Vermischung von Tradition und Moderne: Heilkunst der Kampomedizin. Die Kampomedizin – therapeutische Anwendung von 250 Heilpflanzen. Wege der Therapie, Anwendung der Drogen und Pflanzen, Rezepturen.
Besonders seit den 1970ger Jahren haben zahlreiche fernöstliche Therapiekonzepte Europa erobert und dafür gesorgt, dass sich auch die hiesige Medizin mit ihnen auseinandersetzt.
Fast ein Trend, so mutet es an, traditionelles, fernöstliches Heilwissen anzubieten und einzubeziehen: Reiki, Ayuveda, TCM – Praxen schießen nahezu aus dem Boden und die Fragwürdigkeit liegt augenscheinlich auf der Hand. Nicht aber die Wirksamkeit der Anwendungen, denn die Ergebnisse der Therapien geben der fernöstlichen Medizin recht und mechanische Verfahren wie Akupunktur etc. stoßen auf begeisterte Anerkennung und große Resonanz bei den Patienten.
Weniger begeistert werden die Pflanzen aufgenommen, die auf die Kräuterheilkunde Asiens zurückgehen. Möglicher Grund: Es wird davon ausgegangen, dass die systematische Erforschung der traditionellen Heilverfahren nicht dem „westlichen Standard“ entspricht, zumal man in Europa nicht viel über die tatsächlich vorhandenen Forschungen des Fernen Ostens weiß.
Ändern kann man dieses durch weiterreichende Informationen und die Erläuterung der Hintergründe von Kampomedizin und die Wirkungsweise der angewandten Heilpflanzen.
Die Kampomedizin
In der japanischen Kampomedizin werden Heilpflanzen gesamtheitlich angewandt; für jede Erkrankung gibt es eigene Rezepturen.
Vor dem Einsatz von Heilpflanzen, Kräutern und Gewürzen erfolgt die Diagnose. Hier wird – ähnlich wie bei der Anamnese innerhalb der Homöopathie – das Ziel verfolgt, möglichst viel über den Patienten selbst zu erfahren. Der momentane Zustand des Patienten wird dabei als Sho bezeichnet und gilt als Kennzeichen für die sinnvollen Kräuter und Rezepte, die Darreichung und Zubereitung.
Methoden
Zur Diagnose einer Krankheit gehören auch in der Kampomedizin zunächst die üblichen schulmedizinischen Untersuchungen. Zudem aber wird auch der Bauch untersucht, um Muskelspannungs- und Temperaturunterschiede wahrnehmen zu können.
Während die TCM (Traditionelle Chinesische Medizin) davon ausgeht, dass eine Krankheit mit gestörten Energieflüssen einhergeht, spielt diese Überlegung in der japanischen Phytotherapie keine große Rolle. Die gesamte Information (Sho) über den Patienten, seinen Körper, die Seele, das Umfeld, seine Arbeit – somit sein vollständiges Leben – führt zur Diagnose der Erkrankung, nachhaltig, und zudem ähnlich der Heilkunde in Tibet, dem Ayurveda.
Für die Erlangung des Sho bedarf es folgender Schritte:
- Gespräch
- Audio-olfaktorische Untersuchung
- Inspektion (Zunge, Haut, u.a.)
- Palpation (Puls, Abdomen, u.a.)
Dabei werden tatsächlich sämtliche Familiendaten erhoben, aber auch Ausdrucksweise und Sprachstil des Patienten finden Beachtung, spiegeln sie doch Einstellung und auch Seelenzustand wieder. (Negative Adjektive = negative Einstellung)
Rezepturen
Für Kampo-Rezepte werden mindestens zwei, höchstens aber fünfzehn verschiedene Kräuter angewandt, die in einem entsprechenden Verhältnis zueinander stehen. Zu den Kräutern kommen zudem noch einige Drogen tierischer oder mineralischer Herkunft. Wie in der hiesigen Phytotherapie auch, werden die ganzen Pflanzen oder Rinde, Wurzeln, Stamm, Blätter, Blüten, Früchte und Samen für Zubereitungen genutzt.
Die Verabreichung heilender Substanzen erfolgt entweder als Dekokt oder als Fertigpräparat, meist ein Granulat. Der Dekokt wird üblicherweise mit 600 ml Wasser in einem offenen Gefäß zubereitet und 50 Minuten bzw. auf 200ml abgekocht.
Nach dem Abseihen wird die verbliebene Flüssigkeit auf drei oder mehr Teile portioniert und über den Tag verteilt verabreicht. Diese Art der Zubereitung steht manchmal im Gegensatz zu den Angaben in den klassischen Texten, in denen wesentlich aufwändigere Verfahren genannt sind; man kann davon ausgehen, dass die Zubereitungsverfahren zugunsten einer Vereinfachung schlichtweg gekürzt worden sind.
Nebenwirkungen von Kampo-Rezepturen sind nahezu unwahrscheinlich, vergleichsweise sanft, zumal es das Ziel der Therapie ist, den Organismus in seiner Gesamtheit zu stärken und ihm dadurch die Möglichkeit zu geben, zusammen mit den ihm eigenen Selbstheilungskräften die Balance wieder zu erlangen.