Vorfreude ist die schönste Freude. Doch die Vorfreude auf den Urlaub, können viele Menschen nicht wirklich genießen, weil sie Ängste – wie z.B. die Höhenangst – plagen.
Mancher bekommt schon beim Gedanken, ins Flugzeug steigen zu müssen, Herzrasen und schweißnasse Hände. Ein anderer mag gar nicht daran denken, dass sein Partner am Urlaubsort wieder alle nur möglichen Gipfel besteigen wird, denn er leidet an Höhenangst. Aber auch die Angst vor der Tiefe, insbesondere des Wassers, wird manchen Menschen im Urlaub zur Qual. Dazu kommt bei Reisen in fremde Länder oftmals die Angst vor bestimmten Tieren (Insekten, Schlangen, etc.) und Krankheiten, aber auch vor den Menschen, die dort zu Hause sind.
Angst vor der Angst
Den Betroffenen ist meist sehr klar bewusst, dass ihre Ängste irrational und übertrieben sind. Deshalb werden Symptome aus Scham oftmals verheimlicht und bagatellisiert. Gleichzeitig fürchten die Betroffenen aber den Verlust der Kontrolle über sich selbst. Es entsteht die „Angst vor der Angst“, aus der sich Veränderungen im Verhalten ergeben. Sorgenvoll erwartete Situationen auf Reisen werden gemieden. „Ich habe sicher einen Kreislaufkollaps, heute gehe ich besser nicht mit auf die Tour“, kann dann etwa ein von Höhenangst geplagter Italien-Urlauber verkünden, wenn er weiß, die Besichtigung des schiefen Turms von Pisa steht auf dem Programm.
Woher kommen übertriebene Ängste?
Die Erklärungen für solche übertriebenen Ängste auf Reisen sind unterschiedlichster Natur. Sie werden in Familien oft durch Modell-Lernen weitergegeben. Ein Elternteil, der z.B. eine Spinnenphobie hat, ist das Modell für sein Kind, das den Zusammenhang „Spinne = Vermeidung, weil gefährlich“ lernt – wobei es nicht unterscheidet, ob das Spinnentier völlig harmlos ist oder ob es sich tatsächlich um eine Giftspinne handeln könnte. Weiters können reale Gefahrenereignisse zu prägenden Erlebnissen werden. So kann eine Flugangst seit einem Flug mit Turbulenzen, den man für sich bedrohlich erlebt hat, bestehen.
Vermeiden Sie die Vermeidung!
Es ist gar nicht immer notwendig zu wissen, woher die Ängste vor dem Urlaub kommen, um erfolgreich gegen sie vorgehen zu können. „Meist erlebt der Betroffene aber allein schon das Verstehen der Angst sowie das Erhalten von Informationen über die Angstentstehung und die Ungefährlichkeit der Angststörung als erste Erleichterung“, weiß Psychologin Dr. Gabriele Fürst-Pfeifer aus der Praxis. „Helfen können weiters das Erlernen von Entspannungstechniken und Stressmanagement sowie eine Auseinandersetzung mit den Gedanken und in der Folge eine Änderung der Einstellung. Wichtig ist außerdem, dass der Leidende – in der Phantasie oder in der Realität – lernt, die angstauslösenden Situationen nicht mehr zu vermeiden. Denn nur durch die Konfrontation merkt er, dass die befürchteten Konsequenzen ausbleiben.“
Angstbewältigung: An die Grenzen gehen
Ein Beispiel: Her Burger geht im Urlaub gern wandern. Wenn er jedoch auf einem schmalen Grat mit dem Blick in die Tiefe konfrontiert wird, bekommt er plötzlich heftige Angst vor einem Sturz. Der gute Mann meidet auch alle Kirchtürme und Hochhäuser. Was ihm nun helfen kann? Wenn er vor dem Urlaub wiederholt Situationen aufsucht, die er bislang gemieden hat: Herr Burger „übt“ auf Kirchtürmen: Er besteigt sie gemeinsam mit einer Begleitperson. Ablenkungen vermeidet er dabei. Vielmehr stellt er bei seinen Übungen die Angstwahrnehmungen in den Vordergrund, atmet gleichmäßig ein und aus, geht an seine Grenzen, bis er eine deutliche subjektive Erleichterung erlebt. Bei jedem weiteren „Erklimmen“ eines Turms ist dann die Furcht geringer – bis Herr Burger schließlich mit Genuss auf dem Kirchturm verweilen kann. Seither hat er auch keine Angst mehr auf seinen Wandertouren im Urlaub.