Globalisierung spielt sich nicht nur in Wirtschaft und Kultur ab, sie geschieht auch in der Natur. Die Ausbreitung fremder Tiere und Pflanzen gefährdet die Artenvielfalt.
Wenn die pazifische Auster im norddeutschen Wattenmeer und die chinesische Wollhandkrabbe im Rhein lebt, dann können sie einheimische Arten verdrängen und fremde Krankheiten einschleppen. Die Gefahr für die weltweite Artenvielfalt wird noch größer, wenn gentechnisch veränderte Pflanzen die einheimischen verdrängen. Ohne Artenvielfalt aber könne am Ende auch der Mensch nicht überleben, lautet das Fazit der Vereinten Nationen. Darum rief die UN im Jahr 1992 die Konvention über biologische Vielfalt ins Leben und bestimmte 2010 zum Jahr der Artenvielfalt.
Wie kommen fremde Arten nach Deutschland?
Der Universität Oldenburg hat sich jetzt mit der Frage auseinander gesetzt, wie sich die invasiven Arten weltweit ausbreiten. Das Ergebnis: Die stetige Intensivierung des globalen Schiffverkehrs führe ungewollt zur weltweiten Ausbreitung bestimmter Arten. Ihren Weg in ein neues Ökosystem fänden sie oft als blinde Passagiere auf Frachtschiffen. Aber auch aus heimischen Ziergärten schaffen Exoten oft den Sprung über den Gartenzaun.
Allein in der Nordsee leben mittlerweile mehr als 200 fremde Arten, die hauptsächlich durch Schiffe eingeschleppt wurden. Diese „Bioinvasion“ sei aber nicht auf marine Organismen, Schiffe oder bestimmte Regionen beschränkt, sondern sei mittlerweile ein weltweites Problem. Es betreffe jedes Land und führe langfristig zur Homogenisierung der Natur und damit zur Gefährdung der Ökosysteme.
Wilde Hunde gefährden Galapagos-Meerechsen
Sind die fremden Arten erst einmal eingewandert, sind sie nur schwer zu bekämpfen, denn meist gibt es keine natürlichen Feinde. Am gravierendsten betrifft dieses Problem in sich relativ abgeschlossene Gegenden, in denen sich die die Natur über lange Zeit autark entwickelte. Wie gefährlich fremde Einwanderung in solch einem Gebiet sein kann, zeigt das Beispiel Galapagos: 19 Inseln sind mittlerweile von den Vereinten Nationen in die Liste des bedrohten Naturerbes aufgenommen worden. Ein Grund dafür sind von Touristen eingeführte Hunde, die sich unkontrolliert vermehren und in wilden Rudeln die Galapagos-Meerechsen angreifen.
Der Biologe Thomas Rödl leitete für die US-amerikanische Princeton-Universität eine Verhaltensstudie zu den Meerechsen. Er fand heraus, dass die Tiere fast keinen Fluchtinstinkt haben. Den Grund dafür sieht Thomas Rödl darin, dass die Meerechsen über lange Zeit keine Feinde hatten und darum auch keinen Fluchtinstinkt brauchten. Wenn nun die wilden Hunde auf Galapagos mit den Echsen spielen und sie dabei verletzen, infizieren die ungewohnten Bakterien im Speichel der Hunde die Wunden der Echsen: Sie eitern, und viele der Meerechsen verenden qualvoll.
Unkontrollierte Einwanderung neuer Arten verhindern
Weil die Invasion fremder Arten so viele unkontrollierte Gefahren birgt, haben viele Staaten Programme zur Bekämpfung dieser Art von Einwanderung aufgelegt. Eine Forschergruppe der Universität Oldenburg um Prof. Dr. Bernd Blasius verfolgt nun einen ganz neuen Ansatz: Die Wissenschaftler wollen vermeiden, dass die fremden Arten überhaupt ins Land gelangen. Dazu haben sie ein Computermodell entwickelt, mit dem sie ein Netzwerk der globalen Schiffsbewegungen erstellen und damit mögliche Einwanderungsrouten erkennen.
So können die Wissenschaftler die relevanten Schiffe und Transportwege erkennen: Denn wirksame Prävention zielt laut dem Professor nicht auf alle Schiffe, sondern wegen ihrer großen Anzahl nur auf Hochrisiko-Schiffe und -Häfen. Das mit dem Computer erstellte Netzwerk der Schiffe soll dann in einem zweiten Schritt mit Flugverbindungen und Binnenschifffahrten kombiniert werden. Damit wollen die Forscher zumindest weitere Einwanderungswellen verhindern.