Wenn im Beruf die Kleidung stimmt, profitiert das Image und die Karrierechancen steigen.
Welche Kleidersünden im Büro absolut tabu sind, hat das Linzer Meinungsforschungsinstituts „Spectra“ in persönlichen Interviews mit tausend Personen erfragt. Am schlimmsten finden die Befragten am Arbeitsplatz zu kurze Anzughosen oder bauchfreie Tops. Jeder Dritte definierte Modesünde als „Bekleidung, die nicht zum Anlass passt“ oder „peinlich wirkt“. Für ein Fünftel gilt das bereits dann, wenn die Kombination der Teile nicht zusammenpasst.
Jeder zweite findet, dass berufstätige Frauen auf bauchfreie Oberteile oder hervorblitzende Stringtangas verzichten sollten. Für 47 Prozent sind tiefe Dekolletés bei zu viel Oberweite eine Modesünde, 40 Prozent finden hervorschauende BHs unmöglich. Nur jeder vierte Mann hat etwas gegen halbtransparente Oberteile, während der Anteil der Frauen hier bei 44 Prozent liegt.
Hitliste der Modesünden bei Männern im Büro nach Spectra
- kurze Anzughosen
- bunte Socken zum Anzug
- Männerröcke
- Fußball-Shirts des Lieblingsvereins
- Schlabberhosen
- Nicht abgestimmte Farbkombinationen beim Anzug
- Schlüsselbund an der Hose
- Männerhandtaschen
Wie Kleidersünden der Karriere schaden
Es ist in vielen Berufen nach wie vor von Bedeutung, wie man gekleidet ist. Und viele Chefs achten auch gezielt darauf, welches Outfit ein Mitarbeiter trägt. Besonders wichtig ist der Dresscode in medizinischen Berufen, da hier Kleidung und der Eindruck von Seriosität besonders eng zusammenhängen. So muteten etwa australische Forscher den Patienten eines australischen Lehrkrankenhauses Mediziner mit Nasenringen und schrill gefärbten Haaren zu. Man wollte wissen, wie stark das Aussehen des Arztes und das Patientenvertrauen zusammenhängen. Wie zu erwarten, war der Vertrauensvorschuss in die Nasenringträger gering bis gar nicht vorhanden. Die meisten Patienten wollten ihren Arzt wenigstens in Anzughose und Oberhemd sehen. Apropos Hemd: Das darf nicht zu schrill sein. Hawaii-Hemden ließen den Vertrauenslevel ebenso sinken wie Jeans und auffallende Frisuren.
Rosemarie Wrede-Grischkat, Imageberaterin und Autorin zahlreicher Fachbücher zum Thema berät Ärzte und weiß aus ihrer Erfahrung, dass gerade Patienten jede Kleidersünde genau registrieren. So seien etwa bei Frauen schulterfreie Oberteile, Strumpfhosen mit Laufmaschen, zu tiefe Ausschnitte, schiefe Absätze und zu viel Schmuck besonders peinlich. Sie betont, wie wichtig es sei, auf solche Kleinigkeiten zu achten: Frauen würden an ihrem Arbeitsplatz einer strengeren „Oufit-Kontrolle“ unterzogen als Männer. Doch auch für Männer gelte laut Wrede-Grischkat, dass Ansehen definitiv mit Aussehen zu tun habe.
Andere Länder, andere Kleidersitten
Viele britischen Unternehmen legen bei Mitarbeitern in höherer Position Wert auf Gepflogenheiten und Traditionen. Korrekte Kleidung ist in vielen (aber nicht allen Branchen) ein „Must“ und gilt als Zeichen des Respekts gegenüber Kunden, Kollegen und Vorgesetzten. Die Dame trägt ein Kleid oder einen Rock und keinesfalls Birkenstocks (fußzerstörende Stöckelschuhe werden hingegen akzeptiert!). In Hosen sieht man Frauen oft nur in einigen besonders fortschrittlichen Einrichtungen (keine Blue Jeans natürlich!).
Für den Herrn sind ein weißes Hemd, dunkle Stoffhosen und vor allem ein Schlips die passende Arbeitskleidung. Die Krawatte darf ausgefallen sein; das Hemd aber nicht. Die bevorzugten Farben sind weiß oder blassblau. „Not amused“ sind die Briten über auffallende Farbtupfer oder grob gemusterte Oberhemden. Manchmal darf es auch ein Rollkragenpulli sein. An Männerfüße gehören elegante Straßenschuhe, keinesfalls aber weiße Schuhe oder gar Birkenstocks, die als Gipfel der Geschmacklosigkeit gelten.
In Südeuropa ist die Kleiderordnung oft weniger formell, aber auch hier sieht man Schlappen und andere „Modesünden“ nicht gerne. Unverzichtbare Bestandteile des „Smart Dress“ sind Stoffhose, Hemd und Krawatte.
Rausschmiss für Pluderhosen-Träger
Strenge Richtlinien enthielt die 1562 erlassene Kleiderordnung der alten Erfurter Universität für angehende Mediziner.
Die Leitung der Erfurder Universität fordert, „daß die Doctores und Licentiaten ihrem Stande zur Ehre und zum guten Beispiele, wie es während langen Jahrhunderten gebräuchlich gewesen, lange Kleider tragen, so daß die Röcke eine Hand breit unter die Knie gehen.“
Was heute in manchen Ländern die Jeans ist, war dazumal die Pluderhose. Sanktionen trafen allerdings nicht nur ihre Träger – sondern auch die Schneider, die sie herstellten: „Dieweil auch die Pluderhosen eine unflätige und schändliche Tracht ist, welche viel kostet und doch übel steht, soll der Schneider, welcher sie gemacht, dem Rat 10 Gulden und der Student, der sie trägt, 10 Gulden dem Rektor zur Strafe geben oder drei Jahre lang ausgeschlossen sein.“