30 aktive Vulkane und Vulkanausbrüche alle zehn Jahre sorgen nicht nur für atemberaubende Naturspektakel, sondern gefährden vor allem die Einwohner Europas.
Unter der Erdkruste befindet sich eine Materie, die hohen Temperaturen und hohem Druck ausgesetzt ist. Durch die hohen Temperaturen erhitzt sie sich und wird flüssig. Es gibt zwei verschiedene Arten von Magma. Zum einen gibt es das „rhyolitische Magma“, welches zäh und dickflüssig ist und somit Gase gut festhalten kann, zum anderen den sogenannten „Basalt“, eine Art Magma, welches die Gase nicht gut festhält. Durch die Konsistenzveränderung strömt das Magma nach oben. Bleibt es in der Erdkruste stecken, nennt man den Vorgang „Plutonismus“, bricht es aber durch Risse in der Erdoberfläche und strömt nach außen, wird der Prozess als „Vulkanismus“ bezeichnet. An diesen Stellen befinden sich Vulkane. Dieses kann innerhalb der tektonischen Erdplatten sein, auf denen sich die sechs Kontinente bewegen, oder auch an ihren Grenzen, was meistens der Fall ist. Bewegen sich diese Platten nämlich voneinander weg, füllt das Magma diesen Zwischenraum aus und es entsteht ein sogenannter „Vulkanrücken“.
Auf der ganzen Welt verteilt gibt es ungefähr 1.500 Vulkane, welche aktiv sind. Diese Zahl scheint zuerst sehr hoch, da jene Vulkane, welche sich unter dem Meeresspiegel befinden, nicht sichtbar sind und so des Öfteren in Vergessenheit geraten. Doch das häufige Vorkommen erklärt die jährlichen 40 Eruptionen, die weltweit gezählt werden. Diese Eruptionen können sich bei demselben Vulkan in kurzen Abständen wiederholen. Jene Vulkane, die über hundert Jahre keine Eruption mehr aufgewiesen haben, werden auch als „erloschen“ bezeichnet.
Die Vulkanlandschaft Islands
Island ist bekannt für seine Vulkane und seine Vulkanausbrüche. Seine Anfälligkeit hierfür liegt daran, dass es ein Teil des Mittelatlantischen Rückens ist und somit komplett aus Basalt besteht. Island wird deshalb auch als größte Vulkaninsel angesehen, die 130 Vulkane umfasst. Hier sind die unterschiedlichsten Formen zu finden: Stratovulkane, Schildvulkane, Schlackenkegel, Eruptionsspalten und Tafelvulkane sind vorhanden, unter welchen sich ungefähr 30 Aktive zählen lassen. Im Durchschnitt bricht einer von diesen alle 10 Jahre aus, wobei sich die zeitlichen Abstände zwischen den Ausbrüchen immer mehr zu verringern scheinen.
Sogar Jahre nach dem Ausbruch des Lakis sterben noch tausende von Menschen
In Island ereignete sich zwischen Juni 1783 und März 1784 einer der größten und mächtigsten Vulkanausbrüche, den die Menschheit je gesehen hat. Hierdurch entstand eine 25 Kilometer lange Vulkanspalte, Lakagígar, die über 140 Krater umfasst, und aus welcher monatelang Lava hervorbrach. Die Lava nahm zwei Lavafelder, die eine Fläche von 565 Quadratkilometern betrugen, ein. Damit war fast die ganze Insel überflutet und die Felder verseucht. Obwohl Menschen wie auch Tiere vor dem langsamen Fluss der Lava fliehen können, brachte die enorme Menge hier zwischen 53 und 82 Prozent der Tiere und etwa 10.000 der Einwohner ums Leben. So kam die Idee auf, die Einwohner Islands in die Heidegegenden Jütlands umzusiedeln. Ausgeführt wurde diese aber nicht.
Doch dieser Ausbruch hatte nicht nur Folgen für Island, ganz Europa war von dem Ascheregen betroffen. Aus dem Vulkan stieg Kohlenmonoxid, Kohlendioxid und Schwefel hervor, um nur einige der giftigen Stoffe zu nennen. Diese verursachten europaweit Missernten, wodurch die Hungersnöte stiegen. Neben diesen verursachte die Luftverschmutzung, oder auch „Höhenrauch“, wie er genannt wurde, Atemwegserkrankungen. Dem britischen Geologen John Gratan zufolge stieg die Zahl der Sterbenden in dieser Zeit in einer untersuchten französischen Gemeinde um 25 Prozent. Sogar auf den Britischen Inseln starben in den Folgejahren 25.000 Menschen. Ebenso verringerte sich das Pflanzenvorkommen.
Nicht nur Lava, auch Wasser und Schlamm erobern das Land
Es gibt jedoch noch allerhand andere Folgen, die Vulkanausbrüche mit sich bringen. Oftmals müssen Flüge gestrichen oder Flughäfen gar geschlossen werden. Wie das zuvor erwähnte Ereignis gezeigt hat, können sich solche Ausbrüche über einen großen Zeitraum ziehen. Auch der Eviafialla in Island ist bekannt für seine länger anhaltenden Eruptionen, so dass sogar zwei Jahre lang mit Flugausfall gerechnet werden muss. Eine weitere fatale Folge sind Überschwemmungen von Wasser oder Schlamm. Unter dem riesigen Gletscher Vatnajökull liegt beispielsweise der Vulkan Islands „Bardarbunga“. Als dieser im Oktober 1996 ausbrach, litten die Menschen am fünften November unter einer Überschwemmung. Auch der unter diesem Gletscher liegende isländische See Grimsvötn wurde von vulkanischem Treiben mit Schmelzwasser gefüllt, so dass die Eisdecke hochgedrückt wurde und das Wasser sich hinaus drückte. Aus den 45.000 Kubikmetern Wasser pro Sekunde, das heraustrat, bildete sich eine riesige Flutwelle, die die einzige Straße zehn Kilometer lang überflutete und Brücken wie auch jegliche Leitungen zerstörte.