Die Krebsforschung erreicht immer weitere Höhepunkte. Forscher haben herausgefunden, dass das eigene Immunsystem im Kampf gegen den Krebs unterstützt werden kann.
Jährlich erkranken in Deutschland etwa 350 000 Menschen neu an Krebs. Zurzeit sind 4 – 5 Millionen Menschen von dieser Erkrankung betroffen. Krebs ist in hierzulande nach den Herz-Kreislauferkrankungen die zweithäufigste Todesursache. Doch die medizinische Forschung hat immer wieder Lichtblicke zu bieten, die auf einen erfolgreichen Kampf gegen den Krebs hoffen lassen. Körpereigene Immunzellen erkennen Tumorzellen anhand von Eiweiß-Bruchstücken auf deren Oberfläche. Doch bei Tumor-Patienten ist diese Fähigkeit des Immunsystems aus verschiedenen Gründen gestört. Ein moderner Ansatz der Krebstherapie besteht nun darin, die körpereigene Abwehr gegenüber Krebszellen zu aktivieren und zu stärken. Gerade bei der Behandlung von Tumorarten, bei denen sich bereits Metastasen im gesamten Körper verteilt haben, sollen Abwehrzellen gezielt alle vorhandenen Krebszellen im Körper finden und angreifen, erhoffen sich die Mediziner.
Dem Krebspatienten werden die eigenen Zellen injiziert
Bei einer Form der Immuntherapie, die häufig bei der Behandlung von Krebs in Betracht gezogen wird, werden spezielle Immunzellen (meist so genannte Dendritische Zellen) aus dem Blut eines geschwächten Krebspatienten isoliert. Diese Zellen werden im Labor gesammelt und zusätzlich gegen den „Feind“ stimuliert, um anschließend in den Körper des Krebspatienten zurückgeführt zu werden. Bei einer Studie der Universität Freiburg konnten hier bereits erste hoffnungsvolle Ergebnisse beim Prostata-Karzinom verbucht werden. Die Hälfte einer zwölfköpfigen Patientengruppe sprach auf die Therapie an: bei ihnen wuchsen die bereits vorhandenen Metastasen nicht weiter und die Überlebenszeit der Betroffenen erhöhte sich.
Ein anderer Ansatz der Immuntherapie konfrontiert den erkrankten Körper direkt mit den Krebszellen, und macht das Immunsystem so gezielt auf den Feind im Inneren aufmerksam. Das haben Wissenschaftler der Universität Heidelberg gemeinsam mit Forschern des Deutschen Krebsforschungszentrums in einer kleinen Pilotstudie im Jahr 2005 zeigen können. 23 Patienten mit einem Hirntumor (Gliobastoma multiforme)- eine der bösartigsten Krebsarten überhaupt – bekamen Ihre eigenen Krebszellen, die zuvor durch eine Operation entfernt wurden, regelrecht „zurück“ gespritzt. Die Injektion der gleichen Tumorzellen, die das Immunsystem bisher übersehen oder toleriert hatte, aktivierte jetzt schlagartig das körpereigene Abwehrsystem, so dass es zur Bildung von Antikörpern und weiteren Abwehrzellen kam. Die durchschnittliche Überlebenszeit der behandelten Patienten betrug 100 Wochen – gegenüber einem durchschnittlichen Wert von 49 Wochen in der unbehandelten Kontrollgruppe. 39 Prozent der Beteiligten überlebten länger als zwei Jahre – während dies in der Kontrollgruppe nur elf Betroffenen gelang. Dies sind Durchschnittliche Überlebenszeiten, die ansonsten nur selten erreicht werden.a
Auch Botenstoffe des Immunsystems kommen zum Einsatz
Doch auch mit Hilfe von Botenstoffen des Immunsystems wollen Mediziner dem Tumor an den Kragen gehen. Ein solcher Botenstoff ist beispielsweise das Interleukin-2. Es aktiviert spezielle Abwehrzellen, die auch Tumore angreifen. Kombiniert mit Medikamenten wird es bereits bei der Behandlung des Nierenzellkarzinoms eingesetzt. Momentan untersuchen Wissenschaftler, ob noch weitere Botenstoffe des Immunsystems als Krebsmedikament herangezogen werden könnten.