Was passiert mit dem Körper, wenn wir älter werden?

Von Atmung über die Denkleistung bis hin zu Sex: Alle wichtigen Veränderungen beim Älterwerden, anschaulich und verständlich erklärt! Der Mensch muss sterben, denn für die Evolution hat er mit der Fortpflanzung seine Funktion erfüllt. Ein langfristiges Weiterleben ohne Reproduktion würde evolutionär kaum etwas bringen. Und Evolution muss sein, denn nur so können sich Pflanzen und Tiere zu neuen Arten entwickeln, damit an veränderte Umweltbedingungen anpassen und langfristig als Spezies überleben. Warum manchen Menschen diese Programmierung lange „austricksen“ und uralt werden, während bei anderen die Lebensuhr relativ rasch abläuft, weiß die Forschung noch nicht hundertprozentig. Neue Erkenntnisse lassen „Langlebigkeitsgene“ in der Region von Chromosom 4 vermuten, die auch erklären, warum nahe Verwandte oft ein ähnlich hohes Lebensalter erreichen. Eines scheint jedenfalls klar: Die 120 Jahre, die bislang die weltweit ältesten Menschen erreichten, sind noch nicht die Obergrenze. Theoretisch könnte der Mensch noch älter werden. Wann wirklich Schluss ist, weiß die Wissenschaft aber nicht.

Warum altern wir?

Warum altern wir, bevor wir sterben? Für das Fortbestehen der Spezies wäre es ohne Bedeutung, wenn wir 80 oder sogar 90 Jahre jung bleiben würden, um schließlich zu sterben. Dennoch ist die Evolution am Altern nicht ganz unschuldig. Viele Forscher vermuten, dass Altern sozusagen eine „Schlamperei“ der Evolution ist. Viele negative Einflüsse und Krankheiten, die dem menschlichen Körper zusetzen, wurden im Zuge der Evolution ausgemerzt. Nur die bestmöglich „funktionierenden“ Körper konnten ihre Gene an die Nachkommen weitergeben. Ob diese Körper nach dem Kinderkriegen noch genauso gut in Form waren, war der Evolution „egal“. Alles, was nach der Reproduktion kommt, fällt sozusagen durch den Rost der Selektion – Krankheiten, die sich in dieser Zeit entwickeln sind für das langfristige Wohl der Spezies „Mensch“ unwichtig, wurden und werden daher auch nicht durch die Evolution ausgemerzt. Das erklärt, warum es eine Fülle von gesundheitlichen Störungen gibt, die speziell ältere Menschen betreffen.

Wie altern wir?

Wir altern, weil unser Körper Verschleißerscheinungen zeigt, weil die Zellen nicht mehr einwandfrei funktionieren, sich daher nicht mehr durch Teilung erneuern und weil es genetisch so in uns festgelegt ist. Wann tatsächlich Schluss ist, hängt nach jüngsten Forschungsergebnissen eng mit den sogenannten Telomeren zusammen.

Das sind sozusagen die Endstücke der Chromosomen, die bei jeder Zellteilung kürzer werden, bis sie sich schließlich nicht mehr teilen und die Zelle stirbt (vergleichbar mit einer langsam abbrennenden Zündschnur). Das Körpergewebe kann sich durch den Zellverlust nicht mehr so gut regenerieren und altert allmählich. Die Stimmigkeit dieser Theorie wurde jetzt durch Versuche mit genetisch identischen Fadenwürmern bekräftigt. Würmer mit künstlich verlängerten Chromosomenenden lebten deutlich länger. Injektionen mit einem Wirkstoff, der die Telomere wieder aufbaut, wären damit theoretisch der Schlüssel zu einem Altern ohne Grenzen. Ein Schlüssel Sicher ist, dass auch andere Faktoren die Lebensdauer einer Zelle, von denen ein erwachsener Mensch rund 100 Billionen besitzt, bestimmen.

