Eine Gefahr für Hausbewohner? In vielen Teilen Deutschlands strömt das Edelgas Radon aus dem Boden – eine unterschätzte Gefahr, meinen die Verbraucherschützer der Stiftung Warentest.
Radon ist radioaktiv. Nach dem Rauchen ist das Edelgas die zweithäufigste Ursache von Lungenkrebs. Auch im Westerwald, im Bereich der Verbandsgemeinde Westerburg, kommt Radon vor, so eine von der Stiftung Warentest und vom Bundesamt für Strahlenschutz veröffentlichte Karte. Die einen sind überrascht: „Radone, da habe ich nie was von gehört, Ist das was, was aus de Weltall kommt oder was aus dem Boden, ne das habe ich noch nicht gehört.“ „Ich habe noch nie was von gehört, muß mich erst mal informieren.“ Anderen kommt das bekannt vor: „Ja, das habe ich schon mal gehört, also Kellerräume sollen ja wohl ein Thema sein.“ Doch wie nimmt man das Gas wahr? „Ich rieche mal nix…“, sagt eine Westerburgerin. Ist es also gar nicht da?
Alpen und Mittelgebirge betroffen
Man riecht es nicht, man hört es nicht – dennoch ist es da: Das Edelgas Radon. Besonders in Mittelgebirgen und in den Alpen sickert es aus dem Boden an die Luft. Auch wenn die Mengen gering sind, ist es tückisch. Denn Radon ist radioaktiv. Beim Einatmen setzt es sich in der Lunge fest und kann dort, möglicherweise erst nach Jahren, Krebs auslösen. Nach dem Rauchen ist Radon die zweithäufigste Ursache für diese Krankkeit, darüber sind sich die Fachleute der Stiftung Warentest, dem Bundesamt für Strahlenschutz und dem Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg einig. Für Helmut Schönberger, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Westerburg, sind die Veröffentlichungen der Verbraucherschützer allerdings reine Panikmache: „Ich halte die Verlautbarungen der Stiftung Warentest zunächst einmal für sehr bedenklich. Sie ist geeignet, eine Verunsicherung der Bevölkerung herbeizuführen. Das ganze kommt mir auch ein wenig wie Sommertheater vor.“ Bürgermeister Schönberger ist sich allerdings schon im Klaren, dass Radon in der Region vorkommt. Mitarbeiter der Gemeinde haben sogar selbst nach dem Edelgas gefahndet. „Wir haben in den letzten zwei Jahren aller Wasser-Hochbehälter in der Verbandsgemeinde auf Radon untersuchen lassen. Das war eine reine Vorsorgemaßnahme, die von staatlicher Seite angeordnet wurde. Wir lagen da in allen Werten in der Verbandsgemeinde Westerburg, im Westerburger Land, das umfaßt hundertzehn Quadratkilometer, im grünen Bereich.“
Geringe Mengen können gefährlich sein
Für das Bundesamt für Strahlenschutz in Salzgitter ist die Gefahr dennoch nicht gebannt. Denn auch bei geringen Mengen kann Radon zur Gefahr werden, das haben jüngste Studien ergeben. Vor allem, wenn sich das Gas in Bodennähe sammelt und deswegen in höheren Konzentrationen eingeatmet wird als es eigentlich aus dem Boden kommt. Verbraucherschützer empfehlen einfache Schutzmaßnahmen – öfters mal Frischluft. Einige Westerburger beherzigen das schon. „Meine jüngste Tochter hat ihr Zimmer im Keller, und ich achte schon darauf, dass sie besonders gut lüftet, weil das ja wohl eine einfache Maßnahme wäre, um das Radon ein bißchen zu vermindern.“
Bei hohen Radon-Werten helfen aber nur bessere Abdichtungen der Kellerböden und -wände, sagen die Fachleute des Bundesamtes für Straßenschutz. Eine Westerburgerin macht sich da so ihre Gedanken: „Es ist ja so, wir leben ja alle auf dieser unteren Etage, wir arbeiten da, wir leben da und wenn sie sagen, aus den Kellern und Untergeschossen könnte das hochsteigen, müsste man das ja mal nachprüfen, ob dem so ist.“
Kostenpflichtige Messungen
Zahlreiche Umweltinstitute bieten solche Messungen an, auch für Privathaushalte. Um den guten Ruf des Westerwaldes zu retten, will auch Westerburgs Bürgermeister Helmut Schönberger erneut messen lassen. Denn er glaubt noch immer nicht an die hohen Radon-Werte, zumal auf dem Verwaltungsweg noch keine entsprechenden Informationen an die Verbandsgemeinde herangetragen wurden. „Ich überlege, ob wir entsprechende Gegenuntersuchungen oder Paralleluntersuchungen veranlassen. Denn es kann schlechterdings nicht sein, dass man solche Gefahr in den Raum streut und dann die Bevölkerung verunsichert wird und dass man Räume, die fremdenverkehrlich auch strukturiert sind, wegen solcher Dinge dann meidet, nur weil hier falsche Eindrücke unter Umständen in die Welt gesetzt werden.“