Gefahren bei Fehldeutung von ersten Schwangerschaftssymptomen. Typ1-Diabetikerinnen können bereits vor einem positiven Schwangerschaftstest die hormonellen Veränderungen in ihrem Blutzuckerprofil ablesen.
Hegt man als insulinpflichtige Diabetikerin einen starken Kinderwunsch, so informiert man sich in der Regel bereits sehr früh über alle wichtigen Details, die mit einer Schwangerschaft einhergehen und plant den Familienzuwachs ganz bewusst in die Lebenssituation als auch den mütterlichen Gesundheitszustand ein. Bereits diese Voraussetzung schafft eine gewisse Sensibilität bezüglich der anstehenden körperlichen Veränderungen und man achtet sehr genau auf alle Anzeichen, die man demnächst an sich bemerken könnte. Hier sind natürlich wie bei jeder Frau zuerst einmal die Brüste zu nennen, die plötzlich größer und sensibler werden als sonst. Und auch die Müdigkeits- und Erschöpfungserscheinungen, starker Harndrang, ungewohnte Heißhungerattacken oder auch plötzliche Übelkeitserscheinungen stehen ganz oben auf der Liste der möglichen Schwangerschaftsanzeichen.
Gefahren bei Fehldeutung von ersten Schwangerschaftssymptomen
Leider kennt man als Diabetikerin einige dieser Anzeichen bereits unter einem anderen Aspekt und begrüßt diese daher eher mit einem gespaltenen Gefühl. Hierzu zählen vor allem der starke Harndrang in Verbindung mit überwältigender Müdigkeit, welche bei einem gut eingestellten Diabetiker bereits auf überhöhte Blutzuckerwerte hindeuten. Hier ist man gerade in einem schnelllebigen Alltag häufig in Gefahr, einfach ein paar Einheiten Insulin zu spritzen, um schnell zu handeln, ohne sich lange aufzuhalten. Zwar ist diese Methode grundsätzlich falsch, da ohne den aktuellen Blutzuckerwert keine ordnungsgemäße Korrektur vorgenommen werden kann, jedoch überzeugt der Gewohnheitstrott viel zu oft zu einem solch schnellen und unsicheren Verfahren. Besonders in einer möglichen Frühschwangerschaft wäre eine derart unüberlegte Handlung jedoch fatal. Schließlich sind es gerade die ersten Schwangerschaftswochen, in denen der Körper wesentlich weniger Insulin benötigt als sonst und so wesentlich schneller als gewohnt mit einer Hypoglykämie reagiert.
Spezifische Anzeichen einer Schwangerschaft mit Diabetes
Interessant ist jedoch, dass es nicht nur die bekannten Anzeichen sind, die bei Diabetikern auf eine Schwangerschaft hindeuten. Jede Frau, die ihren Körper als auch ihr normales Blutzuckertagesprofil sehr gut kennt, wird auch hier spürbare Veränderungen bemerken können, noch bevor der Schwangerschaftstest ein positives Ergebnis anzeigt.
Plötzlich benötigt der Körper von Tag zu Tag weniger Insulin als sonst und man spürt immer häufiger, dass man sich in den berechneten Insulingaben verkalkuliert hat. Diese Veränderung passieren schleichend über einige Tage hinweg und haben ihren Höhepunkt, wenn man trotz sehr guter Einstellung plötzlich auftretende Unterzuckerungen nicht mehr rechtzeitig bemerkt. Plötzlich hat man das Gefühl, Unterzuckerungen sehr viel intensiver und schlimmer zu erleben als bisher und leidet bis hin zu körperlich sichtbaren Symptomen wie Schweißausbrüchen, Schwindel und Bewusstseinsveränderungen.
Meist sind genau diese intensiv erlebten Unterzuckerungen der Punkt, an dem man sich irgendwie „anders“ fühlt. Man ist schockiert über diese körperlichen Reaktionen, die man viel zu spät wahrgenommen hat, obwohl man sonst immer sehr zeitig eine sich anbahnende Hypoglykämie verhindern konnte.
Der richtige Zeitpunkt für einen Schwangerschaftstest
Diese plötzlichen und unkalkulierbaren Veränderungen werden durch den Anstieg des HCG (Humanes Choriongonadotropin) im Körper verursacht und sollten nicht unterschätzt werden. Da Schwangerschaftstests das HCG im Urin nachweisen, sollten diese zum jetzigen Zeitpunkt bereits ein positives Ergebnis liefern. Ein wenig Unwohlsein spielt nun sicher bei jeder Frau mit und trübt in den ersten Minuten ein positives Ergebnis. Schließlich drängt sich ab sofort immer wieder die Frage in den Kopf : Wird die ganze Schwangerschaft so schwierig?
Diabetes-Behandlung auf die Schwangerschaft einstellen
Eigentlich sind es nur die ersten Wochen, in denen man die Schwangerschaft als extrem schwierig zu bewältigen einstuft. Meist arrangiert man sich bereits nach einigen Tagen damit, dass man nun deutlich weniger Insulin spritzen, häufigere Zwischenmessungen durchführen und in jeder Situation auf plötzliche Unterzuckerungen vorbereitet sein muss. Und auch die Schwelle, an der man sich anbahnende Hypoglykämien bemerkt, rutscht bereits nach wenigen Wochen wieder ein kleines Stück in den tolerierbaren Wertebereich.
Wichtig ist jedoch gerade im ersten Schwangerschaftsdrittel große Achtsamkeit und Vorsorge:
- Traubenzucker und Säfte sollten immer greifbar sein.
- Jede körperliche Aktivität muss gut geplant sein und kleine Zwischenpausen beinhalten.
- Eine Blutzuckermessung sollte alle 3 Stunden stattfinden, zur Sicherheit auch vor dem Autofahren und wenn nötig ein Mal pro Nacht.
- Bei ersten Anzeichen einer Unterzuckung besteht sofortiger Handlungsbedarf: Die Glukoseaufnahme duldet keinen Aufschub!
- Sicherheit bietet ein Glukagon-Notfallset bei Unterzuckerungen, in denen man selbst nicht mehr reagieren kann!