Die traditionelle fernöstliche Kräuterheilkunde. Die fernöstliche Heilkunde ist zunehmend beliebt und anerkannt. Traditionelle Formen der Diagnose und die Behandlung mit Kräutern nutzen immer öfter auch Schulmediziner.
Therapiekonzepte aus dem asiatischen Raum sind bereits seit vielen Jahren als Ergänzung zur westlichen Schulmedizin anerkannt. Ursache hierfür ist wohl vor allem die hohe Wirksamkeit sowie der ganzheitliche Therapieansatz, mit welchem ganz individuell auf den jeweiligen Patienten eingegangen werden kann. Asiatische Diagnoseformen, wie beispielsweise Puls- oder Zungen-Diagnose, Akupunktur oder Meridiandiagnostik, erfahren inzwischen immer mehr Akzeptanz.
Kampo – Asiatische Kräuterheilkunde
Noch nicht sehr bekannt ist hingegen die fernöstliche Kräuterheilkunde. Eine wichtige Stellung nimmt hier die aus Japan stammende Phytotherapie ein, auch Kampo genannt. Diese Therapieform kann als Weiterentwicklung und Verbesserung der traditionellen chinesischen Kräuterheilkunde bezeichnet werden. Pflanzliche Arzneien werden schon seit etwa 1500 Jahren zu therapeutischen Zwecken verwendet. Die zahlreichen Kampo-Rezepturen wurden in den letzten Jahrzehnten in Japan einer intensiven wissenschaftlichen Neubewertung unterzogen und mussten sehr kritischen Überprüfungen standhalten, um in das moderne japanische Gesundheitswesen Einzug halten zu können. Durch Grundlagenforschung und klinische Studien erzielte die Wissenschaft wichtige Erkenntnisse über verschiedene Kräuter. Zudem wurden Qualitätsstandards für Extraktpräparate und Rohdrogen ausgearbeitet. Heute können sich Patienten mehr als hundert moderne Fertigpräparate, welche Arzneidrogen enthalten und nach Kampo-Rezepturen produziert wurden, bei Ärzten verschreiben lassen. Diese werden oft gemeinsam mit westlichen synthetischen Medikamenten verordnet.
Wie wird Kampo praktiziert?
In der Kampo-Medizin werden bis zu 250 verschiedene Heilkräuter und -gewürze verwendet und zu jedem Krankheitsbild existiert eine eigene Kampo-Rezeptur. Dabei besteht Kampo, wie alle medizinischen Systeme, aus den beiden Haupthandlungsfeldern Diagnose und Therapie. Die Kampo-Medizin arbeitet mit Verfahren, durch die der Arzt beziehungsweise Heilkundige ein möglichst umfassendes Wissen über den jeweiligen Patienten erhält. Diese Informationen dienen dann zur Diagnose, dem momentanen Zustand des Patienten und helfen dem Arzt dabei, die entsprechende Rezeptur zu finden, die die vorhandene Erkrankung bekämpft. Die Herstellung und Verabreichung unterliegt dabei stets ganz bestimmten Zubereitungsmethoden und Darreichungsverfahren. Um eine Erkrankung zu erkennen, führt die Kampo-Medizin zusätzlich zu den üblichen, schulmedizinischen Diagnoseformen noch Puls- oder Zungen-Diagnosen durch und versucht auch über die Körpertemperatur und Muskelspannung im Bauchbereich eine umfassende Diagnose zu stellen.
In welcher Form gibt es Kampo-Arzneien?
Mehr als zwei Drittel aller japanischen Ärzte praktizieren diese uralte Form der Medizin und verschreiben Kampo-Arzneien als Pulver, Tabletten, Granulat oder Salben. Eine Kampo-Rezeptur enthält immer mindestens vier Substanzen aus den Blättern, Samen, Wurzeln oder anderen Pflanzenteilen. Die am häufigsten verwendeten Heilpflanzen sind Pfingstrosen, Angelika, Ginseng, Ingwer, Zimtrinde und Süßholz. Die getrockneten Pflanzen für die Kampo-Arzneien stammen zum größten Teil aus der Volksrepublik China, Taiwan, Korea und Vietnam. Die verschriebenen Präparate dienen meistens als Ergänzung der schulmedizinischen Arzneien, vor allem bei funktionellen und chronischen Erkrankungen wie beispielsweise Allergien, chronischer Bronchitis, Durchblutungsstörungen, Zyklusproblemen, Wechseljahresbeschwerden oder Hepatitis. In Japan ist es übrigens ausschließlich approbierten Ärzten gestattet, solche Phytotherapeutika zu verordnen. In anderen asiatischen Ländern braucht man eine solche Erlaubnis nicht.