Feldenkrais entlastet den Körper. Hilfe bei gezerrten Muskeln, überlasteten Gelenken, Rückenschmerzen
Feldenkrais ist eine Therapieform, die körperliche Defizite auffangen und den Körper widerstandsfähiger machen kann. Das Ziel: individuelle Lösungen finden.
Gezerrte Muskeln, überlastete Gelenke, Rückenschmerzen. Immer mehr Menschen suchen nach alternativen Therapien, um ihren Körper belastbarer zu machen. Eine dieser Therapieformen ist „Feldenkrais“. Dr. Moshé Feldenkrais (1904-1984) hat sie ursprünglich für sich selbst entwickelt – aus der Not heraus. Nach einem Unfall beim Fußballspielen quälten den promovierten Physiker fortwährend Knieschmerzen, die medizinisch nicht behandelt werden konnten. Daher begann er, mit sich selbst zu experimentieren, studierte seine Körperbewegungen und verfeinerte systematisch sein kinästhetisches Empfinden, was schließlich dazu führte, dass er ohne Schmerzen gehen konnte. Im Bekanntenkreis probierte er seine Entdeckung aus und entwickelte daraus eine Lernmethode.
Bewusstheit durch Bewegung
Elke Mirbach ließ sich vor gut 20 Jahren zur Feldenkrais-Pädagogin ausbilden, zum Teil noch bei Moshé Feldenkrais selbst. In ihrer Kölner Praxis unterrichtet sie Menschen, die durch langes Sitzen am Computer unter Rückenproblemen leiden ebenso wie Behinderte oder Künstler, die von feiner Selbstwahrnehmung profitieren.
Es gibt zwei Unterrichtsmethoden: „Man unterscheidet zwischen ,Bewusstheit durch Bewegung‘ und ,Funktionaler Integration‘, erklärt Elke Mirbach. „Beide Techniken sind Lernprozesse, die dazu führen, dass der Schüler die Wahrnehmung seines Körpers verfeinert.“ Ziel ist es letztlich, die persönliche Organisation von Gelenken, Skelett und Muskeln zu erkennen, um Bewegungen dementsprechend anzupassen. Dabei gibt es weder „richtig“ noch „falsch“. „Jeder Körper ist anders, hat spezielle Erfahrungen gemacht und eine persönliche Bewegungsgeschichte“, sagt Elke Mirbach. „Ein und dieselbe Übung kann daher bei verschiedenen Menschen ganz unterschiedlich wirken.“
Körperliche Defizite erkennen
Jede Feldenkrais-Schulung beginnt damit, Schädigungen, wie etwa Überdehnung oder Überbeanspruchung von Muskeln, zu erkennen und Bewegungsmuster auszuloten. Bei „Feldenkrais – Funktionale Integration“ erfolgt dieses Kennenlernen in direkter Auseinandersetzung von Lehrer und Schüler. Der Schüler liegt auf einer speziell für diese Technik ausgerichteten Feldenkrais-Liege und wird vom Lehrer bewegt. „Indem ich den Körper berühre, stelle ich mit meinen Händen Fragen, die ich auch laut stelle, etwa , ,Wie fühlt sich die Bewegung an?‘, ,Ist die linke Seite länger als die rechte?‘, ,Was ändert sich, wenn die Muskeln angespannt sind?’“
Feldenkrais-Methode: ein Lernprozess
„Durch Feldenkrais-Lektionen findet jeder für sich heraus, wie er sich besser organisieren kann.“ Das betrifft auch die Gleichmäßigkeit. Jeder Körper ist asymmetrisch. Die „Schokoladenseite“ liegt bei Rechtshändern meist rechts und ist stärker beansprucht als die linke. Umgekehrt ist die andere Seite des Körpers schwächer und anfälliger für Verletzungen. Durch die Feldenkrais-Methode soll dieses Ungleichgewicht in Einklang gebracht werden, indem man beide Seiten gleichmäßiger benutzt.
Wo zuviel Muskeltonus besteht, wird die Belastung reduziert. Dafür werden an anderer Stelle Muskeln aufgebaut. Wichtig ist immer die Zusammenarbeit verschiedener Muskeln und Gelenke. „Wenn jemand mit Rückenproblemen kommt, heißt es nicht unbedingt, dass wir auch mit dem Rücken arbeiten“, sagt Elke Mirbach. Da alle Teile des Körpers zusammenhängen, kommt es oft vor, dass Schmerzen verschwinden, indem gerade andere Körperteile bewegt werden.
Mit Gefühlen vernetzen
Auf welche Weise Bewegungen erfolgen können, „merkt“ sich der Körper durch Wiederholung; wichtiger ist jedoch, dass Bewegungen mit Beobachtung und somit mit Gefühlen vernetzt werden. „Alles, was anstrengend ist, wird vermieden und auch schlecht behalten. Deshalb sind die Übungen klein, angenehm, schnell wiederholbar.“ Vor allem aber sind sie so langsam, dass Bewegungen erspürt werden können. Letztlich führt diese Körperarbeit dazu, dass der Schüler Muskeln nicht nur aufbaut, sondern auch bewusst gebraucht.
Aha-Erlebnis
Wer mit der Feldenkrais-Arbeit beginnt, hat nicht selten ungeahnte Aha-Erlebnisse, so, wie die amerikanische Tänzerin Garet Newell: „Früher glaubte ich, dass Kraft und Stärke Resultat harter Arbeit und Disziplin sind. Heute weiß ich, dass gute Organisation, Intelligenz und Kompetenz im Umgang mit sich selbst die wichtigste Quelle von Kraft und Stärke sind.“ Man kann es auch einfach mit Moshé Feldenkrais sagen: „Wenn Du weißt, was Du tust, kannst Du tun, was Du willst.“