Für den Erfolg einer Geldanlage in Aktien, ist die systematische Analyse der Einzelaktie unerlässlich. Nach welchen Kriterien beurteilt man die Aktien?
Wenn ein Anleger zu der Erkenntnis gelangt ist, ein Teil seines Vermögens in Aktien anzulegen, stellt sich für ihn die Frage, welche Aktie er kaufen soll. Gibt es Kriterien für die Zukunftsaussichten einer Aktie? Für eine Beurteilung sollten immer nachfolgende Kriterien untersucht werden.
Die Unternehmensgeschichte und der Tätigkeitsbereich des Unternehmens
Als erstes sollte man sich mit der Unternehmensgeschichte beschäftigen. Die meisten börsennotierten Unternehmen haben auf ihrer Homepage ein Punkt, der die Geschichte des Unternehmens beschreibt. Das Unternehmen listet die Historie von deren Gründung bis zur Gegenwart auf. Dies ist besonders interessant bei noch relativ jungen Unternehmen. Bei traditionellen Unternehmen kann dieser Aspekt vernachlässigt werden.
Oftmals ist das genaue Tätigkeitsfeld des Unternehmens nicht bekannt, Unternehmen wechseln auch manchmal komplett das Tätigkeitsfeld, wie z.B. Nokia. Das Tätigkeitsfeld ist für die Beurteilung der Zukunftsentwicklung sehr wichtig. Unternehmen in Wachstumsbranchen, wie z. B. Windenergie, entwickeln sich in der Regel dynamischer als Unternehmen in Branchen mit einem Sättigungsgrad.
Umsatzentwicklung in der Vergangenheit
Die Umsatzentwicklung zeigt, ob es dem Unternehmen gelungen ist, seine Produkte gut zu vermarkten. Ist der Umsatz permanent gestiegen, deutet das darauf hin, das die Produkte oder Dienstleistungen des Unternehmens gut angenommen werden. Für die Beurteilung des Umsatzes sollte ein Zeitraum von rund fünf Jahren zugrunde gelegt werden.
Die Umsatzentwicklung ist immer vergangenheitsbezogen, wichtig ist aber die Zukunftsbetrachtung: Das maßgebende Kriterium hierfür ist der Auftragseingang. Unternehmen berichten periodisch darüber wie sich die Auftragslage entwickelt. Liegt hier ein positiver Trend vor, spricht das für das Unternehmen und somit für eine positive Kursentwicklung der Aktie.
Rentabilität des Unternehmens
Alle Umsatzsteigerungen nutzen nichts, wenn das Unternehmen permanent Verluste erzielt. Maßgebend für die Beurteilung der Aussichtschancen einer Aktie ist daher die Rentabilität des Unternehmens. Gewinne sind für das Unternehmen unbedingt notwendig. Hieraus erzielt es die finanziellen Mittel für die Zukunftsinvestitionen, für die Bildung von Rücklagen und für die Ausschüttung der Dividenden. Auch hier sollte ein Zeitraum von etwa fünf Jahren zugrunde gelegt werden. Die Entwicklung der Rentabilität ist sehr wichtig. Gelingt es dem Unternehmen dauerhaft hohe Renditen zu erwirtschaften, kann es die Rentabilität weiter ausbauen, oder ist die Entwicklung der Rentabilität rückläufig.
In Zeiten von Wirtschaftskrisen geht die Rentabilität zwangsläufig zurück, daher ist es entscheidend welche Maßnahmen das Unternehmen ergreift um die Rentabilität wieder zu verbessern. Bei der Beurteilung der Rentabilität muss man immer den Branchenschnitt als Maßstab nehmen. Ein Unternehmen kannn profitabel sein, der Gewinn liegt aber deutlich unter dem der Konkurrenzunternehmen. Die Unternehmensrentabilität ist zunächst positiv, im Branchenvergleich jedoch negativ.
Die Liquiditätslage des Unternehmens
Die Liquiditätslage gibt einen guten Überblick über die Entwicklung des Unternehmens in der Vergangenheit. Eine hohe Liquidität zeigt, dass das Unternehmen solide gewirtschaftet hat und gut für die Zukunft gerüstet ist. Hohe Finanzreserven ermöglichen Zukunftsinvestitionen, ermöglichen Zukäufe, die für das Unternehmen vorteilhaft sein dürften.
Hohe Finanzreserven zeigen aber auch, dass das Unternehmen Krisen besser überstehen dürfte als finanzschwache Unternehmen. Für den Aktionär bedeuten dies aber auch, dass weiterhin mit Dividenden zu rechnen ist. In der Vergangenheit haben Hedgefonds sich gezielt in Unternehmen mit hohen Finanzreserven eingekauft, um diese dann für sich nutzen zu können. Das mag verwerflich sein, aber für die Aktionäre wirkten sich diese Übernahmen in der Regel positiv aus, der Kurs stieg deutlich.
Die Konjunkturlage
Ein absolutes Muss für die Beurteilung der Aktienentwicklung ist die Betrachtung der Konjunkturlage. Mit der Konjunktur bezeichnet man die gesamtwirtschaftliche Situation einer Volkswirtschaft, bzw. im Zuge der Globalisierung die Wirtschaftslage der Weltwirtschaft. Aussagen hierüber erhält man aus den Medien oder den Aussagen der Bundesbank, der EZB, den Ministerien usw.. Steht die Welt vor einer Rezession (Abschwung) dürften sich die Aktien eher negativ entwickeln, bei einem Aufschwung umgekehrt. Oftmals besteht auch die Gefahr einer Blase, das bedeutet, dass die Aktienkurse sich überproportional über einen längeren Zeitraum entwickelt haben und die Gefahr besteht, dass viele Aktionäre die Aktien verkaufen um ihren Gewinn zu sichern. In solchen Situationen zu kaufen bedeutet immer ein erhöhtes Risiko.
Hat die Weltwirtschaft eine Krise hinter sich, und es geht wieder aufwärts, dann sind die Chancen auf steigende Aktienkurse gut.
Die Betrachtung des Aktiencharts
Ein Chartbild ist eine fortlaufende Notierung aller Aktienkurse. Hieraus lässt sich ersehen, welchen Verlauf die Kursentwicklung der Aktie genommen hat. Der Chart zeigt auch den Höchstkurs der Aktie, wann dies war und wie der Verlauf danach verlief. Jeder Aktienkäufer sollte sich Aktiencharts anschauen, zeigen sie ihm doch was die Investoren der Aktie in der Vergangenheit zugetraut haben. Es gibt Analythiker die nur auf Charts setzen und den zukünftigen Kurs hieraus entwickeln, dies sollte jedoch mit einiger Vorsicht betrachtet werden. Befürworter des Charts sagen, dass alle die Fundamentalfaktoren wir Umsatz und Rendite im Aktienkurs enthalten sind und daher sehr wohl eine Zukunftsbeurteilung der Aktienentwicklung anhand der vergangenen Kursentwicklungen (Charts) erstellt werden kann.
Gesamtbeurteilung vor dem Kauf
Ob man Aktien kaufen soll oder nicht, kann nicht an einem Faktor entscheiden gemacht werden. Die Beurteilung aller untersuchten Faktoren ergeben ein Gesamtbild, das eine Aussage erst ermöglicht. Aber auch nach dieser Analyse besteht immer noch ein Restrisiko bezüglich der zukünftigen Kursentwicklung, langfristig dürften diese Kriterien aber für die Entwicklung entscheidend sein.