Er ist der älteste Baum der Welt und hat eine lange Geschichte als Heilpflanze – das »lebende Fossil« Ginkgo biloba.
Ginkgo biloba ist der älteste Baum der Erde – er hat sich schlichtweg geweigert, an der Evolution teilzunehmen. Die Ursprünge der Ginkgo-Gewäche lassen sich über 250 Millionen Jahre zurückverfolgen. Die Ginkgoaceen konnten also bereits auf eine lange Familientradition zurückblicken, als die ersten Dinosaurier über unseren Planeten trampelten.
Die ältesten schriftlichen Aufzeichnungen über den Ginkgo stammen aus dem 11. Jahrhundert. Danach begann sein Aufstieg: Zunächst zum, wohl vor allem wegen des hohen Alters, das er erreichen kann, Tempelbaum. Zu dem Zweck, die Tempelbezirke zu zieren, wurde er auch alsbald in Japan und Südkorea angepflanzt. Das Abendland wurde dem exotischen Sonderling aus dem Osten erstmals 1712 gewahr, als der deutsche Arzt, Botaniker und Ostasienreisende Engelbert Kämpfer (1651 – 1716) ihn ausführlich in seinen Reiseberichten beschrieb. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wanderten dann auch schon die ersten Ginkgos nach Europa ein.
Der Ginkgo – Von anno dazumal bis heute
Der älteste Baum der Welt zieht die Menschen seit jeher in seinen Bann. Der Mythos, von dem das »lebende Fossil«, wie Darwin den botanischen Sonderling einst nannte, umgeben ist, inspirierte zahlreiche Künstler und Literaten – nicht nur in seiner Heimat Ostasien, sondern auch im Abendland.
Seit Jahrhunderten sind die Blätter und Samen des »Baumes aus dem Osten« auch als umfassend wirksame Arzneien geschätzt. Sie werden in zahlreichen chinesischen Heilpflanzenbüchern aus dem Mittelalter und der beginnenden Neuzeit ihrer vielfältigen Heilwirkungen wegen gerühmt. Anwendungen mit Ginkgo-Blättern wurden beispielsweise empfohlen gegen Asthma, Bronchitis und Husten, Frostbeulen, Tuberkulose und Gonorrhoe sowie gegen Magen- und Hauterkrankungen und Unruhezustände. Sogar ein Wundpflaster wurde aus Ginkgo-Blättern hergestellt.
Ginkgo-Gedicht von Dichterfürst Goethe
Dieses Baumes Blatt, der vom Osten
meinem Garten anvertraut,
gibt geheimen Sinn zu kosten,
wie’s den Wissenden erbaut.
Ist es ein lebendig Wesen,
das sich in sich selbst getrennt,
sind es zwey, die sich erlesen,
dass man sie als Eines kennt.
Solche Frage zu erwidern
fand ich wohl den rechten Sinn,
fühlst du nicht an meinen Liedern,
dass ich Eins und doppelt bin.
(Johann Wolfgang von Goethe 1815 für seine Verehrerin Marianne Willemer)
Botanische Eckdaten
Das wohl Augenfälligste am Ginkgo sind seine lichtgrünen Blätter, die fächerförmig geformt an langen Stielen sitzen. An ihrem vorderen Ende haben sie oftmals einen tiefen Einschnitt, der sie in zwei Lappen teilt – daher auch »biloba«, zweilappig. Im Herbst kleiden sich die Blätter, die sich wie derbes Leder anfühlen, in schönes Goldgelb. Danach wirft der Ginkgo-Baum sein Laub ab und überwintert in kahlem Zustand.
- Wissenschaftlicher Name: Ginkgo biloba
- Volksnamen, zum Teil ins Deutsche übersetzt: Silberaprikose, Weltenbaum, Elefantenohrbaum, Fächerblattbaum, Tempelbaum, Beseeltes Ei, Mädchenhaarbaum, Entenfußbaum
- Familie: Ginkgo-Gewäche (Ginkgoaceen)
- Blütezeit: April bis Mai
- Sammelzeit: Spätsommer
- Vorkommen: Die ursprüngliche Heimat des Weltenbaumes liegt in China. Inzwischen trifft man den Ginkgo aber weltweit in gemäßigten Klimaregionen an.
- Verwendete Teile: Zu medizinischen Zwecken verwendet werden die Blätter.