Atmen

Ein gesunder, nicht besonders trainierter Erwachsener atmet mit einem Lungenzug durchschnittlich vier Liter Luft ein. Im Brustkorb eines 80-Jährigen haben bis zu zwei Liter weniger Atemluft Platz. Das hängt vor allem damit zusammen, dass die Lunge im Laufe der Zeit an Elastizität verliert. Auch die Verkalkung der Rippenknochen im Zuge des Älterwerdens, machen den Brustkorb enger, weniger elastisch und das Atmen schwerer.

Bewegen

„Alte Knochen“ – und hier sind vor allem Frauen betroffen – enthalten bis zu 30 Prozent weniger Mineralien als junge. Sie verlieren dadurch an Festigkeit; die Gefahr von Knochenbrüchen und insbesondere eines Schenkelhalsbruchs steigt (Osteoporose). Der Anteil der Muskelmasse sinkt: Sie verliert Jahr für Jahr ca. 0,5 Prozent an Masse. Die an Muskelmasse schwindet, wird durch Fett ersetzt. Besonders stark sind die Krafteinbußen im Muskel, der den Fuß anhebt. Das erklärt, dass ältere Menschen leichter stolpern.

Bänder und Sehnen zeigen ihr Alter durch eine geringere Dehnbarkeit, da das stützende Bindegewebe an Elastizität verliert. Auch die Beweglichkeit der Gelenke nimmt ab. Im schlimmsten Fall kommt es zur Arthrose – zur starken Abnützung eines Gelenks und seiner schützenden Knorpelschicht durch den „Zahn der Zeit“. Die Bandscheiben werden dünner und weniger elastisch.

Verdauen

Wenn wir älter werden, lagert unser Körpermehr Fett ein. Der Körperfettanteil kann bis zum 80. Geburtstag um bis zu 15 Prozent steigen. Mehr Fett und weniger Muskeln, die das Ganze „zusammenhalten“, zeigen sich äußerlich in einer Veränderung der Körpersilhouette.

Ab dem 60. Lebensjahr verdünnt sich bei vielen Senioren die Magenschleimhaut. Die Magensäure setzt damit dem Magen mehr zu, Entzündungen und Zurückhaltung beim Essen sind mögliche Folgen. Die Schleimhaut des Dünndarms erneuert sich nicht mehr so oft. Dadurch kann die Aufnahme von Nährstoffen leiden und Mangelerscheinungen können entstehen. Wie überall im Körper verliert auch der Dickdarm Muskelzellen. Viele ältere Menschen leiden dadurch an Verstopfung. Außerdem sind Leber und Bauchspeicheldrüse nicht mehr so fit wie in jungen Jahren. Daher vertragen ältere Menschen Alkohol schlechter. Auch Medikamente brauchen oft länger, bis sie wirken.

Die deutlichste altersbedingte Veränderung bei der Verdauung zeigt sich im Mund. Zwar stimmt es nicht, dass bis ins hohe Alter zwangsläufig alle Zähne ausfallen. Viele Menschen behalten wenigstens einen Teil ihrer eigenen Zähne. Parodontose entsteht aber zwangsläufig. Die Kiefer können sich nach Verlust der Zähne zurückbilden, was zu Problemen bei der Befestigung des Zahnersatzes führen kann.

Sehen, riechen, tasten, hören, schmecken

Ältere Menschen riechen und schmecken nicht mehr so intensiv: Wenn wir 80 sind, haben wir um ca. ein Drittel weniger Geschmacksknospen als in jungen Jahren. Auch die Geruchsnerven sind dann weniger empfindlich. Auch das blinde Ertasten von Dingen wird schwieriger. Bis zum 90. Geburtstag verlieren wir 30 Prozent der Tastrezeptoren auf unserer Haut.

Bis 75 muss jeder Dritte damit rechnen, etwas schwerhörig zu werden. Vor allem hohe Töne können wir dann nicht mehr so gut hören. Die Augenlinse verliert schon ab Anfang 40 an Elastizität; wer erkennen Dinge im Nahbereich schlechter und leiden an Altersweitsichtigkeit. Im Alter kann sich zudem die Augenlinse trüben. Auch dadurch leidet das Sehvermögen.

Das Temperaturempfingen kann im Zuge des Älterwerdens etwas gestört werden. Ältere Menschen frieren auch leichter.

