die ebenso bitter schmecken, aber starke physiologische Wirkung ausüben, abgegrenzt. Bitterstoffe variieren stark in ihrer chemischen Struktur.

Alkaloide

Diese stickstoffhaltigen Verbindungen zeichnen sich durch Bitterkeit aus, welche (vgl. oben) die Verdauungssekretbildung steigert. Weitere physiologische Eigenschaften kommen hinzu.

Anthocyane

Diese Pflanzenfarbstoffe sind zunächst an Zucker gebunden und somit gut wasserlöslich. Durch Zusatz von Säuren verändern sie häufig ihre Farbe (Malve beispielsweise). Durch Hitze nimmt die Färbung ab, da sich die Farbstoffe zersetzen. Wirkungen (nicht in klinischen Studien belegt): Verbesserung der Sehfähigkeit im Dunkeln (Heidelbeere), Stärkung des Bindegewebes.

Anthranoide

Diese Stoffe wirken stark abführend. Im Dickdarm werden den Zellen drastisch Wasser und Mineralien entzogen, was zur Verflüssigung und Volumenzunahme des Stuhls mit zunehmender Darmperistaltik führt. Es kommt zu einer kompletten Darmentleerung, die sich in heftigen, oft schmerzhaften Durchfällen äußert. Die Wirkung der Anthranoide tritt erst nach acht Stunden ein, sodass die Einnahme zeitlich so abgestimmt werden sollte, dass die Entleerung nicht während des Schlafes eintritt. Eine vollständige Darmentleerung ist vornehmlich bei diagnostischen oder operativen Eingriffen im Darm angezeigt.

Da es nach einer vollständigen Darmentleerung oft zum subjektiven Gefühl einer Verstopfung kommt, besteht die Gefahr eines Teufelskreises: Abführmittel-Missbrauch durch Anthranoide. Bei langfristiger Einnahme kommt es zu Darmträgheit, die zur wiederholten Einnahme in immer stärkeren Dosierungen führt. Anthranoiddrogen verkürzen die Knetbewegungen im Darm und beschleunigen die Vorwärtsbewegung des Stuhls durch Ausschüttung von Entzündungsbotenstoffen wie Histamin, Prostaglandin und Serotonin.

Cumarine

Cumarin ist als Duftstoff des Waldmeisters bekannt. In den Pflanzen liegen Cumarine zunächst an Zucker gebunden vor, sie sind in dieser Form nicht flüchtig und somit über den Geruchssinn nicht wahrnehmbar. Beim Welkprozess geernteter Pflanzenteile werden die Cumarine von den Zuckerkomponenten abgespalten, sodass es zu dem typischen Geruch nach frisch gemähtem Heu kommt, bei dem ebenfalls Cumarine freigesetzt werden. Reines Cumarin, welches einst in der Lebensmittelindustrie als Duftstoff eingesetzt worden ist, wird heute wegen der leberschädigenden Wirkungen (tierexperimenteller Nachweis) nicht mehr genutzt.

Große Bedeutung erlangte das Ducumarol, das sich durch die mikrobielle Zersetzung von einem Cumarin in verschimmeltem Steinkleekraut (auch Honigklee genannt) bildete und zu Blutungsneigung beim Vieh führte. Hintergrund: Dicumarol hemmt die Synthese von Blutgerinnungsfaktoren. Dicumarol war das strukturelle Vorbild einer Vielzahl synthetischer Arzneimittel, die zur Blutverflüssigung therapeutisch genutzt werden (z.B. Marcumar).

In den Familien der Doldenblütler und Rautengewächse liegen Furanocumarine vor, die Überempfindlichkeitsreaktionen der Haut in Verbindung mit Sonnenlicht hervorrufen können (Photodermatitis). Bekannt ist das Phänomen der Hautrötung und brandblasenartigen Erscheinungen durch den Pflanzensaft des Riesenbärenklaus (Heracleum mantegazzianum). Medizinisch wird diese phototoxische Eigenschaft der Furanocumarine in Verbindung mit nachfolgender UV-A-Bestrahlung bei Pigmentstörungen, Schuppenflechte und anderen Krankheiten genutzt (PUVA-Therapie).

Fette Öle

dienen als Reservestoff für Pflanzen und sind in den Früchten und Samen besonders angereichert. Es handelt sich um Verbindungen mit ungesättigten Fettsäuren, die der menschliche Körper nicht selbst zu binden vermag und die daher über die Nahrung aufgenommen werden müssen: Essentielle Fettsäuren. Fette Öle werden zur diätischen Unterstützung bei erhöhtem Cholesterinwert therapeutisch eingesetzt. Bei Neurodermitis wird Nachtkerzenöl oder alternativ auch das günstigere Borretschsamenöl angewendet.