Der Kleinkrieg am Arbeitsplatz als betriebswirtschaftliches Desaster. Mobbing kostet die Unternehmen unter anderem durch Krankenstände, sonstige Fehlzeiten oder Produktivitätseinbußen Millionen.
Mittlerweile gehört er beinahe schon zum Alltag – der Kleinkrieg am Arbeitsplatz. Statistiken zufolge fühlen sich etwa fünf bis zehn Prozent der euroäischen Arbeitnehmer gemobbt – zwei Drittel davon sind übrigens Frauen. In Österreich liegt die aktuelle Mobbingquote derzeit bei 5,3 Prozent, Schätzungen gehen aber davon aus, dass zumindest acht Prozent der unselbständig Erwerbstätigen gemobbt werden.
Diverse Mobbingmethoden
Mobbing geschieht zum einen unter Kollegen auf derselben Ebene, zum anderen auch von Seiten der Vorgesetzten. Nicht immer jedoch ist jeder Konflikt auch gleich Mobbing. Denn dabei handelt es sich nicht um eine einzelne Aktion, sondern um einen Prozeß mit dem Ziel, den Betroffenen auszugrenzen oder sogar vom Arbeitsplatz zu vertreiben. Von Mobbing wird dann gesprochen, wenn das Opfer an seinem Arbeitsplatz mindestens ein halbes Jahr lang, einmal die Woche einer von 45 definierten Mobbingmethoden ausgesetzt wird. Darunter fällt ständiges Unterbrechen genau so wie das Abschieben in einen abgelegenen Raum, die Verbreitung von Gerüchten, sexuelle Belästigung oder das Aufbürden sinnloser Aufgaben, die Wegnahme sämtlicher Aufgaben, Tätigkeiten unter oder über dem Niveau des Betroffenen oder der Zwang zu gesundheitsschädlichen Arbeiten.
Unternehmenskultur und -struktur als Mobbingfaktoren
Zu den Faktoren, die den Psychoterror im Job begünstigen, zählen Stress und Druck. Dafür, ob ein Kollege gemobbt wird, ist aber nicht allein die Persönlichkeitsstruktur des Täters ausschlaggebend. Auch die Kultur des Unternehmens trägt viel dazu bei. In einem stark auf Konkurrenz orientierten Unternehmen, in dem jeder gegen jeden kämpft, ist es also kein Wunder, wenn gemobbt wird, was das Zeug hält. Aber auch ein autokratischer Führungsstil sowie das Fehlen von Transparenz und Kommunikation tragen das Ihre dazu bei. Gleiches gilt für Unternehmen, die gleichsam führungslos dahin treiben. Keinen Nährboden findet der Kleinkrieg unter Kollegen in Unternehmen, die demokratisch geführt werden und in denen Mitarbeiter etwa durch regelmäßige Besprechungen eingebunden werden, wo also Transparenz herrscht. Auch die Beseitigung von Rollenwidersprüchen in Strukturen und Aufgaben sowie die Schaffung einer Konfliktkultur sind erfolgversprechende präventive Maßnahmen.
Prävention macht sich bezahlt
Dass sich Prävention auch in diesem Bereich auszahlt, lässt sich anhand von Zahlen belegen: Etwa zehn Prozent der Krankenstände gehen auf Psychoterror am Arbeitsplatz zurück – Mobbingopfer melden sich doppelt so oft krank wie ihre nicht gemobbten Kollegen. Zu den weiteren Kostenfaktoren zählen Arbeitsunfälle, eine niedrige Produktivität – Mobbingopfer wenden etwa 40 Prozent ihrer Arbeitskraft dafür auf, Angriffe zurückzuschlagen und Fehler auszumerzen – sowie die Ausgaben, die sich aus der Fluktuation ergeben. Etwa drei Viertel der Gemobbten verlassen das Unternehmen, was dazu führt, dass Ausgaben für Personalrecruiting und Einschulung entstehen. Zwischen 7.000 und 200.000 Euro Schaden kann einem Unternehmen pro Mobbingfall entstehen.
Allerdings sollten nicht nur betriebswirtschaftliche Überlegungen ausschlaggebend für die Sensibilisierung gegenüber Mobbing sein. Dieses ist zwar in Österreich kein Straftatbestand – es trifft aber jeden Arbeitgeber grundsätzlich eine Fürsorgepflicht dem Arbeitnehmer gegenüber. Das heißt, er muss diesen auch gegen Mobbing schützen. Tut er dies nicht, kann der Arbeitnehmer auf Unterlassung klagen.