Denken & empfinden

Die Zahl der Nervenzellen geht mit zunehmendem Alter zurück. Die Hirnwindungen werden schmäler, die Hirnhäute dicker. Das Gehirn wiegt um bis zu 44 Prozent weniger als in jungen Jahren. Die Neurotransmitter, die chemischen Botenstoffe des Hirns, nehmen ab. Diese Veränderungen bedeuten aber nicht, dass der alte Mensch in irgendeiner Weise „dümmer“ ist, als ein jüngerer Zeitgenosse. Wer sich geistig betätigt, kompensiert diese Veränderungen. Zudem punkten viele ältere Menschen mit Lebenserfahrung- und –weisheit. Veränderungen sind aber möglich und können sich z.B. in einer langsamen Informationsverarbeitung bemerkbar machen. So kann etwa die Schreibgeschwindigkeit im Alter um rund 30 Prozent abnehmen. Oder in einer langsameren Orientierungsphase in fremder Umgebung; auch die Entscheidungsfindung und das Verarbeiten neuer Informationen kann etwas länger dauern. Die Verringerung der Botenstoffe zwischen den Nervenzellen dauert die Übertragung der Informationen einfach etwas länger, was sich auch in Konzentrationsstörungen und Vergesslichkeit bemerkbar machen kann. Jeder siebte Über-65-Jährige muss mit Einbußen bei der Gedächtnisleistung zurechtkommen.

Herz & Kreislauf

Mit zunehmendem Alter kann der Herzmuskel nicht mehr so kräftig schlagen, weil auch hier Muskelfasern verloren gehen und durch Bindegewebe ersetzt werden. Dadurch geht das Herzschlagvolumen, also die Leistung des Herzens beim Bluttransport, um 30 Prozent zurück. Das bedeutet, dass auch die körperliche Leistungsfähigkeit zurückgeht. Anstrengungen kann das Herz vor allem dadurch, dass es schneller arbeitet (die Pulsfrequenz steigt) ausgleichen und nicht dadurch, dass es pro Herzschlag einfach mehr Blut befördert.

Je älter wir werden, umso mehr schädliches Cholesterin haben wir im Blut. Fast jeder ältere Mensch leidet an Arteriosklerose, an einer krankhaften Verengung und Verhärtung der Blutgefäße. Die Auswirkungen zeigen sich in Durchblutungsstörungen (auch im Gehirn bis hin zur Demenz) und einer geringeren Belastungsfähigkeit des Kreislaufs.

Sind die Arterien weniger elastisch, wirkt sich das auch auf den Blutdruck aus. Blutdruckschwankungen lassen sich nicht mehr so leicht durch eine Veränderungen der Arterienwände ausgleichen. Das führt auf lange Sicht zu Bluthochdruck, von dem in Deutschland jeder zweite über 60-Jährige betroffen ist.

Hormone

Typische Zeichen der Wechseljahre wie Unfruchtbarkeit, Hitzewallungen und Nachlassen der Menstruation entstehen durch das Nachlassen der Wirkung der Sexualhormone. Auch Männer sind von einem geringeren Testosteronspiegel betroffen, erleben diese Veränderungen aber weniger stark als Frauen.

Weit deutlicher bei den hormonellen Veränderungen spürt man, wenn die Bauchspeicheldrüse weniger Insulin herstellt. Im Alter sinkt oft der Insulinspiegel. Dadurch steigt der Blutzuckerspiegel, die sogenannte Altersdiabetes entsteht. Auch die Schilddrüse begibt sich in den „Ruhestand“ und schüttet um ca. 15 Prozent weniger Hormone aus.

