Stillen ja oder nein? Was es mit der Weltstillwoche auf sich hat, welche Argumente die Befürworter haben und ob diese wirklich haltbar sind. Wie bei den meisten Fragen rund um Schwangerschaft, Geburt und Kindererziehung, gibt es auch zum Thema Stillen viele unterschiedliche Meinungen. Dabei gibt es meist zwei große Parteien – diejenigen die Stillen für das Non plus Ultra halten und nicht-stillende Mütter am liebsten auf Körperverletzung verklagen würden, und diejenigen die am liebsten gar nicht stillen möchten, sei es weil sie nicht nur Mutter, sondern auch wieder Frau sein möchten, oder weil sie denken ihren Busen dadurch zu ruinieren.
Die Weltstillwoche : „Stillen fördern – goldrichtig!“
Eines hat die Partei der Stillbefürworter den anderen voraus: eine ganze Aktionswoche rund ums Stillen, welche im Jahr 2008 vom 29.9. bis 5.10. stattfindet. Die Weltstillwoche ist die größte gemeinsame Kampange aller stillfördernden Organisationen, zu denen etwa Unicef sowie die WHO gehören. Sie wird jedes Jahr in über 120 Ländern begangen und steht in diesem Jahr unter dem Motto „Stillen fördern – goldrichtig!“
Im Zuge dessen bekommt man zum Teil abenteuerliche Aussagen zu lesen, wie etwa die, dass jährlich schätzungsweise rund 1,5 Millionen Säuglinge sterben, weil sie nicht gestillt werden. Wichtig zu erwähnen ist hier der Zusatz „weltweit“ und „vor allem in Dritte-Welt-Ländern“. Oder mit anderen Worten: für Deutschland bzw. allgemein die Industrieländer trifft diese Aussage nicht zu!
Argumente für das Stillen
Die WHO empfiehlt eine Stillzeit von sechs Monaten und das Teilstillen bis mindestens zum zweiten Geburtstag.
- Schutz vor Infektionen
Der Schutz vor Infektionen stellt das wichtigste Argument für das Stillen dar. Bei Kindern unter einem Jahr soll so das Risiko für Infektionskrankheiten um 30–56 % vermindert sein und es soll weniger oft zur Säuglingssterblichkeit kommen. Außerdem heißt es, dass gestillte Kinder auch später noch allgemein seltener krank werden als nicht-gestillte und z.B. weniger häufig an Diabetes mellitus erkranken.
- Höhere Intelligenz:
Etliche Studien wollen einen Zusammenhang zwichen dem Stillen und einer höheren Intelligenzentwicklung belegt haben. Angeblich sollen gestillte Kinder, welche voll gestillt wurden, einen um sieben Punkte höheren IQ haben und einen höheren gesellschaftlichen Status erreichen als nicht-gestillte Kinder. Allerdings trifft dies nur auf Kinder zu, welche eine bestimmte Version des Gens FADS2 aufweisen. Allgemein sind solche Studien mit Vorsicht zu genießen, da es genug Gegenbeispiele gibt und die Intelligenzentwicklung durch viele verschiedene Faktoren bestimmt wird – Stillen alleine genügt leider nicht, um dafür zu sorgen, dass aus seinem Kind was wird!
- Stillen fördert die Sprachentwicklung:
Beim Stillen werden die Bewegungsmuster geübt, welche nachher für die Lautbildung benötigt werden. Deshalb kann Stillen förderlich sein für die Sprachentwicklung. Dies heißt aber nicht, dass ein Kind später Sprachstörungen entwickelt, nur weil es nicht gestillt wurde. Sowieso hat jedes Kind seine eigene Geschwingkeit, wenn es um das Erlernen von Sprache geht, und eventuelle Entwicklungsverzögerungen bei nicht-gestillen Kindern werden normalerweise später mit Leichigkeit aufgeholt.
- Größere Mutter-Kind-Bindung:
Durch das Stillen wird im Körper der Mutter das sog. „Liebeshormon“ Oxytocin ausgeschüttet, welches dazu führt, dass die Mutter sich in ihr Baby verliebt. Das frühe Saugen und/oder Berühren an der Brustwarze und Areola kann zu einer engeren Bindung zwischen Mutter und Kind führen, vor allem in den ersten 30 Minuten nach der Geburt. Mit anderen Worten: auch Mütter, die später nicht stillen, können in den ersten 30 Minuten diese Bindung zu ihrem Kind aufbauen. Außerdem bauen auch Mütter, denen das Baby direkt nach der Geburt erstmal weggenommen werden muss, ebenfalls eine starke Bindung zu ihrem Kind auf – dies dauert nur vielleicht etwas länger, was aber nicht bedeutet, dass sie schlechtere Mütter sind!
Für was auch immer eine Mutter sich entscheidet, wichtig ist, dass sie hinter ihrer Entscheidung steht. Sie sollte nicht in die Situation gebracht werden, ihr Kind nur darum zu stillen, weil es ihre Umgebung von ihr erwartet.