Kein Geknatter, kein Gestank: Elektrische Zweiräder haben sich in China als ein Segen für die Luft der Städte erwiesen. Auch in Deutschland finden sie zunehmend Freunde.
Wer heutzutage als Fußgänger in chinesischen Städten unterwegs ist, der wundert sich zunächst ganz gehörig. Um ihn wieseln Zweiräder aller Art herum. Aber man hört sie nicht und man riecht sie nicht. Des Rätsels Lösung: In China wird für Zweiräder auf den elektrischen Antrieb gesetzt. Schon 1991 wurde von der chinesischen Regierung ein Fünfjahresplan zur elektrischen Mobilität verkündet. Seitdem wurden über 40 Millionen elektrisch angetriebene Zweiräder in China an den Mann und an die Frau gebracht.
Fahrzeuge mit Elektroantrieb – ein alter Hut
Der Elektroantrieb hat für Fahrzeuge klare Pluspunkte im Vergleich zum Verbrennungsmotor. Der hohe Wirkungsgrad eines Elektromotors sowie der wesentlich einfachere Aufbau eines Antriebs ohne Kupplung und Getriebe sind vor allem zu nennen.
Das Problem ist die Energieversorgung. Sie wird beim Omnibus durch permanenten Anschluss des Fahrzeuges an ein Stromnetz gelöst. Bei anderen Fahrzeugen muss die Energie in Akkumulatoren mitgeführt werden. Und hier liegt bis heute das Problem begraben. Die Akkus sind schwer, die Ladezeiten sind lang und die Reichweite einer Ladung lässt zu wünschen übrig. Daher kamen in der Vergangenheit Elektromobile nur noch dort zu Einsatz, wo ihre Nachteile nicht so schwer wogen: Als Fahrzeuge im innerbetrieblichen Transport, weil in Hallen keine Abgase erwünscht sind. Oder für ständigen Start-Stopp-Einsatz wie bei der Paketzustellung durch die Deutsche Bundespost.
Elektrische Zweiräder
Aus manchen Innenstädten der Volksrepublik China sind die knatternden Zweitaktfahrzeuge inzwischen gänzlich verbannt und elektrische Zweiräder beherrschen das Straßenbild. Inzwischen werden auch in Deutschland elektrische Zweiräder angeboten. Darunter sind Fahrräder mit elektrischem Zusatzantrieb im Augenblick besonders stark im Gespräch.
Die Technik dieser Fahrzeuge hat sich in den letzten Jahren weiter entwickelt. Aber noch immer ist das Gewicht und die Kapazität des Akkumulators ein Nachteil der Elektrozweiräder. Die Reichweite mit einer Batterieladung liegt je nach Akkumulatortyp zwischen 30 und 120 Kilometer. So sie nicht als Fahrrad konzipiert sind, wird ihr Antrieb so gestaltet, dass die Höchstgeschwindigkeit auf 45 km/h begrenzt ist. Das ist aus steuerlichen Gründen und in Hinblick auf die nötige Fahrerlaubnis geboten. Aber auch der Technik geschuldet. Denn höheres Tempo erfordert auch elektrisch einen überproportionalen zusätzlichen Energieeinsatz. Das reduziert vor allem die Reichweite,
Die Reichweite wird von der eingesetzten Akkutechnologie entscheidend bestimmt. Es kommen derzeit vier Familien von Akkumulatoren zum Einsatz: Bleiakkus, Siliciumakkus, Ni-Mh Akkus und die leistungsfähigen Lithium-Ionen Akkus. Die Akkus mit größerer Kapazität haben allerdings einen entscheidenden Nachteil: sie sind viel teurer als die konventionellen Akkumulatoren. Und das schlägt auf den Endpreis des Fahrzeugs ganz kräftig durch. So gibt es elektrische Zweiräder mit einer Reichweite von 30 Kilometern schon um 800 Euro im Handel. Wird eine Reichweite von über 100 Kilometern gewünscht, dann ist unter 2.500 Euro kaum etwas zu bekommen. Die Zeiten für eine Aufladung schwanken zwischen 5 und 7 Stunden.
Die Technologie elektrischer Zweiräder ist inzwischen alltagstauglich. Das Beispiel China beweist es. Die Preise sind inzwischen erschwinglich, wenn nicht gerade die höchste Reichweite gefordert wird. Aber da gibt es noch ein bösartiges Problem. Das Auftanken, sprich das Aufladen der Akkus. Die meisten Menschen leben in Etagenwohnungen und haben nur begrenzte Möglichkeiten, ihr elektrisches Zweirad an das Stromnetz anzuschließen. Das ist heute sicher ein wesentliches Hemmnis für die weitere Verbreitung von elektrischen Zweirädern. Hier sind intelligente Lösungen für Zweiräder ebenso gefordert wie für die zu erwartenden elektrisch betriebenen Automobile.