Nicht nur Tee trinken ist gesund. Teeaufguss löst Polyphenol-Gerbstoffe und wirkt äußerlich bei Hautleiden wie Windeldermatitis, Neurodermitis und Akne.
Der Teestrauch (Camellia sinensis oder Thea sinensis) ist eine ursprünglich aus Südostasien stammende Kulturpflanze. Tee ist vor allem als anregendes Genussmittel seit Jahrtausenden beliebt. Neben Coffein enthält Tee Substanzen mit gesundheitsfördernden Wirkungen.
Hoher Gehalt an Polyphenolen
Teeblätter bestehen im getrockneten Zustand zu mehr als 35 Prozent aus Polyphenolen, meist Bitter- oder Gerbstoffe zur Abschreckung von Fraßfeinden. Unfermentiert, also im grünen Tee ist vor allem die Gruppe der Catechine anzutreffen. Zur Schwarzteeherstellung werden die angewelkten Blätter gerollt, um das Enzym Polyphenoloxidase austreten zu lassen. Die automatisch – beschleunigt bei hoher Luftfeuchtigkeit – eintretende Fermentierung wird nach einigen Stunden mit Heißluft gestoppt. Bei der Grüntee-Herstellung wird von vornherein das Enzym deaktiviert, so dass keine Fermentierung stattfindet und die Blätter grün bleiben. Nahezu alle Polyphenole liegen im grünen Tee als Catechine vor. Schwarztee enthält in der Polyphenolfraktion nur noch drei bis zehn Prozent Catechine. Bei der Fermentierung ist der Großteil zu im Teeaufguss farb- und geschmackgebenden höhermolekularen Theaflavinen (zirka 5 % im Trockengewicht TG) und Thearubiginen (über 20 % TG) oxidiert worden. Eine normale Tasse Tee enthält zirka 100 mg Polyphenole. Nach Überbrühen mit 80 °C heißem Wasser werden innerhalb der ersten fünf Minuten bereits mehr als 80 % der Tee-Polyphenole extrahiert, nach zehn Minuten das Maximum erreicht. Catechine sind äußerst stabil und werden auch durch Magensäure nicht zerstört. Sie werden schnell – bereits von der Mundschleimhaut – resorbiert, aber auch schnell wieder ausgeschieden. Die komplexeren Schwarztee-Polyphenole, insbesondere die Thearubigene, werden kaum noch resorbiert und entfalten ihre Wirkungen im Magen-Darm-Trakt.
Grüner Tee enthält wertvolle Catechine
Inhaltsstoffe des Grüntees wurden in den 1990er Jahren intensiv untersucht. Im neuen Jahrtausend fand schwarzer Tee mehr Interesse in der Forschung. Beide Teearten haben ein ähnliches Wirkspektrum.
Grüner Tee enthält als biologisch aktivste Komponente vor allem Epigallocatechingallat (EGCG) – das als Radikalfänger für einen Schutz vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Arteriosklerose und gar Krebs sorgen soll. EGCG wirkt antibakteriell gegen Streptokokken, die Entzündungen im Mundraum verursachen (St. mutans), sowie auch St. aureus und St. Epidermidis. Plaque und Karies wird bereits in EGCG-Dosen gehemmt, die in einer Tasse Tee enthalten sind. Durch Teeextrakte in Kaugummis soll eine langsame Freisetzung von Karies hemmenden Polyphenolen erreicht werden.
Die Zufuhr von Catechinen über die Nahrung (zum Beispiel mit Tee) wirkt möglicherweise sogar gegen den Magen-Darm-Keim Helicobacter pylori. Da die antimikrobielle Wirkung der Catechine pH-abhängig ist, zeigen sie im basischen Darmtrakt eine bessere Wirkung als im sauren Milieu des Magens. Schwarzer Tee wird volksmedizinisch als (bakterienhemmendes) Mittel gegen Durchfall eingesetzt.
Gesundheitsfördernde Teezubereitung ohne Milch und Zucker
Ein langer Teeaufguss begünstigt die Extraktion von Polyphenolen: Der Tee schmeckt dadurch bitterer und zusammenziehend. Teegenießer, die mehr anregende Wirkung suchen, sollten den Tee – vor allem aus der Frühjahrslese wie First Flush – nur zwei Minuten ziehen lassen. Wer durch Teetrinken die Gesundheit erhalten und Bakterien bekämpfen möchte, sollte keine Milch zusetzen. Polyphenole können dann nicht mehr resorbiert werden. Erlaubt ist ein Spritzer Zitrone.
Äußerliche Teeanwendung bei Windeldermatitis, Neurodermitis und Akne
Äußerlich angewendet werden Aufgüsse aus Teeblättern zur Symptombehandlung von Hautleiden. So kann man Tee getränkte Kompressen auf nässende Hautpartien auflegen. Durch die Gerbstoffe wird die Wundheilung gefördert.
Bei Windeldermatitis, dem Ausschlag im Windelbereich von Säuglingen, hilft bei starken Rötungen ein Sitzbad in schwarzem Tee (ein bis zwei Esslöffel auf einen halben Liter Wasser, 15 Minuten ziehen lassen, nach dem Abkühlen direkt anwenden), bei nässenden Stellen ein Auflegen von Tee getränkten Kompressen zum Austrocknen. Diese können auch in die Windeln eingelegt werden. Um eine zu starke Austrocknung zu vermeiden, sollte man die Anwendung auf höchsten 15 Minuten beschränken. Während der Teebehandlung sollte ein Eincremen unterbleiben. Wenn Candida-Pilze für die Entzündungen verantwortlich sind (Wundsoor) kann eine Creme mit dem Wirkstoff Nystatin zur Abheilung beitragen.
Bei atopischem Ekzem (Neurodermitis) werden in der akuten Ekzemphase bei Säuglingen und Kleinkindern bei starker Exsudation (Flüssigkeitsabsonderung) ebenfalls feuchte Schwarztee-Umschläge zur Kühlung empfohlen. Der Tee wirkt adstringierend, antibakteriell, trocknend und juckreizstillend. Da in Studien mit zwei- bis dreiprozentigen Grüntee-Lotionen die Talgproduktion gehemmt und auch das Hautbild deutlich verbessert wurde, erscheint EGCG in der örtlichen Akne-Behandlung als sinnvoll.
Tee-Sitz- und Fußbäder bei Ausfluss und Fußpilz
Frauen, die unter Ausfluss im Scheidenbereich leiden, werden ebenfalls Schwarztee-Sitzbäder oder Teebeutel-Kompressen empfohlen. Als Sitzbad kann eine doppelt so hohe Tee-Konzentration wie bei der Windeldermatitis eingesetzt werden, als Kompresse werden Teebeutel mit wenig heißem Wasser benetzt. Nach mindestens viertelstündiger Einwirkdauer sollte die Vulva mit etwas Öl eingefettet werden.
Naturheilkundler empfehlen schwarzen Tee gegen Fußpilz. Hierzu soll man die Füße für mindestens eine halbe Stunde in einen starken warmen Teesud (sechs Teebeutel in einen Liter Wasser) eintauchen. Das führt zu Schmerz- und Juckreizhinderung. Ob die Pilze dabei abgetötet werden, ist jedoch nicht wissenschaftlich erwiesen.