Das Bewerbungsgespräch ist der letzte Punkt in einer langen Liste von wichtigen Vorbereitungen. Wer sich an die Vorgaben hält, hat mehr Erfolg als Absagen.
„Was will ich? Was kann ich? Welcher Job interessiert mich wirklich, und wofür bin ich geeignet?“ Diese entscheidenden Fragen muss man für sich klären, bevor man sich irgendwo bewirbt, sagt Doris Fabian. Sie ist Leiterin eines Personalbüros im niederösterreichischen Mostviertel und macht Bewerbungstrainings an Schulen. Daher kennt sie die Sorgen vor der ersten Bewerbung. „Ganz entscheidend ist auch, ob der Beruf genügend Weiterbildungsmöglichkeiten bietet und wie es mit dem Verdienen ausschaut.“ Wenn der Beruf an erster Stelle steht, heißt es vielleicht auch Opfer bringen, etwa größere Entfernungen zum Arbeitsplatz zurückzulegen oder sogar umziehen.
Sind diese Fragen beantwortet, kann die Suche nach freien Stellen beginnen. Es hat wenig Sinn, Bewerbungen an Betriebe zu schicken, die gerade keine freien Jobs haben oder keine Lehrlinge ausbilden. Ein kurzer Anruf in der jeweiligen Firma erspart frustrierende Absagen. Bei der Stellensuche helfen natürlich auch das Arbeitsmarktservice, Zeitungsannoncen und das Internet.
Nur Bilder von professionellen Fotografen verwenden
Nun kann es an das Verfassen eines Bewerbungsschreibens gehen. Wer nicht genau weiß, wie das aussehen soll, findet Infos im Internet. Nur so viel: Es muss ordentlich aussehen und fehlerfrei geschrieben sein. Am besten kontrolliert es jemand, dessen Deutsch perfekt ist. Unterschrieben wird mit Vornamen und Familiennamen – nicht umgekehrt! Wichtig ist auch zu wissen, ob und welche Zeugnisse beigelegt werden sollen. Ebenfalls bedeutsam ist das beizulegende Foto. Automatenbilder oder private Schnappschüsse reichen nicht. Bilder von professionellen Fotografen bringen mehr als sie kosten.
Nun nehmen wir an, fünfzig Bewerbungsschreiben sind abgeschickt. Vierzig wurden gar nicht beantwortet, auf acht kamen Absagen und zwei Firmen laden zu einem Vorstellungsgespräch. Nun folgt der nächste Griff zum Telefon: „Den Termin für das Gespräch musst du selbst vereinbaren, und nicht von Mama machen lassen“, weiß Markus Huber, Metallbearbeitungstechniker-Lehrling im dritten Lehrjahr, aus eigener Erfahrung.
Piercings kommen meist nicht gut an
„Nicht zu viel Haut zeigen!“, rät Doris Fabian den Mädchen, was die Kleidung beim Bewerbungsgespräch angeht. Sie empfiehlt einen Hosenanzug oder ein Kostüm mit Bluse. Für Burschen ist in manchen Firmen sogar ein Anzug mit Krawatte angesagt. Die Haare sind gewaschen und frisiert, das Gesicht rasiert, die Fingernägel sauber. „Sei überpünktlich und verzichte auf die Zigarette vor dem Firmengebäude, das riecht selbst ein rauchender Chef!“, weiß Frau Fabian. Schminke, Parfum und Rasierwasser werden nur dezent eingesetzt, die Schuhe sind geputzt. Piercings lässt man am besten vor dem Gespräch in der Tasche verschwinden, „denn damit tun sich viele Chefs schwer“, meint Fritz Baumgartner, Inhaber eines großen Metallbau-Unternehmens.
Dann kommt der große Moment: „Die ersten vier Sekunden sind total wichtig!“ sagt die Handelsakademie-Schülerin Martina Schartmüller. Auch während nicht mit Worten gesprochen wird, spricht die Körperhaltung: „Wenn du herumlümmelst, dich zurück lehnst und die Hände vor der Brust verschränkst, rasseln deine Chancen massiv nach unten“, erklärt Martina.
Interessante Hobbys punkten
Lang im Voraus zu überlegen sind Antworten auf typische Fragen wie: Warum willst du ausgerechnet diesen Beruf ergreifen, was sind deine Stärken und Schwächen? Wer interessante Hobbys aufzählen kann, punktet zusätzlich. Bewerbungen um einen Arbeitsplatz ziehen sich durch das ganze Leben, denn kaum jemand bleibt heute immer in derselben Firma. Trotzdem gibt es die aufregende erste Bewerbung: Um eine Lehrstelle nach der Pflichtschulzeit, um einen Job nach der Fachschule oder Matura. Doch wenn man sich gut vorbereitet und sich die Ratschläge zu Herzen nimmt – was soll da noch schief gehen?