Vitamin B12 (Cobalamin) im Portrait.
Wozu man diese Vitaminverbindung braucht und wie man sich ausreichend damit versorgt. Vitamin B12 ist ein Überbegriff für verschiedene, ähnlich aufgebaute Verbindungen, die unter dem Oberbegriff Cobalamin zusammengefasst werden. Wie alle Vitamine ist das Vitamin B12 ein essenzieller Nährstoff, also eine lebensnotwendige Substanz, die der Körper nicht selber bilden kann und daher regelmäßig über die Nahrung erhalten muss.
Im Gegensatz zu anderen wasserlöslichen Vitaminen wird das Vitamin B12 in großen Mengen in der Leber gespeichert. 1934 erhielten drei amerikanische Wissenschaftler den Nobelpreis für ihre medizinische Entdeckung, dass der Verzehr von Leber eine bestimmte Form der Blutarmut heilen kann. Nach und nach fand man heraus, dass das Vitamin B12 dafür verantwortlich ist. 1955 gelang dann erstmals die Analyse seiner vollständigen Struktur. Dafür erhielt die englische Wissenschaftlerin Dorothy Hodgkin 1964 ebenfalls den Nobelpreis.
Die Vitamin-B-Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt Erwachsenen und Kindern ab 13 Jahren, täglich 3 µg (Mikrogramm; = 0,003 mg) Vitamin B12 zu sich zu nehmen. Schwangere und Stillende benötigen 3,5 bzw. 4 µg pro Tag. Vitamin B12 ist fast nur in tierischen Lebensmitteln zu finden, da Mikroorganismen die einzigen Lebewesen sind, die es herstellen können – und das tun sie beispielsweise in der Darmflora von Rindern. Mit Abstand den höchsten Gehalt an Vitamin B12 findet man in Rinder- (65 µg/100g) oder Schweineleber (39 µg/100g). Ebenfalls reich an Vitamin B12 sind außerdem Fleisch und Fisch, Eier, bestimmte Käsesorten und andere Milchprodukte, sie enthalten zwischen 0,4 und 3 µg/100g. Das von der eigenen Darmflora gebildete Vitamin B12 kann der Mensch so gut wie nicht nutzen. Auch enthaltene Spuren in Lebensmitteln wie Sanddorn, Sauerkraut oder Bier tragen nur unwesentlich zur Gesamtversorgung bei.
Vitamin B12: Wozu man es braucht
Vitamin B12 spielt an verschiedenen Stellen im menschlichen Organismus eine zentrale Rolle. Besonders dort, wo Zellwachstum und Zellvermehrung intensiv ablaufen, kommt es zum Einsatz und ist somit für die körperliche und geistige Gesundheit essenziell: Vitamin B12 ist verantwortlich für die Bildung der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) im Knochenmark, wichtig für eine normale Blutgerinnung durch die Blutplättchen (Thrombozyten) sowie für den Aufbau des gesamten Nervensystems. Zudem braucht der Körper es, um zahlreiche Proteine zu bilden. Vitamin B12 ist am Fett- sowie Kohlenhydratstoffwechsel beteiligt, für unser Empfindungs- und Bewegungssystem der Gliedmaßen ebenso wichtig wie für einen normalen Gehirnstoffwechsel und das psychische Wohlbefinden.
Die Vitamin B12-Aufnahme durch den Intrinsic-Faktor
Bei dem so genannten Intrinsic-Faktor (IF) handelt es sich um ein von der Magenschleimhaut gebildetes Transporteiweiß. Durch Kopplung an dieses Protein kann Vitamin B12 aktiv vom Körper aufgenommen werden. Wird Vitamin B12 in natürlichen Mengen über die Nahrung aufgenommen, läuft dies in drei Schritten ab. Im ersten Schritt wird das meist an Eiweiße (Proteine) gebundene Vitamin B12 im Magen mithilfe von Magensäure und bestimmten Hilfsstoffen wie Enzymen freigesetzt. Danach wird es an ein weiteres Protein gebunden, gelangt in den Zwölffingerdarm und wird dort durch spezielle Enzyme der Bauchspeicheldrüse erneut abgespalten. Im dritten Schritt verbindet sich das Vitamin B12 mit einem weiteren Transportprotein, dem so genannten Intrinsic-Faktor. Dieser Faktor wird bei gesunden Menschen im Magen gebildet. Er bindet sich mit dem Vitamin B12 zu einem festen Komplex, der zu den Zotten des Dünndarms gelangt. Von dort aus wird das Vitamin B12 nun aktiv ins Blut transportiert. Auf diese Weise werden pro Mahlzeit vom Körper höchstens 2 µg Vitamin B12 aufgenommen.
Beeinträchtigung durch leere Speicher
Nimmt man jedoch kristallines Vitamin B12 zu sich, also angereicherte Lebensmittel oder entsprechende Vitamin-Präparate aus der Apotheke, läuft die Aufnahme ins Blut anders ab – nämlich passiv und ohne Intrinsic-Faktor. Das liegt daran, dass diese Form nicht erst aus einer Proteinbindung gelöst werden muss und so deutlich besser resorbiert werden kann. Das ermöglicht eine Aufnahme von ein bis zwei Prozent des zugeführten Vitamin B12 ins Blut.
Ein Vitamin B12-Mangel entwickelt sich schleichend und über viele Jahre. Erste Anzeichen können dann beispielsweise Schwäche, Müdigkeit, Atemlosigkeit bei Belastungen, Gewichtsverlust, Blässe, Reizbarkeit oder Nervosität sein. Bei einem sehr ausgeprägten Mangel kann es sogar zu erheblichen Beeinträchtigungen des Nervensystems kommen. Koordinations- und Sehstörungen, Konzentrationsschwäche, mangelhafte Merkfähigkeit oder Verwirrtheit können dann die Folge sein.
Vitamin-B-Mangel: die Risikogruppen
Grundsätzlich ist ein ernährungsbedingter Vitamin B12-Mangel sehr selten, denn die großen Speicher der Leber reichen unter normalen Umständen für mehrere Jahre aus. Es gibt dennoch bestimmte Personengruppen, bei denen sich langfristig ein klinischer Vitamin B12-Mangel entwickeln kann. Dazu gehören Menschen unter hoher Stressbelastung oder in einem Stimmungstief, Senioren, Vegetarier, Veganer und Menschen mit einem Mangel an Intrinsic-Faktor.
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