Hunger & Durst

Der Mensch besteht zu 50 bis 60 Prozent aus Wasser und verliert nach dem 60. Geburtstag ca. 5 Prozent davon. Fatalerweise geht bei älteren Menschen gleichzeitig das Durstgefühl zurück, was nicht heißt, dass er tatsächlich weniger Flüssigkeit braucht. Im Gegenteil: Die durchschnittliche Niere ist 270 Gramm schwer. Im Alter bringt es dieses Organ nur mehr auf ein Gewicht von 180 Gramm. Die Filterleistung sinkt – bei einem 80-Jährigen ist sie nur mehr halb so groß wie bei einem 20-Jährigen. Die Notwendigkeit viel zu trinken, um den Nieren bei ihrer Arbeit zu helfen, steigt. Dass das gerne umgangen wird, hat oft mit dem im Alter geringer werdenden Fassungsvermögen der Blase zu tun und damit, dass die Sensibilität dafür, wann die Blase tatsächlich voll ist, nachlässt. Auch die Muskelspannung in der Blase steigt, was vor allem Männer trifft. Zwei Drittel der über 65-Jährigen trifft es – meist zusammen mit einer gutartigen, knotenartigen Vergrößerung der Prostata.

Im Gegensatz zum Flüssigkeitsbedarf trügt der kleinere Hunger von Senioren meist nicht. Über 70-Jährige brauchen nur mehr rund 70 Prozent der Kalorien eines 20-Jährigen. Der Bedarf an Eiweiß ändert sich aber nicht. D.h. Senioren brauchen zwar weniger Fett und Kohlehydrate, aber ausreichend Eiweiß. Das Alter beeinträchtigt daher auch die Fähigkeit des Menschen zur Temperaturregelung durch Schwitzen oder Ankurbelung des Energiestoffwechsels.

Sex

Altwerden und Sex schließen sich nicht aus. Die körperliche Liebe ist trotzdem meist etwas anders als in jungen Jahren: Man ist nicht mehr so oft sexuell aktiv. Noch wichtiger als früher werden Zärtlichkeit, Geborgenheit, Nähe und Zuneigung.

Körperlich verändern sich bei den Frauen nach den Wechseljahren durch das Nachlassen der Östrogen-Ausschüttung die Schleimhäute, die trockener und schlechter durchblutet werden und daher z.B. beim Sex langsamer feucht werden. Männer fühlen sich manchmal durch die oft vergrößerte Prostata etwas beeinträchtigt. Auch die Erektion braucht länger und die Stimulation muss intensiver werden. Grundsätzlich bleibt der Mann aber bis ins hohe Alter zeugungsfähig.

Haut & Haar

Mit dem Älterwerden werden die verschiedenen Hautschichten dünner. Die Hautzellen teilen sich nicht mehr so schnell und bilden sich langsamer nach. Das kollagene Bindegewebe wird weniger elastisch. Kollagene sind Fasern, die die Haut stützen und dafür sorgen, dass sie sich dehnen kann. Abgebaute Fasern werden nicht mehr so schnell ersetzt. Auch die Durchblutung der Haut nimmt ab. Es bilden sich Fältchen oder der Schwerkraft folgend Hängebacken bzw. Tränensäcke, wenn die Lidhaut schlaff wird. Da auch die Fettschicht der Haut zurückgeht, erscheint das Hautbild dünn und trocken. Die Haut ist leichter verletzbar; Wunden heilen schwerer und infizieren sich leichter. Die Zellen in der Oberhaut reagieren im Alter besonders sensibel auf früher eingehandelte Sonnenschäden und geben ab 40 oft ungleichmäßig das Hautpigment Melanin an die äußerste Hautschicht ab, wodurch Altersflecken entstehen.

Unsere Haare werden eigentlich gar nicht grau, sie entfärben sich viel mehr Zeit. Diese Pigmentzellen, die das heranwachsende Haar mit Farbstoff versorgen, sind irgendwann einmal erschöpft. Umgeben von „normalfarbigen“, dunkleren Haaren, wirken weiße Haare daher erst einmal grau. Erst wenn der Alterungsvorgang die gesamte Kopfhaut erfasst, erscheinen die Haare tatsächlich weiß. Neben den Kopfhaaren werden auch die Barthaare und Augenbrauen weiß. Am Schluss sind schließlich alle Haare des Körpers „entfärbt“. Da im Laufe der Zeit auch Haarwurzeln verloren gehen, kann das Haar schütter bis hin zur vollständigen Glatzenbildung werden. Auch die Hand- und Fußnägel altern: Sie wachsen dann langsamer, die Nagelplatte wird dünner, weicher und rauer.

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