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Affäre mit dem Chef und die Folgen

Formale, moralische und psychosoziale Aspekte. Die Frage, ob man mit seinem Chef eine Affäre beginnen soll, wird in Internet-Foren vielfach heiß und kontrovers diskutiert.

Eine Vielzahl der Userinnen lehnt eine Affäre mit einem Vorgesetzten schlichtweg ab, aus unterschiedlichen Gründen. Viele verweisen auf die moralische Seite wie etwa die eigene Partnerschaft oder die Tatsache, dass der Chef verheiratet ist und ggf. auch noch Kinder hat. Hinzu kommt, dass solche Affären selten gut für die Geliebte ausgehen. Andere betrachten zudem nicht nur den menschlichen Aspekt, sondern weisen auch auf mögliche rechtliche und formale Konsequenzen hin. Einige Teilnehmerinnen sehen das Ganze eher spielerisch, ihnen scheint der Status der Geliebten nichts auszumachen, manche verknüpfen aus einer kurzsichtigen Denkweise heraus mit einer derartigen Affäre sogar noch einige mögliche Vorteile.

Menschliche Aspekte

Im Zusammenhang mit der Tatsache, dass die Betroffene seltenst über den Status der heimlichen Geliebten herauskommt, ist eine möglicherweise bereits bestehende feste Partnerschaft des Chefs zu berücksichtigen. Niemand möchte gerne heimlich von seinem Partner betrogen werden, so dass es grundsätzlich nicht falsch ist, sich in die Situation der Ehefrau oder Lebensgefährtin des Chefs hineinzuversetzen.

Wird die Affäre im Betrieb bekannt, gibt dies häufig böses Blut unter den Kollegen, da sie vielfach Gegenstand des häufig beliebten Büroklatsches wird. Gleichwohl werden die Rollen von Chef und Sekretärin bei der Liaison vielfach unterschiedlich bewertet. Ein Vorgesetzter, der sich nebenbei eine Geliebte hält, wird vielfach von seiner Umwelt als toll, begehrenswert, attraktiv und sexy wahrgenommen, während die Frau – unabhängig davon, ob sie aus rein materiellem Interesse mit ihrem Chef schläft oder ob echte Gefühle im Spiel sind – als (naives) Flittchen dargestellt wird oder schlimmstenfalls als falsche Schlange, die nur mit dem Chef schläft, um so ihre Unkündbarkeit und weitere Vorteile wie Beförderung und Gehaltserhöhung sicherzustellen. Besonders schwierig wird es, wenn der Vorgesetzte wechselt oder das Unternehmen sogar ganz verlässt. Dann hat es diejenige häufig schwer im Kollegenkreis und ggf. auch beim neuen Chef, sofern ihm die Affäre mit seinem Vorgänger bekannt ist.

Verzerrte Fremdwahrnehmung

Gleichwohl stellt sich die Frage danach, wie die Arbeitnehmerin im Betrieb von anderen Mitarbeitern wahrgenommen werden möchte. Manche Kollegen werten eine Affäre zwischen Chef und Angestellter als Freifahrtschein, die Betreffende in irgendeiner Form sexuell belästigen zu dürfen, denn „beim Chef stellt sie sich ja auch nicht so an“. Hinzu kommen weitere, oben dargestellte Negativ-Bewertungen durch andere Vorgesetzte und Kollegen.

Streit und Kündigung

Gerade, wenn die Betreffende den Status als Geliebte nicht mehr weiter hinnimmt und weitergehende Ansprüche stellt (z. B. die Trennung von seiner Noch-Ehefrau), kommt es nicht nur zu menschlich unschönen Szenen, häufig bleibt der Angestellten in letzter Konsequenz nur noch die mehr oder weniger freiwillige Kündigung.

Echte Liebesbeziehungen als Sonderfall

Selbstverständlich gibt es neben rein sexuellen Affären auch ernsthafte Liebesbeziehungen zwischen Chef und Angestellter. In solchen Fällen wäre es ratsam, zumindest die Abteilung zu wechseln (sofern möglich), da häufig der Neidfaktor ins Spiel kommt, wenn beide weiterhin in der gleichen Abteilung sind und die Kolleginnen bemerken, dass es sich nicht nur um eine reine Bettgeschichte handelt, sondern um eine echte Partnerschaft.

Der formale und psychosoziale Aspekt

Abgesehen von der rein menschlichen Seite gibt es jedoch auch formale Aspekte. Die Angestellte ist ohnehin aus arbeitsrechtlicher Sicht von ihrem Chef materiell und sozial abhängig, so dass die Abhängigkeit durch eine sexuelle Beziehung noch weiter steigt, denn in diesen Fällen ist die Betroffene noch mehr vom Gutdünken ihres Vorgesetzten abhängig als ohnehin schon. Wenn der Chef seiner Sekretärin als Geliebter irgendwann überdrüssig ist, stehen ihm aufgrund seiner Machtposition alle Wege offen, sie aus dem Unternehmen zu drängen. Hierzu wird u. a. näher auf der Homepage www.aufrecht.net eingegangen.

Oft werden die Tatsachen seitens des Chefs verdreht, der sich als wehrloses Opfer einer Verführung darstellt, bei der Betroffenen kommt es möglicherweise zu verschiedensten psychischen Krisen (Suizid(versuchen), möglichen Aversionen gegen bestimmte sexuelle Praktiken, Störung des eigenen Selbstvertrauens sowie das Vertrauen in andere u. Ä.). Hinzu kommt, dass unter Umständen bereits bestehende destruktive Beziehungsmuster aus der Vergangenheit hierdurch noch weiter verstärkt werden aufgrund einer erneuten Wiederholung.

Es wird explizit darauf hingewiesen, dass ein Chef, der sich auf eine sexuelle Beziehung mit einer Angestellten einlässt, eine Pflichtverletzung begeht aufgrund seiner Machtposition. Allgemein wird hierfür der Begriff „Sexuelle Ausbeutung am Arbeitsplatz“ verwendet, gleichzeitig werden solche rein sexuellen Affären mit Inzest und sexuellem Missbrauch Schutzbefohlener gleichgesetzt. Dies ist dahingehend korrekt, dass auch in solchen Fällen der Täter seine Machtposition ausnutzt.

In letzter Konsequenz bleibt der Betreffenden häufig nur noch der Weg der Eigenkündigung, da vielfach das Betriebsklima und das eigene Ansehen unter einer solchen Affäre leiden aus den zuvor dargestellten Gründen.