Wer hätte das gedacht – und so sehr sich über das Folgende auch die Kritiker und Ewiggestrigen aufregen, so sehr ist das Realität: Der Luftverkehr – also: das Fliegen – genießt in Deutschland sehr hohe Sympathien: Und je jünger die danach Befragten sind, um so höher ist die Zustimmung zum Flugverkehr.
Mit dieser Feststellung präsentierte Klaus-Peter Siegloch in Berlin vor Mitgliedern des LPC (Luftfahrt Presse Club) eine Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen, die der BDL – Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft – in Auftrag gegeben hatte. Ihr ist noch viel mehr Erstaunliches zu entnehmen.
Gerade die Jugend liebt das Flugzeug
So etwa ist das Flugzeug das bevorzugte Verkehrsmittel für längere Strecken. In diesem Sinne äußerten sich 39 Prozent der Befragten, 32 Prozent votierten für das Auto, 27 Prozent für die Bahn. Wer da glauben zu machen versucht – und das gibt es ja vor allem bei Protesten und Demonstrationen täglich -, vor allem die Jugend sehe im Flugzeug ein ökologisches Problem, irrt sich gewaltig: Jeweils 51 Prozent der 18- bis 24-jährigen sowie die Altersklasse zwischen 25 und 29 Jahren bevorzugen das Fliegen für längere Strecken vor Auto (40 bzw. 30 Prozent) und Bahn (20 bzw. 28 Prozent). Aber auch bei Älteren schießt das Flugzeug, um bei einem vielleicht zutreffendem Sprichwort zu landen, den Vogel ab: 32 Prozent der Befragten ab dem 60. Lebensjahr fliegen lieber, als dass sie Auto oder Bahn benutzen.
Überraschend: Der Treibstoffverbrauch
Irrtümer gilt es auch beim ökologisch bedeutsamen Treibstoffverbrauch aus der Welt zu schaffen, wie der BDL ermittelt hat. So glauben – und da spielen sicher Indoktrinationen eine entscheidende Rolle – 45 Prozent der Befragten, ein modernes Flugzeug verbrauche auf 100 Kilometer pro Passagier 40 Liter Treibstoff. Die Realität: Es sind vier Liter! Um das zu wiederholen: Vier Liter – und da mag sich jedermann mal den Verbrauch seines Autos vor Augen führen.
Fluglärm spielt eine sehr geringe Rolle
Breiten Raum in der Umfrage für den BDL nimmt der Fluglärm ein. Danach empfinden 67 Prozent der deutschen Bevölkerung keinerlei Fluglärm und weitere 29 Prozent haben ihn zwar, aber fühlen sich davon wenig oder gar nicht gestört. Nicht nur diese Zahlen sollten sich die vor Augen führen, die da – wie in Berlin beim neuen Großflughafen Schönefeld – häufiger protestierend auf die Straße gehen und damit Fortschritt ablehnen: Nur acht Prozent der Menschen, die einen Großflughafen „in Wohnortnähe“ haben, fühlen sich von Fluglärm „betroffen oder gestört“ – 57 Prozent empfinden keinen Fluglärm und weitere 37 Prozent spüren ihn, sind aber nicht gestört. Übrigens leben 70 Prozent der deutschen Bevölkerung weit abseits eines Großflughafens.
In diesem Zusammenhang noch einmal Berlin, wo ja der Protest gegen die Flugrouten von Schönefeld zum institutionalisierten Aufbegehren geworden ist: Als vor einigen Jahren der mitten in der Stadt gelegene Flugplatz Tempelhof geschlossen wurde, protestierten dagegen die in der Nähe wohnenden Berliner, sie wollten Flugplatz und damit Fluglärm erhalten wissen, und in Tegel, wo Zehntausende Wohnblocks in geringsten Höhen überflogen werden, hat es nie Proteste dagegen gegeben.
Das schadet Deutschland und seiner Wirtschaft
Ein gesamtvolkswirtschaftliches wie aber auch ökologisches Problem sind die Nachtflugverbote für deutsche Flugplätze – wie eben sogar für Frankfurt ergangen. Damit wird der siebtgrößte Frachtflughafen der Welt täglich für sechs Nachtstunden von den weltweiten Warenströmen abgeschnitten. Das dürfte auf Dauer Milliardenverluste für die Wirtschaft bedeuten, das schadet Deutschland, damit sind zwangsläufig Arbeitsplätze gefährdet. Der BDL, also die deutsche Luftverkehrswirtschaft, in einer Verlautbarung: Das bedeutet drohende Produktivitätseinbußen in Höhe von 30 Prozent für touristische Flüge deutscher Airlines gegenüber Flügen der ausländischen Konkurrenz“. Vollen Nachtflugbetrieb etwa haben Madrid, Paris, London, Brüssel und Amsterdam.
Landeverbot wegen 30 Sekunden
Nachtflugverbote sind in gewisser Hinsicht auch ökologischer Unfug. Dafür nannte Klaus-Peter Siegloch, der BDL-Präsident, ein Beispiel: Weil eine Maschine aus Übersee spätabends nur 30 Sekunden nach Beginn des Nachtflugverbots in Frankfurt nicht landen durfte, wurde sie nach Köln umgeleitet. Ihre Passagiere mussten per Bus nach Frankfurt befördert werden. Am nächsten Morgen musste diese Maschine nach Frankfurt geflogen werden, denn dort war sie ja eingeplant. Fazit: Erhöhter Kerosinverbrauch und viel stärkere Belastung der Umwelt.
Der BDL – Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft – ist der neue gemeinsame Dachverband deutscher Fluglinien, Flughäfen und der deutschen Flugsicherung. Präsident Klaus-Peter Siegloch kommt vom Journalismus, er war Moderator der heute-Sendungen des ZDF und zuletzt Leiter des New Yorker ZDF-Studios.