Ginkgo, ein botanisches Unikum
Ginkgo biloba nimmt eine Sonderstellung in der Systematik des Pflanzenreichs ein. Denn er ist zwar ebenso wie die Nadelhölzer ein Vertreter der uralten Familie der Nacktsamer, gehört aber weder in die Familie der Nadelhölzer, noch in die der Laubhölzer. Da er entwicklungsgeschichtlich vor den Nadelhölzern rangiert, steht er vollkommen isoliert im System der Pflanzenfamilien. Was ihn weiterhin von anderen Pflanzen abhebt, ist das nahezu biblische Alter, das er erreichen kann: In seiner Heimat China finden sich einige Exemplare, die knapp viertausend Jahre alt sind. Außerhalb Ostasiens kann der Ginkgo an die zweihundert Jahre alt werden. Der Veteran entwickelt sich auch zu beachtlicher Größe: Zwischen dreißig und vierzig Meter kann ein Ginkgo-Baum hoch werden.
Ginkgo-Damen und -Herren gehen getrennter Wege – es gibt männliche und weibliche Bäume. Ihre Vermehrung überlassen die Ginkgos schlicht dem Wind: Der trägt den männlichen Pollen zu den weiblichen Blüten mit den freiliegenden Samenanlagen.
Wie uns Ginkgo hilft
Die wichtigsten Inhaltsstoffe im Ginkgo-Blatt sind Flavonoide, Glykoflavonglycoside und Quercetin sowie Bilobalid und verschiedene Ginkgolide. Sie alle lassen den Ginkgo auf mehreren Ebenen zugleich den Hebel ansetzen. Dieses breite Wirkspektrum ist unter anderem der Grund, weshalb Ginkgo bei Hirnleistungsstörungen wirksam ist: Er verbessert den Stoffwechsel im Gehirn und hilft, die Funktionen der Nervenzellmembranen aufrecht zu erhalten. Weiterhin fördert er die Verwertung von Glukose (Traubenzucker), verbessert die Fließeigenschaften des Blutes und hemmt die Bildung freier Radikale. Und, Ginkgo schützt vor altersbedingten Defekten der Nervenbotenstoffe, der so genannten Neurotransmitter.
Eigenschaften von Ginkgo:
- verbessert die Fließeigenschaften des Blutes
- fördert die kognitiven Fähigkeiten
- regt die Durchblutung an
- verbessert die Kompensation von Gleichgewichtsstörungen
- schützt die Nervenzellen
- schützt vor den negativen Effekten freier Radikale
- Risiken und Nebenwirkungen: Sehr selten können leichte Magen-Darm-Beschwerden, Kopfschmerzen oder allergische Hautreaktionen auftreten.
- Gegenanzeigen: Bei Überempfindlichkeit gegen Ginkgo-biloba-Zubereitungen dürfen diese nicht angewendet werden.
Anwendung von Ginkgo
Seit der Frühzeit als umfassend wirksames Heilmittel in ganz Asien geschätzt, bewährt sich Ginkgo heute in der modernen Phytotherapie. Diese bestätigte die überlieferten Anwendungsgebiete und erweitere sie zudem um einige neue. Zu den altbekannten Indikationen gesellten sich unter anderem Durchblutungsstörungen, Konzentrationsschwäche und Steigerung der geistigen Leistungsfähigkeit: Spezialextrakte aus den getrockneten Blättern haben sich als hochwirksame Medikamente zur Behandlung von Hirnleistungsstörungen erwiesen. Darüber hinaus sind sie angezeigt bei Durchblutungsstörungen, Schwindel und Gleichgewichtsstörungen, bei Kopfschmerzen, Ohrensausen und Hörsturz sowie bei Schwerhörigkeit und Verschlechterung der Sehschärfe.
Im Licht der Wissenschaft
Ginkgo biloba hat sich in den letzten Jahren einen festen Platz in der Behandlung von Hirnleistungsstörungen erobert. Der positive Effekt auf Gedächtnisleistung, Alltagskompetenz und Lebensqualität wurde bereits in vielen Studien bestätigt: Ginkgo biloba-Extrakte besitzen eine hohe Wirksamkeit bei leichten bis mittelschweren Hirnleistungsstörungen und dementiellen Erkrankungen. Sie bewirken eine signifikante Verbesserung der kognitiven Leistungsfähigkeit und Alltagskompetenz sowie ein nachhaltig verlangsamtes Fortschreiten dementieller Erkrankungen. Dabei ist Ginkgo-Extrakt synthetischen Medikamenten gegen Hirnleistungsstörungen vollauf ebenbürtig. Wo er hingen deutlich besser abschneidet, ist bei der Verträglichkeit und den Nebenwirkungen.
Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker
Empfehlenswerte Präparate mit Extrakt aus Ginkgo-Blättern sind beispielsweise:
- Gingopret Filmtabletten und Lösung
- Kaveri
- Rökan
- Tebonin forte, intens oder spezial